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Alte und junge Maler

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Der nunmehr achtzigjährige, bekannte Schriftsteller und Journalist, Dr. Ernst Benedikt, ehemaliger Chefredakteur der „Neuen Freien Presse“ und Verfasser |fbjograpki§chef( Werke über Josef II. und Seri[Wrstefr “Fön Lfgric, fegatnf ihFscfc^' buchen Exil. zu rrralen“ünd stellte unter dem Pseudonym „Ernst Martin“ in Österreich und im Ausland aus. Gegenwärtig zeigt die Kleine Galerie üs- der Neudeggergasse Aquarelle, Temperabilder und Zeichnungen Benedikts. Es ist Kunstübung eines begabten Liebhabers, etwa in jenem Sinne, wie Goethe und der Fürst von Ligne dieses Wort verstanden. Formale und farbliche Studien offenbaren eine persönliche Sicht und viel Geschmack, mit stillem Humor deutet der hochbetagte Maler das Erscheinungsbild von Meerestieren zu blumenhaft phantastischen Formen um: Seeanemonen in verschwommenem Leuchten, eine löwenzahngelbe Qualle auf Schiefertafelschwarz, raupenartige Tiefseebewohner von fröhlich hingepinselter Buntheit — ein wahrhaft musischer Mensch griff zum Farbenkasten, Herzensklugheit leitet das Talent

Im Ausstellungsraum der Staatsdruckerei sind Lithographien von Friedberg Aspetzberger und Richard Kriesche zu sehen. Aspetzberger beschwert seine fast durchwegs in dunklen Farbtönen komponierten Blätter mit anspruchsvollen Titeln. „Der erste Gedanke III“ ist ein apartes Dessin in Petrolgrün, Umbrabraun und Schwarz, bei den „Unterhaltungen im Paradiese“ sprüht es von Indigoblau, Tintenrot und Ocker. Unwillkürlich stellt sich beim Betrachter die Assoziation mit Textilentwürfen für hochelegante Sommerkleider ein. Kriesche zeigt auch Schwarzweiß-Lithos. „Faszinierter Himmel“: ein spielzeughaftes Riesenrad kollert durch geschickt arrangierte, graphische Unruhe von Löschblattflecken und architektonischem Strichgefüge. Bei den farbigen Blättern wird manchmal zu direkt auf den Effekt hingearbeitet. Triefendes Krimi-Rot auf nachtblauer Düsternis, sozusagen Maigret und die Abstraktion. Die „Geliebte Wiener Landschaft“ leuchtet in furios hingewischtem explosivem Rot, Feuerwerksgelb und dunklem Blau. Beide Künstler schufen interessante graphische Gestaltungen, Bilder im eigentlichen Sinn freilich sind die wenigsten der Lithograpien.

Eine Schau von „Kunst aus Niederösterreich“ bietet die Galerie „Junge Generation“, wobei der zweiundzwanzigjährige Karlheinz P i 1 c mit seinen visionären, in der Technik an Ernst Fuchs und Anton Lehmden gemahnenden Radierungen die meiste Beachtung verdient. Radierer ist auch Siegfried Krupbauer, Geburtsjahrgang 193 5, der sich offenbar Kubin zum Vorbild erwählt hat und wohlgelungene Szenen aus dem Zirkusmilieu ausstellt. Eduard. Diem erweist sich mit einigen Ölbildern als ehrlicher, spätgeborener Expressionist. Die feinen, reizvollen

Aquarelle von Therese Schütz-Leinfell n e r haben den Zauber zartfarbiger, hauchdünner Orchideen. Alfred Kurz ist mit der Kleinplastik eines stilisierten Männerkopfes vertreten, und Adolf Fro'hner stampft aus rostigem Blech, Ofenröhren, Fahrradteilen und sonstigem Schrott fabelwesenartige Gebilde. Wir hoffen, der Achtundzwanzigjährige nimmt seine private dadaistische Fossilienpflege nicht bitter ernst, seit Kurt Schwitters' „Merz“-Bau ist immerhin viel Zeit vergangen. Experimente der Zwanzigerjahre, von jungen Leuten unserer Zeit wiederholt, könnten nur als geistlose und überflüssige Nachahmung gewertet werden.

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