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Gärtnerin aus Liebe

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Vor drei Jahren wurde die Frage diskutiert, ob man in Salzburg den Festspielbesucherndie Wiederaufführungen älterer Inszenierungen bieten dürfe oder ob das Programm im wesentlichen alljährlich zu erneuern sei. Man kritisierte den Spielplan jenes Sommers, sprach von Reprisenfestspielen, und mußte am Ende zugeben, daß einige dieser Reprisen glanzvolle Höhepunkte waren. Ich erinnere nur an das unvergleichliche „Cosi fan tutte“. Aufführungen solchen Ranges dürfen ruhig wiederholt werden, solange die ursprüngliche Besetzung zur Verfügung steht. Ja, sie könnten sogar auf gewisse Zeit eine Konstante bilden, die für das Niveau der Neuinszenierungen beispielhaft sein sollte. Lieber eine gute Reprise als eine schlechte Neuinszenierung.

Was aber auf jeden Fall vermieden werden muß, ist die Wiederholung des Mißglückten. Mozarts Jugendoper „Gärtnerin aus Liebe“ hatte in der Vorjahrsinszenierung von Emst Poettgens so wenig Erfolg, daß man sich wirklich fragt, warum diese Aufführung in den heurigen Spielplan übernommen wurde. Zumindest hätten sich Regie und musikalische Leitung um eine Ausmerzung der Schwächen bemühen müssen. Aber leider erwies sich bei der diesjährigen Premiere, daß der Genius loci aus dem wundervollen Hof der erzbischöflichen Residenz noch immer ausgesperrt ist. Der Regisseur erschöpft sich im Auskosten einzelner Situationen, ohne eine große Linie zu suchen, wir begegnen noch immer denselben Sängern, ob wohl manche Partie besser zu besetzen gewesen wäre, und nur Grąžtelio, Sciutti, die Lichtgestalt der Inszenierung, ist ausgetauscht, doch nicht ersetzt. Bernhard Paumgartner, der sich als Bearbeiter bemühte, das Mißverhältnis zwischen dem schlechten Textbuch des Calzabigi und der zauberhaften Musik des erwachenden Genies aufzuheben, findet keine Unterstützung. Ernst Poettgen führt seine Sängerakteure wie die Schüler eines Opernseminars. Gewiß, er versteht es, Bewegung auf die Bühne zu bringen und wirkungsvolle Bilder zu gruppieren, aber die Lustigkeit auf der Bühne wirkt wie ein Dressurakt und zündet im Publikum nicht. Dem Regisseur mangelt außerdem die Fähigkeit, das Bühnengeschehen der Musik unterzuordnen, wie es Mozart ausdrücklich verlangt hat. „Bei einer Opera muß schlechterdings die Poesie der Musik gehorsame Tochter ;sein“, heißt es da in einem Brief. Bernhard Conz als Dirigent erweckt nicht den Anschein starker innerer Beteiligung. Er hält die Solisten und das Mozarteum- Orchester zusammen, aber er reißt sie nicht mit. Er beherrscht die Partitur, aber er wird nicht von ihr beherrscht. Und gerade darauf käme es an. Die Umbesetzung des Kammerkätzchens Serpenta heißt Adriana Martino; sie ist Italienerin wie ihre Vorgängerin Graziella Sciutti, vermag diese aber nicht einen Augenblick lang vergessen zu machen. Sonst ist alles wie im Vorjahr, gleich schlecht und gleich gut. Am besten Donald Grobe (Beiflore), der als einziger Festspielniveau hat.

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