eismayer

Eismayer: „Der auf seine Stimme hört“

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Bei den Filmfestspielen in Venedig wie auch auf der Viennale wurde David Wagners Drama „Eismayer“ über den gleichnamigen schwulen Vizeleutnant beim Bundesheer bejubelt. Zu Recht.

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Bei den Filmfestspielen in Venedig wie auch auf der Viennale wurde David Wagners Drama „Eismayer“ über den gleichnamigen schwulen Vizeleutnant beim Bundesheer bejubelt. Zu Recht.

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Es ist eine wahre Geschichte: In „Eismayer“ erzählt David Wagner von einer homosexuellen Liebe beim österreichischen Bundesheer. Als sich Vizeleutnant Eismayer (großartig gespielt von Gerhard Liebmann) in den Rekruten Mario (Luca Dimic) verliebt, gerät sein sonst so geordnetes und von Disziplin durchdrungenes Leben völlig durcheinander. Seine Vorstellung vom Militärdienst ist mit einer schwulen Liebesbeziehung nicht vereinbar; Eismayer muss erst lernen, dem Ruf seines Herzens zu folgen, was vor einer traditionellen, auf Vorschriften und Härte getrimmten Bundesheer-Kulisse alles andere als leicht ist. Wagners Film ist ein stimmiges und auch intimes Männerporträt, das Vorurteile und Lebensglück gleichermaßen verhandelt. „Eismayer“ hatte bei den Filmfestspielen von Venedig seine Weltpremiere, zu der auch der echte Charles Eismayer und sein Mann Mario Falak anreisten.

DIE FURCHE: Wie sind Sie auf diese Geschichte gestoßen?

David Wagner: Ich selbst war beim Bundesheer, und zu meiner Zeit gab es diese Horrorgeschichten vom Eismayer, der zu den strengeren Ausbildern beim Bundesheer zählte. Ich habe ihn aber nie persönlich kennengelernt, für mich war er immer ein Mythos. Und ich habe tatsächlich erst später die Bestätigung bekommen, dass es diesen Mann tatsächlich gibt. Er hätte ja auch eine Erfindung sein können, eine Legende. Aber dann las ich 2014 einen Zeitungsartikel, in dem stand, dass sich dieser Eismayer in der Kaserne hat verpartnern lassen mit einem Soldaten. Das erschien mir zunächst voller Widersprüche zu sein, auf der einen Seite dieser knallharte Soldat, auf der anderen Seite der liebende Ehemann. Ich habe ihn dann kontaktiert, um ihn zu treffen. Die Vorstellung, aus seiner Geschichte einen Film zu machen, gefiel ihm sehr gut.

DIE FURCHE: Brauchten Sie viel Überzeugungsarbeit?

Wagner: Er hat irgendwie gemerkt, dass er mir vertrauen kann. Und dadurch hat er sich komplett geöffnet und hat wirklich seine ganze Lebensgeschichte erzählt, die mich extrem berührt hat. Das ist eine Geschichte, die man so noch nicht gesehen hat und die einfach sehr viele Menschen bewegen und auch dazu bringen wird, nachzudenken über Männlichkeit, über Homosexualität und wie Institutionen wie das Bundesheer damit umgehen. Da ist einfach viel Potenzial für Diskussionen.

DIE FURCHE: Wie hat sich die Akzeptanz für einen offen schwul lebenden Ausbilder beim Heer gewandelt? Wie sehr entspricht die Ausbildung an der Waffe heute noch alten Klischees?

Wagner: Mir war wichtig, dass der Film eine Perspektive zeigt, die jenseits dieses alten Klischees von der toxischen Männlichkeit und diesem maskulinen Machogehabe liegt. Vor allem die jüngere Generation beim Bundesheer zeigt inzwischen eine große Akzeptanz. Mich hat es damals schon überrascht, dass Eismayers Outing beim Bundesheer scheinbar ganz selbstverständlich akzeptiert wurde. Es war natürlich auch eine gute Werbung für die Weltoffenheit der Truppe, man hat Eismayers Outing damals geschickt medial genutzt. Das ändert nichts daran, dass Eismayer zunächst viel Ablehnung erfahren hat. Nach seiner Hochzeit mit Partner Mario war nicht einfach alles cool, es gab schon Widerstände. Aber ich denke, die Entwicklung geht in eine tendenziell gute Richtung.

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