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Das Mühen um die Einheit

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Wir sind Zimmernachbarn. Wie die meisten der 2500 Teilnehmer an dem großen, weltweiten Treffen der Kirchen, sind wir in dem modernen Komplex der Studentenapartements in der Djäknegatan am nördlichen Stadtrand der schwedischen Universitätsstadt unter gebracht. Als wir uns am Tag der Ankunft zum erstenmal begegnen, sehe ich das Bild „Seiner Paternität“, des Generaloberen der „Sozietas Verbi Divini“, vor mir, das in der Halle des Missionshauses St. Gabriel in Mödling bei Wien hängt: ruhig, konzentriert,

nüchtern, freundlich und gepflegt. Man begreift, daß etwas von der Missipnststrategie der letzten Jahre auf seine Initiative zurückgeht. Pater Dr. Johannes Schütte (55) ist in Uppsala einer der 15 offiziellen römisch-katholischen „delegierten Beobachter“.

FRAGE: Wie ist es eigentlich dazu gekommen, daß Sie, Pater Doktor Schütte, von Rom delegiert wurden?

ANWORT: Ich glaube, es wurden Fachleute für alle Verhandlungsgebiete in Uppsala aiusgewählt. Man wünschte wohl, auch einen Spezialisten für Mission dabeizuhaben.

FRAGE: Fühlen Sie sich hier irgendwie fremd und eigentlich nicht dazugehörig? Oder haben Sie den Eindruck, daß Sie wirklich Partner sind?

ANTWORT: Ich fühle mich durchaus nicht fremd, sondern als Teilnehmer, der voll und ganz dazugehört. Man ist hier tatsächlich ganz „aufgenommen“. Im übrigen wird der katholischen Beteiligung und Mitarbeit ganz besondere Beachtung und Aufmerksamkeit geschenkt. Auch die Beiträge der „delegierten Beobachter“ werden emstgenommen und durchaus berücksichtigt, wie ich selbst erfahren habe. Überhaupt ist es auffällig, wie das neue, zukünftige Verhältnis der römisch- katholischen Kirche zum ökumenischen Rat und ihre mögliche engere Zusammenarbeit im Blickpunkt des Interesses und der Erwartung aller steht.

FRAGE: Sie haben als Generaloberer eines der großen katholischen Missionsorden am II. Vatikanischen Konzil teilgenommen. Läßt sich das ökumenische Treffen hier in Uppsala in irgendeiner Weise mit dem Konzil vergleichen?

ANTWORT: Natürlich liegt zunächst rein äußerlich ein Vergleich nahe. Und sicher ist diese Vollversammlung auch ein ökumenisches Ereignis von großer Bedeutung. Aber doch sind die tatsächlichen

Unterschiede nicht au übersehen und sehr bedeutsam.

Allein schon, wenn man an die Zeit denkt, die zur Verfügung steht. In Rom waren es viermal zwei Monate. Hier sind wir nur 16 Tage beisammen. Ferner sind die Doku-

mente, die hier erarbeitet und beschlossen werden, keine verbindlichen Dekrete, wie es beim Konzil der Fall war, wo sie mit ihrer Pro- mulgierung durch den Papst in Kraft gesetzt wurden. Hier handelt es sich nur um Empfehlungen, die zur Beachtung, zum Studium und „zur entsprechenden Veranlassung“ an die MitgliedskiTchen des ökumenischen Rates weitergegeben werden. Damit hängt zusammen, daß eine Vollständigkeit nicht einmal angestrebt wird. Es sind eigentlich in eine bestimmte Situation hineingesprochene Worte, die ihre Überzeugungskraft nur in sich selber und durch das ihnen eigene Gewicht haben.

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