"Ich verlasse die Politik mit Dankbarkeit“

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Zwei große Fragen belasten aus meiner Sicht die Politik und die öffentliche Diskussion: die Fragen nach Anstand und Stillstand in unserem Land. Ein Mangel an Anstand einzelner Politiker, auch aus den Reihen der ÖVP, hat das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik insgesamt massiv beschädigt. Das Verhalten dieser Politiker war und bleibt zutiefst beschämend. Keine Partei, und schon recht nicht die ÖVP, kann ein derartiges Verhalten in ihren Reihen tolerieren.

Ich wollte immer, dass wir in Österreich etwas weiterbringen - und das wünsche ich mir auch für die Zukunft. Aber es ist klar: Um diese großen Aufgaben zu bewältigen, bräuchte ich heute noch mehr Kraft als in den letzten Jahren - und nicht weniger. Und ich habe nach meinem beidseitigen Lungeninfarkt vor nun gut drei Wochen alles daran gesetzt, eine rasche und nachhaltige Genesung zu erreichen. Ich habe mich mit meinen Ärzten sehr, sehr intensiv beraten, über alle Folgen und Risiken. Und mir wurde klar, dass meine gesundheitliche Situation Risiken birgt, die mit engagierter Spitzenpolitik unvereinbar sind.

Vor diesem Hintergrund habe ich mich entschieden zu gehen: Nicht gegen die Politik, sondern für meine Gesundheit und meine Familie entschieden. Ich muss leider zur Kenntnis nehmen, dass ich den Anspruch, den ich für mich selber definiert habe, nämlich als Parteiobmann für die Funktionäre und vor allem für die Menschen da zu sein, nicht mehr erfüllen kann.

Eine Lehre der letzten Jahren ist für mich auch, dass man in seinem Bereich Verantwortung übernehmen muss - für sich selbst und für die Gesellschaft. Und ich tue das heute und ziehe mich vollständig aus der Politik zurück. Zwei Jahre vor der nächsten Nationalratswahl möchte ich - und das ist ein inniger Wunsch - ein geordnetes Haus übergeben: In der Partei, hier im Finanzministerium und auch als Vizekanzler. Ich stehe also bereit, einen guten Übergang in der Partei wie auch in der Koalition zu begleiten.

Ich verlasse die Politik mit Dankbarkeit, diesem Land gegenüber, dem ich acht Jahre lang gedient habe. Ich danke meinen Wegbegleitern in der Regierung, in meinem Büro, in der Partei, die persönlich sehr viel eingesetzt haben. Ich danke auch meiner Familie, die in diesen acht Jahren auf vieles verzichten musste, mich dabei aber auch verständnisvoll begleitet und getragen hat. Und schließlich gilt mein tiefster Dank den Rettungskräften in Tirol. Ihnen verdanke ich mein Leben.

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