Atomstrom in Österreichs Leitungen

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Österreich selbst erzeugt keinen Atomstrom. Importe sorgen allerdings dafür, dass solcher dennoch ins Land kommt.

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Österreich selbst erzeugt keinen Atomstrom. Importe sorgen allerdings dafür, dass solcher dennoch ins Land kommt.

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Die österreichischen Energieversorgungsunternehmen erzeugen nur zwischen 30 und 70 Prozent ihres Stromabsatzes - der Rest wird zugekauft. Der wirtschaftliche Druck lässt die heimischen Energieversorger immer öfters zu den Billigangeboten der großen Atomstromproduzenten greifen. Nur so können sie den Strompreis zu wettbewerbsgerechten Preisen kalkulieren.

Laut Vereinigung der europäischen Hochspannungsnetzbetreiber, stiegen die Stromimporte nach Österreich. 1999, dem ersten Jahr der Liberalisierung, erhöhten sich die Importe - inklusive Transit - um elf Prozent auf rund 11.000 Gigawattstunden. Das sind bereits 22 Prozent des österreichischen Verbrauchs (Selbsterzeuger nicht inbegriffen). Konservativ geschätzt dürfte mindestens die Hälfte davon aus Atomkraftwerken stammen. Realistisch gesehen ist der Atomstromanteil noch höher: Denn wenn die heimischen Energieversorger im Ausland einkaufen, dann nur zu absoluten Billigpreisen, wie sie nur Unternehmen mit hohem Atomstrom-Anteil anbieten können. Die Folge: Österreich hat schon im ersten Jahr der Liberalisierung locker einen Atomstrom-Anteil von zehn Prozent erreicht! Die größte Menge des importierten Stroms stammt aus Süddeutschland. Dort beherrschen die "Energie Baden-Württemberg" und die "Bayernwerke" mit einen Atomstromanteil von über 50 Prozent den Markt.

Atomstrom ist billig Atomstrom aus Osteuropa wird am freien Markt bereits um 20 bis 25 Groschen pro Kilowattstunde (kWh) angeboten. Strom aus den veralteten und ebenso umweltschädlichen Kohlekraftwerken aus Polen gibt es ab 30 Groschen. Da nach den Marktgesetzen der billigste Strom eingekauft wird, ist uns ein hoher Anteil von Atomstrom sicher. "Tschernobyl ist längst in den österreichischen Haushalten", so Erwin Mayer von "Greenpeace".

Neben Ökostrom aus Biomasse, Windkraft, Photovoltaik haben österreichische Energieversorger nur zwei Möglichkeiten, klimaschonenden Strom anzubieten: * Man erzeugt Strom mit eigenen Wasserkraftwerken, * man kauft Strom aus Wasserkraft, Biomasse, Windkraft oder Photovoltaik zu.

Da die KELAG großteils Strom aus Wasserkraft erzeugt und hauptsächlich vom Verbund mit seinen riesigen Donaukraftwerken zukauft, ist ihr Atomstrom-Anteil gering. Im Vergleich zu den anderen großen Stromversorgern sind nur zwei Prozent Atomstrom! Der Spitzenreiter, die niederösterreichische EVN, hat dagegen 17 Prozent Atomstrom in ihren Leitungen.

Auch beim Vergleich der CO2-Emissionen macht die KELAG eine gute Figur. Mit 87 Gramm CO2-Ausstoß pro kWh liegt die KELAG an dritter Stelle aller großen österreichischen Stromversorger. Die niederösterreichsche EVN emittiert dagegen pro kWH das Vierfache an CO2. Klimaschädlich produzieren weiters die steirische STEWAG und die Wienstrom. In Summe ist die KELAG somit der klimafreundlichste aller großen österreichischen Stromversorger.

Echten Ökostrom liefert allerdings nur die "Ökostrom AG". Deren Strom wird derzeit aus Windkraftanlagen in Niederösterreich und Kärnten, aus Biogasanlagen in Niederösterreich und Kärnten und einer Photovoltaik-Anlage in Vorarlberg bezogen. Er ist 100 Prozent klimaneutral und atomstromfrei.

Der Autor ist Mitarbeiter von "Klimabündnis Kärnten".

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