Die Welt mit anderen Augen sehen

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Schülerinnen des Sacré CSur über ihre Einsätze im Rahmen des Sozialprojektes "Compassion".

Der dritte Abend der Reihe "Forum Sacré CSur", vom gleichnamigen Wiener Gymnasium gemeinsam mit der Furche veranstaltet, stand im Zeichen von "Compassion": Schüler und Schülerinnen der siebten Klassen präsentierten Ende Februar multimedial ihre Erfahrungen, die sie beim zweiwöchigen Einsatz in diversen Sozialeinrichtungen gemacht hatten. Gast der Veranstaltung war Gesundheits- und Frauenministerin Maria Rauch-Kallat, die ein Referat über soziale Verantwortung hielt und sich im Anschluss daran den kritischen Fragen der Schüler/innen stellte. Sehr persönlich und offen sprach Rauch-Kallat dabei auch über ihre Erfahrungen als Mutter einer blinden Tochter. - Im Folgenden geben wir einige Schülerinnen-Statements über ihre Sozialeinsätze wieder. RM

Vor Projektbeginn gab es bei vielen Befürchtungen, nicht zu entsprechen oder nicht richtig angenommen zu werden, da nur wenige von uns vorher Kontakt mit kranken oder behinderten Menschen gehabt hatten. Aber während des Projektes eröffnete sich für jeden von uns eine neue, fremde Welt. Zwei Wochen waren, glaube ich, zu wenig, um sie vollends verstehen und begreifen zu können. Doch um einen Einblick in das Leben dieser Menschen zu gewinnen, hat es gereicht. Wir haben erkannt, dass sie keine Außenseiter sind, nur weil sie "anders" sind.

"Dreh dich nicht weg von denen, die leiden, denn eines Tages wirst du dich über jede Geste der Aufmerksamkeit freuen; es ist ganz normal, nichts Peinliches, nichts, wovor du dich fürchten musst!" Das habe ich einmal von einem Arzt mit auf den Weg bekommen, nachdem ich meinen Wunsch geäußert hatte, auch im Sozialbereich tätig sein zu wollen. Das Projekt "Compassion" bot mir die einmalige Möglichkeit, die Welt mit anderen Augen zu sehen und die Chance, Liebe zu schenken und im Gegenzug geschenkt zu bekommen. Asha Leisser, 7b

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass es mir nicht immer leicht fällt, andere Menschen so zu tolerieren, wie sie sind. Doch mit den Erfahrungen, die ich gesammelt habe, fällt es mir ein bisschen leichter, mich in fremde Menschen hineinzuversetzen und mich mehr mit ihnen zu beschäftigen, bevor ich mir eine Meinung über sie bilde.

Elisabeth Starsich, 7b

"Verantwortung stellt das menschliche Handeln in kausale Zusammenhänge. Diese sind z.B. temporaler, sozialer bzw. religiöser Natur. Innerhalb eines Verantwortungsbereiches folgen aus dem Handeln Konsequenzen in Gestalt von Erfolg, Misserfolg, Glück oder Schuld", heißt es in einem Lexikon zum Begriff "Verantwortung". Sozial ist dieses Handeln dann, wenn es seinem Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und sich daran orientiert.

Genau das haben wir versucht, in unserem "Compassion"-Projekt zu lernen. Doch kann man soziale Verantwortung wirklich lernen? Ist jeder Mensch fähig, sozial zu sein? Vor dieser Erfahrung war ich der Meinung, dass es sicher ganz einfach ist, sozial zu sein. Aber es ist schwieriger, als man denkt. Ich habe bei "Jugend am Werk" gearbeitet. Am ersten Tag war ich tief betroffen, und ich habe nicht mehr an die Gerechtigkeit geglaubt: Warum haben diese Menschen eine Behinderung? Warum? Diese Frage hat mich den ganzen ersten Tag gequält. Aber in den darauf folgenden Tagen ist mir klar geworden, dass diese Menschen glücklich sind mit ihrem Leben. Ich habe mit diesen Menschen geredet und gelacht, und ich habe auch gelernt, sie zu verstehen. Durch diese Menschen habe ich erfahren, was soziale Verantwortung heißt: Grenzen ab- und Toleranz aufzubauen! Diese Fähigkeit ist unerlässlich für das Zusammenleben von Menschen. Wenn man es versucht, sieht man die Welt mit anderen Augen.

Sabrina Takacs, 7b

Soziale Kompetenz beinhaltet nicht nur die konkrete Arbeit mit Behinderten oder den Einsatz in sozialen Institutionen. Soziale Kompetenz betrifft auch den ganz gewöhnlichen Alltag. Wir haben erfahren, wie wichtig es ist, offen auf andere zuzugehen und Menschen zu respektieren. Wir haben erlebt, dass Helfen nichts kostet und trotzdem viel Freude bereitet. Wir haben gesehen, dass Toleranz und Mitgefühl besser sind als übertriebenes Mitleid.

Wir haben gelernt: Jeder von uns trägt soziale Kompetenz in sich. Sie bedarf allerdings der Förderung und Entfaltung. Dies geschieht am besten in der täglichen konkreten Einübung. Besondere Orte, Zeiten und Menschen, wie wir sie in diesem Projekt "Compassion" erlebt haben, sind dazu sehr wichtig.

Anita Deim, Lisa Kranzer, 7b

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