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Botschaft an Afrika

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Nicht als Enzyklika, sondern als Botschaft an einen ganzen Kontinent, was in dieser Form ein Novum darstellt, wurde im Vatikan die päpstliche „Botschaft an Afrika“ veröffentlicht, die sich an Katholiken und Nichtkatholiken sowie an alle Stände der Völker dieses Kontinents wendet. Das Dokument beginnt mit den Worten „Africae ter-rarum“ und ist vom 29. Oktober datiert.

Nach einem Gruß an die nichtkatholischen Christen appelliert der Papst an die Mohammedaner, mit den Christen in der Verteidigung der menschlichen Grundrechte zusammenzuarbeiten. Paul VI. hebt hervor, daß der Übergang zur Unabhängigkeit fast in allen Fällen friedlich verlaufen sei, und betont, daß — wenn gelegentlich die Gewalt die Oberhand gewonnen habe oder gewinnt — dies noch kein Grund sein könne, ein Volk, eine Nation oder gar einen ganzen Kontinent zu verurteilen.

Der Papst spricht dann von den Werten der afrikanischen Tradition, womit diese Botschaft das erste päpstliche Dokument ist, das die afrikanische Kultur ausdrücklich anerkennt.

Paul VI. kommt aber auch auf die Unordnung und die Gewalttaten zu sprechen, die verschiedene afrikanische Länder in Verwirrung gestürzt und sogar die Ausmaße eines Völkermordes aufgenommen haben, sowie auf die Verfolgung und Ausweisung von Missionaren und auj

die Rassendiskriminierung. Hinsichtlich der Rassenfrage in diesem Kontinent weist er auf die Forderung nach gemeinschaftlicher Zusammenarbeit hin, in der die einen auf die anderen angewiesen sind. Er fordert die Verwirklichung des Kampfes gegen den Analphabetismus, die Ausweitung der schulischen Erziehung und die Modernisierung der Landwirtschaft, wobei er an seinen Vorschlag eines Weltfonds als Ausdruck und Instrument der weltweiten Zusammenarbeit erinnert.

Der Papst räumt dann ein, daß es die Missionare in der Vergangenheit da und dort an Verständnis für den positiven Wert der alten Gebräuche haben fehlen lassen. Anderseits dürfe man aber nicht vergessen, daß gerade vielen Missionaren der erste Schulunterricht, die erste gesundheitliche Hilfe und die erste Verteidigung der persönlichen Rechte zu verdanken seien. Die katholischen Bischöfe und Priester in Afrika fordert der Papst auf, mit den nichtkatholischen Christen, den Anhängern nichtchristlicher Religionen und allen Menschen guten Willens zusammenzuarbeiten.

Die Staatsmänner Afrikas werden von Papst Paul VI. nachdrücklich zur Suche nach dem Frieden aufgefordert. Abschließend drückt er sein festes Vertrauen aus, daß Afrika trotz gewisser Schatten „seine staatlichen Einrichtungen festigen wird und sich auf dem Wege des Fortschrittes mit voller Achtung der Rechte Gottes und der Menschenwürde zu bewegen versteht“.

Aufbau der brüderlichen Gemeinden

Die Glaubens- und die Strukturkrise in der Kirche, von denen sehr oft gesprochen wird, haben hier1 ihre Ursache. Die geistlichen, karitativen, pastoralen und verwaltungsmäßigen Dienstfähigkeiten der Amtsträger sind überfordert, weil diese natürlich begrenzt sind, während die Dienstfähigkeiten vieler Gemeindemitglieder brachliegen. Oft hat man den Eindruck, daß es in der Pastoral nicht zuerst um den Nutzen der Gemeinde geht, das heißt um die Erweckung und den Einsatz der Geistesgaben und Charismen für den Aufbau der Bruderschaft, sondern um die kirchenrechtliche Zulässigkeit der Dienste von Gemeinderniibgliedern und um die Wahrung des Prestiges und der Zuständigkeit der Vorsteher der Kleruskirche von gestern. Von der Gemeindefcirche sind wir, von guten und erfreulichen Ansätzen in einzelnen Gemeinden in Stadt und Land abgesehen, noch weit entfernt.

Aber ein Anfanig wurde bei der

Gemeindebildung nach biblischem Vorbild und nach den Anforderungen der Gegenwart gesetzt. Die ersten Schritte in Österreich unternahm die Katholische Aktion; in den Studentenhäusern der Katholischen Hochschuljugend fand die Gemedndetheologie Jahre hindurch ihre ersten Pflegestätten, von dort fand sie auch Eingang in das Denken und Wollen weiterer Kreise. Sie hat dabei sich selbst, die Seelsorge und die erneuerungswilligen Katholiken provoziert und beunruhigt. Ob aus dieser Unruhe auch eine heilsame Unruhe werden wird, liegt bei den Seelsorgern und den Gläubigen, die, wie Petrus sagt, die Bruderschaft, die vom Herrn brüderlich verfaßte Gemeinde lieben. Die Seelsorger müssen sich vor allem mit der Gemeindetheologie befreunden, denn ohne sie gibt es keine Gemeindebildung von der Läturgde, von der Verkündigung und schon gar nicht von der gelebten Bruderliebe her.

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