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Energiesparen in der heimischen Industrie

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Seit Jahrzehnten ist die Industrie bemüht, die zur Vefügung stehende Energie, dies vor allem aus Kostengründen bestmöglich auszunützen. Nicht erst seit der Erdölkrise 1973. Schon im Jahre 1924 stand die Weltenergiekonferenz in London unter dem Motto „Die Energie und Brennstoffquellen der Welt und ihre beste Ausnützung“.

Durch den Beitritt Österreichs zur Internationalen Energieagentur und durch die exorbitant gestiegenen Energiekosten wurden die Anstrengungen, durch Methoden produktionstechnischer und technologischer Art bei gleichbleibendem Produktions-umfang und gleichbleibender Produktequalität die Energie optimal zu nutzen, verstärkt Die Untersuchungen wurden durch die Betriebe auf einen Erfahrungsaustausch innerhalb der einzelnen Branchengruppen erweitert

Dies wurde vor allem durch den vom Bundesminister für Handel, Gewerbe und Industrie geschaffenen „Beirat für sinnvollen Energieeinsatz“ (früher hieß dieser Kreis „Energiesparbeirat“) möglich. Dort wurden zunächst in den Gruppen „Haushalt“, „Verkehr“, „Wärmeintensive Industrie“ und „Heizkraftkupplung in der öffentlichen Versorgung“ unter Mitarbeit von energiewirtschaftlichen Fachleuten Maßnahmen besprochen, wie der Primärenergieeinsatz in Österreich gesenkt werden könne. Als Voraussetzung für eine erfolgversprechende Arbeit wurde festgelegt, genauso wie von der Kommission „Rationelle Energienutzung“ der Europäischen Gemeinschaft, daß keinerlei Reglementierungen oder Dekretierungen vorgenommen werden sollen, sondern daß vielmehr der Industrie in voller Entscheidungsfreiheit Maßnahmen empfohlen, auf wissenschaftlicher Basis überlegt und den finanziellen Möglichkeiten entsprechend realisiert werden sollten.

Es lag auf der Hand, daß der Beirat für sinnvollen Energieeinsatz ohne finanzielle Mittel relativ enge Grenzen hatte und daher eine fundierte finanzielle Basis für derartige Untersuchungen notwendig war. Diese Ansicht teilten auch die zuständigen Herren des Bundesministeriums für Handel, Gewerbe und Industrie, der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft und der Vereinigung österreichischer Industrieller. Diese Institutionen beteiligten sich dann auch finanziell an den Kosten dieses Vorhabens.

In der Folge wurde der österreichische Energiekonsumenten-Verband beauftragt, ein Gutachten zu erstellen, aus dem Möglichkeiten der Einsparung von Rohenergie in der wärmeintensiven Industrie Österreichs klar hervorgehen und wissenschaftlich belegt werden müßten. Dafür sollen neben der Darstellung des Produktionsflusses Energie- und Exergiebilanzen erstellt werden, aus denen prinzipielle, für den jeweiligen Industriezweig gültige Empfehlungen erarbeitet werden können.

Die Untersuchungen würden für einige Industriegruppen vorgesehen, so für die: Gießereiindustrie, Nahrungsmittelindustrie (insbesondere Brauereien),: chemische Industrie (insbesondere Kunststoff verarbeitende Industrie), Papier- und Zellstoff erzeugende Industrie, Stein- und keramische Industrie (insbesondere Zementindustrie) und Eisen erzeugende Industrie sowie Betriebe, die in ihrer Produktion große Trocknungsanlagen besitzen.

Die Arbeit ist im Herbst 1978 abzuschließen, so daß um diese Zeit mit der Veröffentlichung der Ergebnisse gerechnet werden kann. Man wird dann einen Maßnahmenkatalog erstellen,der drei Hauptgruppen umfassen wird:

• Maßnahmen, die ohne besonderen finanziellen Aufwand vom jeweiligen Betrieb durchgeführt werden können.

• Maßnahmen, die wohl mit größerem finanziellen Aufwand, aber bei vernünftigen Amortisationszeiten noch vom jeweiligen Betrieb verkraftet werden können.

• Maßnahmen, die finanziell nicht mehr vom jeweiligen Betrieb getragen werden können, aber im volkswirtschaftlichen Interesse des Staates hegen und daher von diesem finanziert oder gefördert werden müßten.

Um aussagefähige Ergebnisse zu erhalten, wird es notwendig sein, Wirtschaftlichkeitsüberlegungen einen breiten Raum zu geben, vorallem dort, wo die Frage des Einsatzes von Heiz-kraftkupplungen, von Anlagen der Müll- und Abfallverwertung, von Recyclinganlagen, von Wärmepumpen behandelt wird und wo es allgemein um Anlagen geht, mit denen Abwärme verwertet werden kann.

Die bisher vorhegenden Detailergebnisse brachten schon Hinweise, wie der Primärenergieeinsatz minimiert werden kann. Auf Grund dieser Überlegungen wurden schon entsprechende Maßnahmen gesetzt.

So wurde in einem untersuchten Betrieb durch Kühlwasserrückführungen nicht nur Frischwasser, sondern damit einige Prozente des Stromverbrauches durch verminderten Pum-penenergieeinsatz und ein Teil an Primärenergie durch Verminderung des Dampfbedarfes eingespart.

In mehreren Betrieben wurde die Abluft- und die Abwasserwirtschaft umgestaltet und damit die Warmwasserversorgung neu überlegt Auch hier war die Einsparung von Primärenergie möglich.

Wenn auch diese neuen Anlagen zum Teil heute noch nicht den üblichen Grad der Wirtschaftlichkeit erreicht haben, so wird dies sicher bei dem erwarteten Steigen der Preise von Rohenergie der Fall sein.

Bei allen Überlegungen, Berechnungen und Planungen muß aber mit besonderer Sorgfalt, mit subtilen Betrachtungen auf die Vielfältigkeit der Produktion, auch innerhalb einzelner Branchen, geachtet werden. Eine Fehlleistung auf diesem Gebiet könnte nicht nur für den jeweiligen Betrieb großen Schaden bringen, es würde der Idee, alles zu unternehmen, um den Primärenergieeinsatz zu minimieren, äußerst abträglich sein. Aber auch eine Reglementierung oder Dekretierung seitens der Behörden wäre schlecht. Damit würde das hohe Können österreichischer Ingenieure und Techniker nur auf jene Personen beschränkt bleiben, welche diese Reglementierungen verfassen.

Es muß jeder Betrieb in Eigenverantwortlichkeit handeln, wohl aber ist es notwendig, durch ständige Beratungen, durch Aufzeigen von Möglichkeiten und stetes Hinweisen auf die dringende Notwendigkeit den Einsatz von Primärenergie zu optimieren, das bereits vorhandene Energiebe-wußtsein zu stärken.

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