
Universität im globalen Süden: Ganzheitliche Immersion
Das EU-Programm „Erasmus+“ fördert akademische Mobilität auch abseits der Komfortzone: Wie bereichernd es sein kann, an einer Universität im globalen Süden zu lehren. Ein Erfahrungsbericht.
Das EU-Programm „Erasmus+“ fördert akademische Mobilität auch abseits der Komfortzone: Wie bereichernd es sein kann, an einer Universität im globalen Süden zu lehren. Ein Erfahrungsbericht.
„Dr. Thomas, können Sie uns nicht auch in Deutsch unterrichten?“, fragten zwei meiner Studentinnen gleich in der ersten Lehrveranstaltung, die ich hier an der „University of Kurdistan Hawlêr“, in der Hauptstadt der Autonomieregion Kurdistan des Irak, zu halten begonnen hatte. Und so wurde ich neben meiner Gastprofessur auf der Politikwissenschaft auch noch unversehens zum Deutschlehrer. Im Gegenzug dafür versuchen seither die beiden Studentinnen mir das Soranî, den in den südlichen Teilen Kurdistans gesprochenen Dialekt beizubringen, der sich grammatikalisch in einer ganzen Reihe zentraler Punkte vom bisher gelernten Kurmancî unterscheidet.
Interkultureller Dialog
An einer Universität fern ab vom eigenen akademischen Sozialisationsraum zu lehren, ist eine ganzheitliche Immersion. Wer sich darauf einlassen kann, unterrichtet nicht nur einfach das Gleiche wie immer an einem anderen Ort, sondern tritt in einen Dialog mit Kolleg(inn)en und Studierenden ein, der für den Lehrenden selbst mindestens ebenso bereichernd ist wie für die Studierenden. Vor allem außerhalb der europäisch-nordamerikanischen Komfortzone muss man sich allerdings darauf einstellen können, dass Universitäten nicht überall auf der Welt gleich funktionieren, dass Schulabgänger(innen) nicht überall mit den gleichen Voraussetzungen in Universitäten eintreten und es oft an „Basics“ mangelt. Und das gilt keineswegs nur für Krisengebiete wie den Irak.
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