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IM STREIFLICHT

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ENTGEGEN ausdrücklichen Versprechungen wurde „im Zuge der Verkehrsregulierung“ in der Universitätsstraße abermals eine lange Reihe von Bäumen gefällt; damit — und mit der Deva-stierung der Grünanlagen vor dem Grauen Haus sowie durch den Bau einer unterirdischen Garage vor der Nationalbank, die gleichfalls eine Grünfläche zerstört hat — wurde das Luftreservoir eines ganzen Stadtteils abermals höchst nachdrücklich eingeschränkt. — Das ereignet sich' etwa einen Monat nach jenem „Tag des Baumes“, an dem auch von hohen Funktionären der Wiener Stadtverwaltung so viele schöne Reden über die Notwendigkeit des Schutzes eines jeden Grünfleckchens geredet wurde.

GEMELDET wird, „daß über das Vermögen des Schriftstellers Hermann Heinz Ortner in Salzburg das Konkursverfahren eröffnet worden sei. Ortner, der Initiator des Planes, in Salzburg eine Weltmusikolympiade zu veranstalten, leitete auch die organisatorischen Vorarbeiten, die mit Unterstützung der Stadtgemeinde bereits zur Gründung einer Musikolympiade A. G., zur Abhaltung eines internationalen Kongresses und zur feierlichen Grundsteinlegung für ein Musik-Olympiahaus im Salzburger Kurpark neben dem Schloß Mirabell geführt hatten“. — Da fährt sie in den Orkus, sang- und klanglos, die Musikolympiade. Und nichts bleibt übrig von ihr als ein gelegter Grundstein und ein unguter Nachgeschmack. Möge niemals ein Orpheus kommen, um sie wieder ans Licht zu führen...

“C IN angesehenes Wiener Theater, das am lieb-sten Boulevardstücke spielt, veröffentlicht in seinen Programmheftchen jeweils das Echo, das die vorangegangenen Premieren in der Presse fanden. Das ist eine gute Idee. Aus diesem „Spiegel der Kritik“ kann man dann entnehmen, welcher Zeitung dieses oder jenes Stück, oder diese und jene Aufführung, gefiel oder nicht gefiel. Wenn man nun die letzten Zusammenstellungen betrachtet, fällt auf, daß die „Contra“-Spalte keine Stimme verzeichnet, während die überwiegende Zahl der Stimmen als unentschieden, als weder „ja“ noch „nein“, verzeichnet wird. Diese Interpretation der Kritik mag euphemistisch sein. Immerhin zeigt sie, daß um die Stücke dieses Theaters keine hitzigen Diskussionen entbrennen. Ach, daß ihr heiß oder kalt wäret...

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PROSPEKTE und Programme sind für Fest-wochen und kulturelle Veranstaltungen ungefähr das, was das Tüpfelchen fürs i ist: ein ohne Geschmack ausgestattetes Programm — Musterbeispiel: jenes für die Wiener Festwochen — läßt das Schlimmste befürchten, eines, das schön sein könnte, aber graphisch nicht ganz exzellent gelöst ist (Exempel: das Programmheft des Wiener Musikfestes), zeigt, daß sich die Veranstalter doch wenigstens Mühe gegeben haben, ihrem Publikum auch in Nebensächlichkeiten entgegenzukommen — wenn der Prospekt und die Programmhefte aber so hübsch und originell sind, wie die des „Volkstheaters“, das offenbar auch hierin auf neuen Wegen wandelt —, dann kann man getrost seiner neuen Spielzeit entgegenblicken. — PS.: Den Salzburger Festspieleditionen gleichen Genres würde ein bißchen Auffrischung wahrhaftig auch nicht schaden ...

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TJLEGANTE Postzustellung — so und ähnlich lauteten die Ankündigungen, die darauf vorbereiteten, daß demnächst Briefe und Geldsendungen von Männern in funkelnagelneuen schmucken Uniformen ins Haus gebracht werden sollten. Nun sind sie da, nicht die Briefe und noch weniger die Gelder, aber die neuen Uniformen der Oesterreichischen Post. Sie schauen auch gar nicht so übel aus, die neuen blauen, vielleicht etwas zu zwetschkenblau geratenen Monturen mit den lange nicht gesehenen traditionellen orangefarbenen Aufschlägen der Post und den Dienstrang verratenden Rosetten. Warum aber bei der Post wieder die preußisch-russische Tellerkappe an die Stelle der nach 1945 eingeführten, dem altösterreichischen Vorbild nachgebildeten weichen Mütze treten soll, ist unverständlich. Wurde vielleicht hier ein Kompromiß zwischen der „Tradition“ (Aufschläge) und dem „Fortschritt“ (Tellerkappe) geschlossen? Wenn ja, dann war es — kein glücklicher. Denn fesch schauen sie wirklich nicht aus, diese steifen Teller auf den Köpfen — und elegant schon gar nicht...

ÖSTERREICH wird bei den III. Internationa-len Filmfestspielen in Berlin keinen Film, zumindest keinen Langfilm, zeigen. Die Auswahl an festspielfähigen Filmen in Oesterreich ist nicht groß und die Produzenten, die einmal einen gemacht haben, wollen meist nicht einsehen, warum sie mit ihrem einen guten Film die Propaganda für den „österreichischen Film“, also die Filme der anderen, machen sollen. Aber auch das Gastgeberland, Deutschland selbst war mit nur einem Film vertreten. — Wer soll sich schon bereit finden, gegenüber einer überlegenen ausländischen Konkurrenz bloß ehrenvoll im Rennen zu bleiben. Nichts kennzeichnet mehr die Situation, daß sich der deutschsprachige Film von der Zerstörung seiner geistigen Grundlagen bei Filmschöpfern und Publikum noch nicht erholt hat.

erfordert, als vorläufig zur Verfügung gestellt werden.

Aber eine noch reichlichere Dotierung der Stiftung wird gegenwärtig erwogen, denn: „Der Kredit, den ein Land in der Welt genießt, ist ein unbezahlbares Ding. Er kann nur erwachsen aus langer Bemühung. Daß dabei im Ausland nur das Beste, das Reprä-

sentativste, das Geeignetste gezeigt wird, ist selbstverständlich. Richtig verstandene Kulturwerbung ist kulturelle Außenpolitik.“ So schrieb anläßlich der Gründung des Pressedienstes der „Pro Helvetia“ eine Schweizer Tageszeitung. Und wir meinen, daß dieser Gedanke auch anderenorts erwogen werden sollte.

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