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Die „eiserne Ration“ an Wissen

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Auf die Vermittlung eines Mindestmaßes, einer eisernen Ration, auch an Glaubenswissen kann jedoch auch der verlangte lebensnahe Religionsunterricht nicht verzichten. Schwierigkeiten im Glauben (Glaubenszweifel) entstehen durch ungenügende Kenntnis der Glaubenswahrheiten, durch eine falsche Gottesvorstellung oder durch irrige Auffassungen vom Wesen der Kirche. Ohne die notwendigen klaren Begriffe ist nun- einmal gerade im Zeitalter des Dialoges eine fruchtbare und zielführende Diskussion nicht möglich. Der mündige Laie braucht auch ein entsprechendes religiöses Wissen, dessen Fehlen in Diskussionen mitunter deprimierend und blamabel wirken kann. Außerdem ist ja der Unterricht an den höheren Schulen wesentlich auf eine Schulung des Verstandes ausgerichtet, auf die auch der Religionsunterricht nicht ganz verzichten darf.

Man hört den Vorwurf, daß die christliche Jugend an den Hochschulen gegenüber den Andersgesinnten versage, weil ihr das nötige Rüstzeug fehle. Der Praktiker im Unterricht weiß, daß im Zeitalter der alles berechnenden Menschen die Jugend immer wieder Fragen stellt und Aufklärung zur Glaubwürdigkeit auch in religiösen Belangen fordert. Ein Religionslehrer, der diesen Wünschen nicht nachkommt, ist bei der Jugend erledigt. Wenn übrigens der verlangte Glaubensakt so einfach wäre, wozu dann die Bildungsheime in allen Diözesen und die Kurse, die der religiösen Wissensvermittlung dienen?

Außerschulische Faktoren

Der gewissenhafte Religionslehrer weiß, daß es nicht genügt, das Glaubenswissen auf die Höhe der

Zeit zu bringen, daß er vielmehr jedesmali hinarbeiten muß auf den Vollzug des Glaubens außerhalb der Schule. Es dürfte aber auch dem Verfasser des genannten Artikels nicht unbekannt sein, daß da der Lehrer vor einer Hürde steht, dem Milieu: das religiös oft gleichgültige Elternhaus, die Vordergründigkeit der materiellen Interessen im Wohlstandszeitalter, die ständige Berieselung durch Film., Fernsehen, Illustrierte, wogegen sogar die Eltern-vereinigungen eine Sisyphusarbeit leisten. Hier hätte eine aktive katholische Publizistik Gelegenheit, den Unterricht im außerschulischen Bereich . zu unterstützen. Außenstehende haben vielleicht manchmal zu wenig Einsicht in die Tatsache, daß der Unterricht in Monsterschulen mit einem weltanschaulichen Schülerkonglomerat viel Idealismus, Geduld und Ausdauer vom Lehrer verlangt, zumal die religiöse Unterweisung im Rahmen der Schule eben an die schulischen Vorschriften gebunden ist. Natürlich wäre die Glaubensvermittlung nur vor einer Elite viel angenehmer und erfolgreicher. Dann aber müßte man die religiöse Unterweisung aus dem Rahmen der öffentlichen Schule überhaupt herausnehmen und in die kleine „brüderliche Gemeinde Jesu“ verlegen und in Ablehnung des Auftrages aus dem Gleichnis vom guten Hirten die Lauen und die Fernstehenden religiös verkümmern lassen. Hier im Rahmen der Schule kann die Kirche — Laienaktivisten an die Front! — allwöchentlich zehntausende Jugendliche ansprechen und leichter den Auftrag des II. Vatikanischen Konzils erfüllen: Nach dem Willen Christi ist die katholische Kirche die Lehrerin der Wahrheit. Ihre Aufgabe ist es, die Wahrheit, die Christus ist, zu verkündigen und authentisch zu lehren (Erklärung über die Religionsfreiheit, Nr. 14).

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