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Die Aufgaben unserer Zeit

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Da ein Teil unserer wissenschaftlichen Theologie mit Vorträgen und Schriften die Gläubigen beunruhigt, so sind auch bei uns die Glaubenssorgen aktuell geworden. Da Radio und Fernsehen keine Grenzen, auch nicht die der Berge, kennen, kann dies auch nicht anders sein. Jugend und Gebildete sind hievon besonders betroffen. Ich kann hierzu nichts Besseres sagen, als das, was P. Karl Rahner kürzlich zu Priestern sagte und nun auch schriftlich festgehalten hat: „Wir haben aber auf jeden Fall kein Recht, als katholische Christen und ehrlich anständige Menschen einer kirchenamtlichen Lehre durch die eigene Theologie eine Interpretation zu geben, von der wir von vornherein wissen, daß sie vom Lehramt der Kirche als Verderbnis des Glaubens verworfen ist, verworfen werden wird oder würde.“

Das ist sehr glücklich ausgedrückt. Man muß nämlich durchaus sagen, daß ein Teil der Theologie sich weder um die Festlegung des II. Vatikanums auf biblischem Gebiet, noch auch um die sehr besorgten Äußerungen des Heiligen Vaters zum Jahr des Glaubens und bei Beginn der Bischofssynode kümmert. Man hat auch den Eindruck, daß jener Teil der Theologie sich seiner Verantwortung nicht ganz bewußt ist, wenn er gegen das Glaubensverständnis der Gesamtkirche Neuinterpretationen vorlegt, die aber tatsächlich eine Verkürzung der gesamten Heilslehre bedeuten. Auf diesem Gebiet Klarheit und Festigung zu schaffen, ist auch bei uns Problem und Aufgabe.

Wiederum wie überall ist auch bei uns Problem und Aufgabe, die katholische Laienschaft zu der vom II. Vatikanum gemeinten Mündigkeit zu führen. Ein Teil der Laien versteht unter Mündigkeit einfach die Mitsprache. Das II. Vatikanum versteht unter Mündigkeit immer etwas Doppeltes, nämlich Mitsprache und Mitverantwortung. Hierbei ist die Mitverantwortung an sich das Erste. Aus der Mitverantwortung ergibt sich eine Mitarbeit und hieraus naturgemäß eine Mitsprache. Zu dieser Ganzheit der Mündigkeit zu führen, stellt ein hohes Ziel dar, das wir anstreben. Wäre es erreicht, oder würde es einmal erreicht sein, so würde etwas Ähnliches geschehen, was, um ein Bild zu gebrauchen, geschieht, wenn ein ruhiger Bergsee durch Rohre angebohrt wird, die dann das Wasser in die Tiefe schleusen, woselbst es ein großes Elektrizitätswerk betreibt. Eine vorher ruhende Kraft wird dynamisch und kann dann Großes bewirken.

Ebenso ist es Problem und Aufgabe, die Priesterschaft dafür zu gewinnen, daß sie die Laien zu dieser vollverstandenen Mündigkeit heranbilde. Dies aber kann nicht anders geschehen als im Sauerteigverfahren. Das heißt also, es müssen kleine Gruppen von Laien, die echtes religiöses Interesse haben und formbar sind, zu wirklichen Führern herangebildet werden, so daß diese kleinen Gruppen wieder Sauerteig sind in dem eigenen

Familien-, Berufs- und gesellschaftlichen Leben. Die Priester als Former und Bildner der Laienführerschaft ist also hier eine hohe Aufgabe.

Zu den genannten Aufgaben haben wir noch die Sonderaufgabe, und zwar jetzt wirklich als Kirche im Gebirge, eine Fremdenverkehrslenkung zu bewerkstelligen. Das heißt also, nicht eine Fremdenverkehrs- vemeinung, sondern vielmehr eine Lenkung des Fremdenstroms unter der Rücksicht, daß zu uns solche Fremde kommen, die in Glaube und des Glaubens Sitte uns einigermaßen nahe stehen. Wir versuchen dieses Ziel durch den kirchlichen Erholungsdienst allmählich zu erreichen. Der kirchliche Erholungsdienst arbeitet so, daß er in Verbindung mit kirchlichen Stellen im Ausland tritt, die selbst das gleiche Interesse haben, die uns also eine Großzahl von Erholungssuchenden aus ihrer eigenen Diözese besorgen. Wir wiederum nehmen diese Erholungssuchenden auf, besorgen ihnen Quartier, gute Verpflegung in unseren Gaststätten usw. Auf diese Weise hoffen wir, hier zu einer christlichen Lenkung etwas beizutragen.

Das also sind die Hauptprobleme, die uns derzeit beschäftigen. Gelingt es uns, sie zu lösen, so wissen wir, daß wir nicht nur uns, sondern auch im bescheidenen Maße der Weltkirche einen Dienst geleistet haben.

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