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Um das Stadtbild Wiens

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Am 14. Oktober war der letzte Tag für die Einsendungen zum öffentlichen Wettbewerb, den die Stadt Wien zur Einholung von Entwürfen für die Verbauung der durch die Kampfhandlungen verwüsteten Gelände am Donaukanal von der Aspern-brücke bis zur Friedensbrücke ausgeschrieben hat.

Da es sich hiebei um eine städtebauliche Planung größten Umfanges handelt, die für das Zukunftsbild unserer Stadt von weittragendster Bedeutung ist, schien es dem Verfasser interessant, einen der Preisträger der beiden letzten Wettbewerbe, den Architekten Leo von Bolldorf, über seine Ansicht hinsichtlich des neuen Wettbewerbes zu befragen. Der junge Baukünstler betonte vor allem die großen geistigen und materiellen Leistungen, die derartige Wettbewerbe von allen beteiligten Architekten verlangen, deren Erfolge zumeist rein ideeller Natur sind, da sie nach der bisherigen Gepflogenheit mit den Preisen gewissermaßen abgeglichen werden und ihnen zumeist nur die Ehre verbleibt, daß ihre guten Ideen von anderen weiter bearbeitet und ausgeführt werden. Unzählige Vorstudien an Skizzen, Karten und Modellen gehen nebst Besichtigungen der örtlichkeit und Überlegungen verkehrstedmischer Art der eigentlidien Arbeit voraus.

Dies gilt natürlich auch für den neuen Wettbewerb, der durch die großen Zerstörungen an beiden Kanalufern eine einmalige Gelegenheit für eine großzügige Neugestaltung dieses wichtigen Baugeländes bietet. Architekt von Bolldorf vertritt die Ansicht, daß bei dieser Gelegenheit zugleich mit der künstlerischen Gestaltung auch an eine Auflockerung der Innenstadt und ihrer stärkeren Durchdringung mit Grünflächen unter Aufrechterhaltung des alten Stadtbildes gedacht werden müsse, ebenso an die Assanierung der Bezirke Leopoldstadt und Brigittenau, wobei nicht an die Planung entsprechender Verkehrswege vergessen werden darf, an denen es gegenwärtig fehlt.

Wenn man alte Bilder des mittelalterlichen Wiens sieht, dann fällt die Hügellage der Inneren Stadt auf. Diesen Charakter wieder herzustellen, wäre eine ebenso dankbare Aufgabe wie die, aus dem unschönen Donaukanal wieder einen wirklichen Fluß zu machen, mit all den reizvollen Möglichkeiten, die sich dabei bieten.

Die ursprüngliche großzügigere Planung ist ja eigentlich schon durchbrochen, da die Wiederherstellung des ehemaligen Kriegsministeriums durchgeführt wird. Es wäre nur zu wünschen, daß die Preisrichter aus den eingebrachten Entwürfen wirklich die besten herausfinden, daß in weiterer Folge aber auch die Preisträger zur Ausführung ihrer Projekte herangezogen werden; denn Bauen ist wertvoller und wichtiger als bloßes Planen: Dr. V. Tr.

Die Neugestaltung des Stephansplatzes

Im „Verein der Museumsfreunde in Wien“ sprach am 16. Oktober Burgschauspieler Fred Hennings über die künftige Neugestaltung des Stephansplatzes.

Auf Grund der geschichtlichen Entwicklung des Stephansplatzes schlägt Hennings vor, den Stock-im-Eisen-Platz, der seit dem vorigen Jahrhundert weder Platz noch Straße war, wieder als Platz auszugestalten, und zwar durch Zurücknahme der westlichen Häuserfront um etwa zwanzig Meter. Er würde so gewissermaßen zum Vorhofe des Stephansplatzes werden. Auf diesem selbst müßte die Häuserfront gegenüber dem Riesentore wieder stärker geschlossen werden, etwa durch Schwibbogen über den Eingängen der dort einmündenden Straßen. Dabei wäre in erster Linie Bedacht auf die architektonische Gestaltung der Gebäude zu nehmen, die auf keinen Fall Großkauf-häuser wie früher sein dürften. Sie müßten vor allem in ihrer Architektur die Wirkung des Domes erhöhen und nicht beeinträchtigen.

Dies der Vorschlag Fred Hennings. Ob er die beste Lösung darstellt, mag umstritten sein; doch er ist beachtlich und verdient Diskussion.

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