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Die Salzburger Mozart-Woche

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Die Internationale Stiftung Mozarteum hält seit 1956 an der Veranstaltung einer Mozart-Woche rund um die Wiederkehr von Mozarts Geburtstag am 27. Jänner fest. War nun der Veranstaltungskreis vor zwei Jahren von internationalem Gepräge, so kam e's'1m 'VoTigeft Jahr und auch diesmal in erster Linie zu heimischen Manifestationen“ des Mozart-Kults, aus denen drei Veranstaltungen herausragten: das Gastspiel der anläßlich ihres Wiener Debüts bereits besprochenen Festival Strings Lucerne mit Wolfgang Schneiderhan, das Geburtstagskonzert des Klassischen Gulda-Orchesters mit seinem neuen Dirigenten Paul Angerer, das sich demnächst in Wien vorstellen wird, und die Premiere der Konzertfassung von „Thamos, König in Aegypten“, der Musik des siebzehnjährigen Mozart zum Drama von Gebler. Diese Fassung Bernhard Paumgartners, die einen Erzähler und sechs Sprecher beschäftigt, ist für die zükunftweisende Musik des jungen Meisters ein ähnlicher Rettungsversuch wie Grillparzers Raffung der „Egmont“-Handlung im Dienste der Zwischenaktsmusiken, Lieder und des Melodrams Beethovens. In diesem „Thamos“ wird das Publikum durch ein weitgesponnenes Melodram überrascht, eine Mischform von gesprochenem Wort und symphonischer Musik, wie sie Mozart nur noch in seiner „Zaide“ verwendet hat. Die Chöre, vor allem der auf die „Zauberflöte“ weisende Sonnenchor, zeigen den jungen Mozart auf der Höhe der Inspiration, in den Zwischenspielen spricht bereits der Meister des „Don Giovanni“, der „Cosi fan tutte“, ja auch des Requiems („Rex tremendae“) an. Da auch die Interpretation durch den Salzburger Rundfunkchor, das Mozarteumorchester, gute Sprecher und Gesangsolisten unter der Führung von Ernst Hinreiner den Durchschnitt weitaus überragte, greift man wohl mit dem Vorschlag einer Uebernahme dieser für das

Mozart-Gesamtbild wichtigen Neufassung in das Salzburger Festspielprogramm nicht zu hoch.

„A s c a n i o in Alba“, festa teatrale des fünfzehnjährigen Mozart für Mailand, zum ersten Male seit der Uraufführung des Werkes am 17. Oktober 1771 der Oeffentlichkeit durch P a u m g a t ä:e~f wiedergeschenkt, beansprucht eher musikhistorisches Interesse. Mitglieder eines Opernstudios werden durch die Schwierigkeiten der Partiturverwirklichung überfordert. Das Ineinander von beweglicher Choreographie und statischem Arioso mutet durchaus modern an. — Einem Lieblingsgedanken Reinhardts folgend, hat Paumgartner schließlich unter der Zugrundelegung des originalen Buches von Stephanie dem lungeren die Komödie „Der Schauspiel-d i r e k t o r“, deren Uraufführung bei einem Lustfeste in der Orangerie von Schönbrunn am 7. Februar 1786 stattgefunden hatte, mit vielen aufs gegenwärtig Lokale bezogenen Bonmots versehen, somit aktualisiert. Die Regie Geza Rechs legte den Schauspielern wenig Zügel an. Somit war stärkster Kontrast zum „Ascanio“ gegeben. Den Dirigenten Rolf Maedel und Robert Kuppelwieser waren die beiden Partituren überantwortet, von den Sängern seien Dodi Protero, Maria Harvey, Eva Brinck, Kurt Seywald und Walter Raninger rühmlich hervorgehoben.

Die Salzburger Winterfestwoche benötigt langfristige Disposition, Teilnahme der Wiener Staatsoper, eine größere Zahl von Solistenkonzerten, kurzum die Rüekkehr zum Prinzip der ersten derartigen Veranstaltung zum 200. Geburtstag. Es wäre überdies an eine Konzentration der aktiven musikalischen Jugend Oesterreichs im Sinne der seinerzeitigen Ausseer Musikstudenten-Festwochen — zu solchem Anlaß auf Mozart ausgerichtet — zu denken.

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