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IM STREIFLICHT

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FAST als akustisches Wunder kann man den Arkadenhof des Neuen Wiener Rathauses bezeichnen, wo während der Sommermonate, jeweils an Mittwoch- und Samstagabenden, S e-renadenkonzerte stattfinden. Sie sollen nicht nur die Lücke zwischen der vergangenen und der kommenden Saison überbrücken, sondern auch für den auswärtigen Sommergast die Musikstadt Wien repräsentieren. Hier spielten — oder werden bei den noch bevorstehenden Konzerten wirtwirken: das Collegium musicum und der Neue Wiener Konzertverein, die Sängerknaben vom Wienerwald und die Wiener Symphoniker. Die Leiter dieser Ensembles haben nicht nur Gelegenheit zu zeigen, daß sie das „S.taberl“ schwingen können, sondern auch, daß und ob sie die Musikliteratur kennen, die überreich ist an reizenden Werken gerade dieses Genres. Erfreulich, daß man auch den Wiener Mauerblümchen, unseren viel zu wenig auftretenden Ballettgruppen, vier Abende eingeräumt hat. *

TN Salzburg soll ein neuer Direktor an das Landesmuseum berufen werden. An Kandidaten für diesen wichtigen Posten fehlt es nicht. Da gibt es solche, die von der Lokalpresse moralisch unterstützt werden, andere, die die guten Wünsche der Fachkollegen begleiten und wieder andere, welche die Meinung der — Parteien für sich haben. Das Rennen ist in vollem Gange, die Zielchancen sind noch unklar; aber es heißt, daß derzeit die Kandidaten der Politik im Rennen ziemlich weit vorne liegen — ehrenfeste Männer ohne Zweifel, aber leider Nicht fachleute —, während die Kunsthistoriker aus Beruf (und Berufung) derzeit angeblich noch die undankbare Rolle krasser Außenseiter zu spielen haben. Nun ja, wir haben uns ja schon daran gewöhnt, daß Wohnungen, Subventionen und Beamtenstellen und alles mögliche andere nach dem Proporz vergeben werden. Aber dennoch, was hat eigentlich die Salzburger Bildschnitzerei des Mittelalters mit heutiger Politik zu tun?

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“INNSBRUCK hat zwar noch keinen neuen Bahnhof, aber es hat seit einigen Wochen gleich neben dem alten Bahnhof das neu aufgebaute Hotel „Tyrol“: einen sauberen, modernen und offenbar auch recht kostspieligen Bau, der wohl geeignet ist, dem Fremdling schon bei seiner Ankunft einen günstigen Eindruck von der Landeshauptstadt zu geben. Besonders erfreulich aber ist, daß man die Gelegenheit benützt hat, um den bedeutendsten Künstlern Innsbrucks Aufträge zur Ausschmückung dieses Neubaues zu geben: da ist ein Fresko von Max Spielmann — der übrigens ein weit besserer Dekorateur als Maler ist —, ein anderes, sehr buntes und vergnügliches Wandbild Max Weilers, eine Bar, die Paul Flora ausgestattet hat und allerlei anderes, was ihm einen Begriff von der Kultur einer Landeshauptstadt geben kann. Es mag sein, daß der Fremde die Gelegenheit benützt und schnell noch der alten Stadt Hall (etwa anläßlich ihrer 650-Jahr-Feier) einen Besuch abstattet. In diesem Falle wird er mit dem Autobus oder der Straßenbahn an einer Reihe von mittelalterlichen Bildstöcken vorbeifahren, in deren verwitterten Nischen neue Bilder aus der Heilsgeschichte und den Heiligenlegenden stehen: die Bilder wurden gemalt von Walter Honeder und Max Weiler, zwei ebenso lebendigen wie lebenden Innsbruckern . ..

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TJINE grundlegende Stukturveränderung der sowjetzonalen Filmproduktion scheint sich im Zusammenhang mit den Ereignissen des 17. Juni in Ostdeutschland anzukündigen. Der kommunistische „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ und das Plenum der sogenannten „Deutschen Akademie der Künste“ unterbreiteten der Sowjetzonenregierung zwei Erklärungen, in denen nach bewährtem Muster heftige Kritik an der bisher üblichen Bevormundung des kulturellen Lebens geübt und die Ausschaltung jeder administrativen Maßnahme in Fragen der künstlerischen Produktion und des Stils gefordert wird. Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, soll in spätestens einem Monat der Import von Filmen der westlichen Welt (besonders aus Frankreich) beginnen. Die Defa-Produktion will ihrerseits vornehmlich unpolitische Themen verfilmen, die auch für Westdeutschland geeignet sind. — Nur ein Versuchsballon? Oder gar ein Silberstreif in der rötlichen Abenddämmerung ?

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T“\IE Vorbereitungen für die Verfilmung des Lebens Stalins, für die 8 Millionen Rubel angesetzt waren, wurden nach einer Meldung der „Filmblätter“, des Fachorgans der deutschen Filmwirtschaft, auf höhere Anordnung bis auf weiteres eingestellt...

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Släuft ein italienischer Film in Wien, „Anna“, mit Silvana Mangano. Es spielt aber nicht nur Silvana, sondern auch ihre Schwester Pa-trizia in dem Film; es spielt aber auch noch die dritte Schwester Natascha in dem Film; und es zeichnet schließlich auch noch der Gatte Silvanas, di Laurentiis, als Produzent. Damit scheint die Familie vollzählig versammelt (alle Wiener Treßler-, Thimig- und Marischka-Rekorde sind gebrochen), und das Spiel kann beginnen. Wie es geschah, wie es gewesen, könnt ihr im Referatteil lesen.

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