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Manchmal verdichten sich die großen Themen und Fragen der Zeit aber auch der Kirche in kleinen Erlebnissen und Begegnungen - auch mit ihrer ganzen Spannung und Polarität.

Ein palästinensischer Muslim, mit dem ich mich an der Wirtschaftsuniversität für Lehrveranstaltungen über "Ethik und Gerechtigkeit in der internationalen Wirtschaft" eingesetzt habe, stirbt überraschend. Sein Begräbnis und die Kontakte mit seinen Glaubensbrüdern legen mehr Gemeinsames als Trennendes in der Suche nach Gott und der Sorge um die Zukunft der Welt offen.

Eine junge Frau bereitet sich seit Anfang des Jahres auf die Taufe vor. Sie hat sich schon bisher mit dem Glauben der katholischen Kirche auseinander gesetzt - jetzt will sie auch "dazugehören". Ein junges Paar, sie katholisch, er evangelisch, wollen kirchlich heiraten. Im Gespräch mit den beiden wird mir wieder einmal bewusst, wie dringend der Bedarf an beherzteren Schritten über die Konfessionen hinaus zu einer Kirche ist. Die Beauftragung mit den Kontakten zwischen der Erzdiözese Wien und den Roma und Sinti führt in Gespräche, in denen die Erwartung der Menschen dieser Volksgruppe nach mehr Geborgenheit in der Kirche spürbar wird.

Bei der Begleitung des "letzten Weges" einer alten Frau erinnere ich mich der vielen Gespräche mit ihr darüber, wie schwer ihr manchmal das Glauben gefallen ist angesichts des kirchlichen Umgangs mit ihr als lediger Mutter. Während der Feier unserer Firmung und angesichts der spürbaren Resonanz der Predigt des Firmspenders wird mir bewusst, wie sehr diese jungen Menschen Verankerung und Beheimatung in der Kirche brauchen.

Um die heikle Balance in meiner Kirche zwischen "Identität" und Relativierung von Grenzen bitte ich den Geist Gottes derzeit besonders intensiv.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger.

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