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Erzeugung, Verteilung und Einsutz elektrischer Energie durch AEG-Union

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Die AEG-Undon Elektrizitäts-Gesellschaft, ein über 50 Jahre in der Elektroindustrie führendes Unternehmen, war nach dem Krieg durch den Entzug ihrer Fabriken in - Wien-Stadlau schwerstens getroffen. In den vergangenen Jahren gelang ihr in zäher, aufbauender Arbeit die Schaffung neuer Produktionsstätten und durch Verwirklichung eines umfangreichen Produktionsprogramms ihre frühere Stellung in der Elektroindustrie wieder zu erlangen. Die Qualität und Vielfalt der Erzeugnisse hat es dem Unternehmen ermöglicht, sich bei der Vergebung von Großaufträgen der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft namhaft zu beteiligen.

Wenn es der AEG-Union auch noch nicht möglich war, beim Bau der Großkraftwerke sich zufolge Fehlens der Erzeugungsstätten jene Beteiligung für Lieferung von Großmaschinen zu sichern, die sie bis zum Jahre 1945 am österreichischen Markt innehatte, so ist es doch ein erfreulicher Beweis der Aufwärtsentwicklung dieses Unternehmens, daß es gelungen ist, unter Heranziehung aller Möglichkeiten den Bau von Großmaschinen wieder in Angriff zu nehmen und derzeit Lieferaufträge auf derartige Generatoren in der Größe von 2000 bis 18.000 kVA zu fertigen. Darüber hinausgehend muß besonders erwähnt werden, daß auch bei den Großmaschinen des Kraftwerkes Jochenstein mit 35.000 kVA eine maßgebende Beteiligung der AEG-Union in Aussicht genommen ist. Diese Aufträge verdankt die AEG-Union der Tatsache, daß sie es verstanden hat, seit dem Jahre 1945 alle alten und bewährten Fachkräfte, unbeschadet des Verlustes ihrer Fabrikationsstätten, sich weiterhin zu erhalten. Aus dem gleichen Grunde war es der AEG-Union möglich, die Fertigung von Transformatoren und Petersenspulen bis 100.000 Volt in neuen Produktionsstätten in Angriff zu nehmen und somit auch in dieser Hinsicht sich beim Energieausbau zu beteiligen.

Daß ein erst vor zwei Jahren errichtetes Schalterwerk ein umfangreiches Produktionsprogramm für Fertigung sämtlicher Leistungsschalter von Niederspannung bis zu 110.000 Volt und auch sonstige Schalt- und Steuergeräte lüdcenlos zur Durchführung bringen konnte, ist schon deshalb bedeutsam, weil damit Apparate rein inländischer Erzeugung für die Kraftwerksbauten zur Verfügung gestellt werden. Es ist vielleicht erwähnenswert, daß in diesem Programm auch die bewährten 100-kV-Freistrahlsdialter enthalten sind, die im österreichischen 100-kV-Netz die größte Verbreitung gefunden haben. Es ist somit verständlich, daß kein größeres Energiebauvorhaben in Österreich zur Ausführung gelangt, bei dessen Erstellung die AEG-Union nicht zumindest sehr maßgeblich mitbeteiligt wäre. Ganz besonders muß wohl auch noch betont werden, daß es diesem Unternehmen gelungen ist, auf dem Gebiet der Schutzeinrichtungen für alle Kraftwerke, Umspannstationen und Leitungen seine führende Rolle weiter auszubauen und durch Fertigung der Relais in Österreich namhafte Devisenersparungen zu bewirken.

Nebenbei sei noch darauf hingewiesen, daß es trotz der stark beschränkten Produktionsflächen dem Unternehmen möglich war, nicht nur sich auch am Kraftwerksbau im Rahmen des Elektrifizierungsprogramms der österreichischen Bundesbahnen durch elektrische Lieferungen zu beteiligen, vielmehr auch die elektrischen Ausrüstungen zahlreicher Vollbahnlokomotiven zu liefern.

Einen beachtlichen Umfang erreichen aber auch die Aufträge für Erriditung von Hochspannungsleitungen vor allem für 220.000 und 110.000 Volt. Auch hiebei galt es in erster Linie, die durch die Kriegsereignisse verlorengegangenen Montagegeräte und Fahrzeuge zu ersetzen, um wieder voll einsatzfähig zu sein. Aber nicht nur die umfangreichen Leitungsarbeiten für das österreichische Verbundnetz, vielmehr auch jene für die Elektrifizierung der österreichischen Bundesbahnen, so , die 100-kV-Ubertragungsleitungen in Tirol, Oberösterreich und Niederösterreich und die Errichtung diverser Fahrleitungsanlagen auf der Westbahnstrecke und nicht zuletzt die gesamte Fahrleitung St. Pölten — Rekawinlcel einschließlich sämtlicher Bahnhöfe auf dieser Strecke geben Zeugnis von der wiedererlangten Einsatzfähigkeit des Unternehmens.

Unmittelbar nach Kriegsende befand sich die österreichische Industrie in einer fast hoffnungslosen Situation. Der Maschinenpark und die Energieversorgungsanlagen waren zum größten Teil zerstört oder demontiert. Der Rohstoffmangel und die meist stillstehenden Betriebe ermöglichten keinen systematischen Wiederaufbau, vielmehr mußte versucht werden, mit den vorhandenen bescheidenen Mitteln die Industrie wieder in Gang zu bringen. Die AEG-Union konnte während dieser Zeit auf Grund der reichen technischen Erfahrungen ihres Personals mit den geringen vorhandenen Materialien einer Reihe von Betrieben der Schwerindustrie eine Produktionsaufnahme, wenn auch in bescheidenem Umfang, ermöglichen helfen. 1947 hatte sich die politische Lage soweit gefestigt, daß einige Industriezweige im Westen und Süden unseres Landes zur Modernisierung ihrer Anlagen in größerem Umfang schritten. Die AEG- Union war bei diesen Arbeiten maßgeblich beteiligt und hat zum Beispiel allein durch Lieferung und Montage von zahlreichen Hochspannungsanlagen und 117 Niederspannungsschalttafelfeldern sowie umfangreichen Erneuerungen von Licht- und Kraftverteilungsanlagen an der Modernisierung der Vorarlberger Textilindustrie beigetragen. Zur gleichen Zeit begann der Bau der ersten größeren Umspannstation für 35.000 Volt und die umfangreiche Erweiterung der Energieversorgungs- und Verteilanlagen einer der größten Betriebe in Kärnten. Durch die langsam günstiger werdende Rohstofflage konnten bis 1949 bei einer Reihe von Industriebetrieben die Energieversorgungsanlagen wieder instandgesetzt beziehungsweise erweitert werden. Um diese Zeit begann eine weitere Industriegrappe, nämlich die Papierindustrie, die längst fällige Modernisierung ihrer Betriebe in großem Maßstab zu verwirklichen. Die AEG-Union war daran im hervorragenden Maße beteiligt. Nicht weniger als 6 Turbosätze, 5 modernste Mehrmotoren-, 3 Einmotorenantriebe für Papiermaschinen, Kalanderausrüstungen, Schleiferantriebe, Hoch- und Niederspannungsanlagen einschließlich der Transformatoren, modernste Beleuchtungsanlagen sind der Beitrag der AEG-Union zum Ausbau der bedeutendsten Unternehmungen der Papierindustrie.

Durch die Bereitstellung der ERP-Hilfe konnte der Ausbau weiterer Industriebetriebe, insbesondere der Eisen- und Stahlindustrie, durchgeführt werden. Auch bei diesen Arbeiten war die AEG-Union in hohem Maße beteiligt, beispielsweise durch die Montage der aus Amerika gelieferten Walzwerksantriebe, Lieferung der elektrischen Ausrüstung für Walzwerkshilfsantriebe, Umbau und Neuausführung der Hoch- und Niederspannungsverteilanlagen.

Hand in Hand mit der Ausführung großer Anlagen schritt die Ausweitung der eigenen Erzeugung, der hiezu erforderlichen Apparate. Erst dadurch wurde es möglich, außer Licht- und Kraftanlagen die elektrischen Ausrüstungen für Kohlenverladebrücken-Förder- anlagen, Walzwerkssteuerungen und Krane mit der kompliziertesten Steuerung und für höchste Beanspruchung zu liefern.

Neben der Fertigung für den Anlagenbau blieb auch die Weiter- beziehungsweise Neuentwicklung nicht vernachlässigt. So konnte, bedingt durch Nachkriegsschwierigkeiten, die AEG-Union erst 1949 die Weiterentwicklung und den Bau von Hochfreqenzanlagen für industrielle Zwecke beginnen. Es wurden Geräte für induktive und kapazitive Erwärmung geschaffen. Für induktive Erwärmung wurden bisher Generatoren bis zu einer Leistung von 30 kW gebaut. Das Anwendungsgebiet umfaßt das Härten von Werkzeugen, Zahnrädern, Wellen, Muffen, Kolbenstangen, Werkzeugen für Landwirtschaft und landwirtschaftliche Maschinen. Für kapazitive Erwärmung, hauptsächlich, zum Erwärmen von Bakelitmassen und Schweißen von Kunststoffolien verwendet, wurden Generatoren bis zu einer Leistung von 5 kW gebaut. Auf diesem Gebiet, dessen Umfang derzeit noch nicht abzusehen ist, ist die AEG-Union derzeit führend.

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