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Dialog der Weltreligionen

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Einen der weltweit sichtbaren Höhepunkte des Eucharistischen Weltkongresses bildete die während der Kongreßtage in Bombay stattgefundene Konferenz zwischen Katholiken und namhaften Vertretern der großen, in Indien verbreiteten, nichtchristlichen Religionsgemeinschaften.

Den Vorsitz bei dieser Konferenz führte der Erzbischof von Wien, Kardinal Dr. Franz König. In einem einleitenden Vortrag lud der Wiener Oberhirte, unter Hinweis auf die Enzyklika „Ecclesiam Suam”, die nichtchristlichen Konfessionen „in aller Herzlichkeit, aber auch in aller Bescheidenheit” zu einem Dialog ein, der der Verständigung und dem Frieden, dienen soll. Kardinal König bat für jene christlichen Missionare um Verzeihung, die — aus Europa gekommen — durch ihr anmaßendes Auftreten Fehler gemacht und die einheimische Bevölkerung verletzt hätten. An Hand der Gedanken eines Mohammed, Zarathustra und Gandhi einerseits und der katholischen Vorstellung von Christus anderseits wies Kardinal König auf die gemeinsamen Probleme aller großen Religionsgemeinschaften hin. Abschließend zeigte er eine Reihe von Möglichkeiten auf, die sich durch einen aufrichtigen Dialog ergeben könnten, wobei er auf eine gemeinsame, gewaltlose Front gegen alle Feinde jeder Religion sowie auf einen wirksamen Beitrag zum Frieden in der Welt und zur Einheit aller Völker verwies.

Achtung und Anerkennung

Zu Beginn seines Vortrages stellte sich Kardinal König als Religionshistoriker vor, der besonders die Tiefe und die Schönheit der religiösen Traditionen Indiens kenne und verehre. Die heutige Welt, sagte er sodann, sei im Begriff, in wirtschaftlicher und materieller Hinsicht immer mehr gleichförmig zu werden, ohne dabei die großen geistigen Gegensätze überwinden zu können. Um in dieser Welt zu einer friedlichen Einigung, einer geistigen Verständigung, einer Festigung des gemeinsamen guten Willens und zu einem Abbau des gegenseitigen Mißtrauens zu kommen, brauche man den Dialog, der der Verständigung und dem Frieden dient. Die Notwendigkeit eines solchen Dialogs, zu dem Kardinal König „in aller Herzlichkeit, aber auch in aller Bescheidenheit” einlud, ergebe sich auch aus dem Bedürfnis, in der immer mehr säkularisierten Welt die geistigen und moralischen Werte zu bewahren und sie auf die Erfordernisse unserer Zeit abzustimmen. Daher müßten heute alle, die an geistige Werte glauben, näher zusammenrücken und Zusammenarbeiten. In diesem Sinne gelte es für die Christen, den großen nichtchristlichen Religionen Achtung und Anerkennung entgegenzubrin- gen.

Er sei sich bewußt, sagte Kardinal König, daß in dieser Hinsicht manche Fehler durch Missionare gemacht worden seien, die aus Europa gekommen sind. „Ich möchte”, rief der Wiener Oberhirte den Vertretern der nichtchristlichen Glaubensgemeinschaften wörtlich zu, „bei dieser Gelegenheit um Verzeihung bitten namens derjenigen, durch die Sie verletzt oder mißverstanden worden sind, die anmaßend oder hochfahrend als Christen aufgetreten sind.”

Ein Dialog zwischen den großen Religionen der Welt müßte sich — betonte Kardinal König unter Hinweis auf „Ecclesiam Suam” — durch Klarheit, Sanftmut, Vertrauen und Klugheit auszeichnen. Die Idee des Dialoges setze diese Eigenschaften allerdings auf beiden Seiten voraus. Das bedeute, daß niemand zu einem Dialog gezwungen werden kann, der ihn nicht selbst wünscht.

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