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In der gemeinsamen Arbeit
von „Caritas“ und „Innerer Mission“ (protestantische Caritas). Nicht dem wurde in erster Linie geholfen, der gleicher Konfession war, sondern dem, der es am meisten nötig hatte. Es war für uns eine besondere Freude, zu erfahren, daß diese Haltung auch die caritative Arbeit der deutschen Katholiken und Protestanten im Ausland, die allen in unvergeßlicher Erinnerung bleiben wird, gekennzeichnet hat. Es ist sehr tröstlich zu erfahren, daß auch die Konfessionen als Gemeinschaften mehr von dem Wort Christi erfüllt werden: Die Rechte soll nicht wissen, was die Linke tut.
Zum ersten Male einigten sich 1945 Katholiken und Protestanten parteipolitisch in der Christlich-Demokratischen Union (CDU). Die derzeitige Bundesregierung, eine Koalition von Liberalen und CDU, zählt gläubige Katholiken und Protestanten unter ihren Ministern. Auch in der sozialpolitischen Aktion außerhalb der politischen Parteien gehen Katholiken und Protestanten .oft Hand in Hand. Man darf nicht verkennen, daß dieser Prozeß katholisch-protestantischer Annäherung, der sich übrigens auch in einer Studiengruppe, „Una Sancta“, organisatorisch äußert, in aller Nüchternheit beobachtet werden muß und aicht Gegenstand sentimentaler Einheitsbemühungen werden darf. Wie von einem ökumenischen Theologen des Jesuitenordens bemerkt wurde, wäre es auch eine Verfälschung des Anliegens Christi in seinem Gebet „Ut omnes unum sint“, wenn sich die Einigung der Christen heute nur gegen etwas, zum Beispiel in einem „Christen aller Konfessionen, vereinigt euch“, entwickeln würde. Die immer tiefer auftauchenden Schwierigketten theologischer und psychologischer
Art, die Wachsamkeit der katholischen Kirche bei allem Wohlwollen, die antikatholischen Komplexe vieler Protestanten, all das sind Dinge, die ernst genommen werden müssen. Aber was am meisten ernst genommen werden muß, ist dies: Alle, die sich nach dem Heiland der Welt benennen, verspüren in einer neuen und vertieften Weise die große Verantwortung, die sie gegenüber der indifferenten und feindlichen Umgebung haben, und leiden an einer Spaltung, die man auf beiden Seiten jahrhundertelang zu leichtsinnig hingenommen hat.
Der Katholizismus befindet sich auf dem Wege einer religiösen Vertiefung, einer sozialen Aktivierung und einer materiellen Verarmung. Dadurch wird er — wie es bereits jetzt deutlich wird — an quantitativer . Bedeutung verlieren. Um so wichtiger ist es, daß die Stimme der Kirche auch von den nichtkatholischen Eliten so ernst genommen wird wie nie in der bisherigen Geschichte der Neuzeit. Was sich auf katholischer Seite gegenüber dem Protestantismus ereignet hat, war auch gegenüber den übrigen Erscheinungen der Neuzeit geschehen: man hatte sich in das Defensivghetto der Apologetik eingesperrt. Heute beginnt der umgekehrte Weg: man trägt die Botschaft vom Heil in die Welt hinein. Auf den Universitäten braucht man als Katholik nicht mehr — wie noch um die Jahrhundertwende — zu fürchten, daß der katholische Glaube angegriffen wird. Im Gegenteil: jedes ernste, verantwortungsbewußte Wort eines Katholiken wird ernst genommen. Sind die deutschen Katholiken auf der Höhe dieser Aufgabe? So kann man sich mit Recht fragen.
Von besonders dramatischem Charakter ist zur Zeit
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