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Im Spiegel der Ausstellung

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Das Bischofsjubiläum bot Gelegenheit, über die vergangenen 25 Jahre 1938 bis 1963 in Form einer Ausstellung Rechenschaft zu legen. Dabei standen die Gestalter der Ausstellung in den Räumen der Handelskammer vor dem Problem, die geschichtliche Aussage mit der missionarisch-apostolischen zu ver- einen, in ansprechenden Bildern und Dokumenten das Gnadenhaft-Geistige durchleuchten zu lassen und doch eine persönlich geprägte Leistungsschau zu bieten, die in Maß und Zahl das Wirken der Kirche im Gebirge Sichtbar macht. Der bekannte Graphiker Gustav Sonnewend wurde in Schrift, Bild und Farbe diesem Anliegen vollauf gerecht und erreichte in einer psychologisch klugen Führung durch unauffällige Übergänge und wirksame Blickfänge ein inneres Mitgehen der Beschauer, die sich unwillkürlich mit dem Geschehen und den Aufgaben identifizieren und so selbst lebendige Kirche werden.

Der erste Blick gilt dem mächtigen Kreuz (unter Ausnützung eines sonst störenden Pfeilers). Der eine Balken weist auf das Hirtenamt des Bischofs: das Pastorale mit dem Wappen des Kirchengebietes und dem bischöflichen Wahlspruch „Christo Regi vita nostra” aus getriebenem Silber mit Golddrahtornamenten, in der Krümme in den Fisch, das Sinnbild Christi, ausmündend, lehnt am Kreuzesholz und steht symbolisch über einer Photomontage des Volkes und Landes von Tirol und Vorarlberg. Der Stab ist ein Geschenk der Tiroler Wirtschaft an den Jubilar und wurde vom akad. Bildhauer Josef Kölblinger entworfen und gefertigt. Der zweite Kreuzbalken führt zum Bronzetaufbecken aus der neuen Kirche Bregenz-St. Kolumban, das in seiner Symbolik das Wachsen des christlichen Volkes aus der Gnade dartut. Sinngemäß erhält darüber die statistische Karte der Pfarren, Kirchen, der Zahlen von Gläubigen und Priestern ihren Platz. Daß die Herzmitte jeder Diözese das sakramentale Leben ist, sagen die Kelche, Paramente (Handwebe von Paula Ptaczek), das handgeschriebene Messebuch aus. So steht ein Sakralraum, der gerade durch Farbe und Licht anspricht, im Mittelpunkt, die Kirche in der Kirche.

Diese Kirche aber verwirklicht sich in Zeit und Raum. So soll zunächst das Werden im Umbruch sichtbar werden. Die Verfolgung der Seelsorge durch den Nationalsozialismus, die Zerschlagung der Jugend verbände, die Aufhebung der Klöster, das Martyrium der Be- kennerpriester ließen eine neu geprägte Kirchengemeinschaft erstehen. Darüber sprechen Originaldokumente, schon historisch gewordene Photos und erschütternde Zahlenbilder. Daß aber gerade dieser äußere Niederbruch durch die zukunftsweisende Sorge des Bischofs zum Gestaltwandel des Kirchengebietes und seiner Menschen führte, beweisen die immer aufs wesentliche zielenden Hirtenworte, die Sorge um die Jugend, das viele Behelfsmaterial zur Seelsorge, die Altargemeinschaft im liturgischen Beten und Singen. Trotz aller Behinderung ein optimistisches Bild: nach 1945 ist aus dem Erleben der Not ein geradezu urchristlicher Zusammenhalt spürbar.

Diese Verantwortungsgemeinschaft verwirklicht sich im Aufbau der lebendigen Pfarrgemeinde, die alle Glieder wesensmäßig erfaßt. Wie eine große Familie scharen sich Jugend, Männer und Frauen in Diakonatsgruppen um den Altar — Zahlen der kirchlichen Bewegungen und Bilder ergänzen einander, Organisation und persönliches Wirken bedingen sich gegenseitig; das steht einem beim Betrachten der Pfarrteilungen (Schaubild Innsbruck), den Übersichten über das Seelsorgeamt, der Priesterstatistik, den eindrucksvollen Bildern des Oberhirten deutlich vor Augen.

Die Pfarrgemeinde braucht eine Heimat, das Gotteshaus. Was an neuen, mitunter epochemachenden Kirchenbauten, an Pfarrheimen an Erneuerungen und Restaurierungen in knapp zwanzig Jahren geschaffen wurde, kann nur mit der reichsten Bauperiode der Tiroler Geschichte, dem Barock, verglichen werden. So fesselt die Bild- und Modellfolge kirchlichen Neuaufbaues als Gesamtschau und im einzelnen. Die Heimat der Diözese aber ist das Priesterseminar, das Papst Johannes XXIII. bei seinem letzten Auslandsbesuch vor seiner Wahl als vorbildlich bezeichnete. Deshalb bilden Modell und Bericht darüber den Blickfang dieses Teiles.

Das Erbe der Kirche Tirols wird im Katholikentag des Jubiläumsjahres 1959 präsent, das Morgen im Auftrag vorgeformt. Wie kann die Kirche in der pluralistischen Gesellschaft wirken? Nach den grundsätzlichen bildhaften Wegweisungen leitet die Ausstellung auf die konkrete Verwirklichung der Gegenwartsaufgaben über, auf das Werk der speziellen Seelsorge der Orden, die Erziehung, das soziale Wirken und die Ausstrahlung in die Weltweite. So geben Übersichten und künstlerisch gesehene Bilder eine Dokumentation und eine Aufmunterung. Besonders ziehen den Blick an die ungemein eindrucksvolle Leistung der Diözesancaritas, der Aufbau der Heiligjahrsiedlung, an der der Bischof persönlich mitmauert, die gegenüber anderen österreichischen Diözesen personell und materiell wesentlich stärkere Missionshilfe, alles in Bild, Graphik und Karte.

Schließlich führt die Beteiligung des Kirchengebiets durch den Bischof und namhafte Konzilsberater an der Vatikanischen Kirchenversammlung in die Weltkirche, die neue Impulse empfängt. Daß jede Diözese aus ihrer Eigengestalt eine besondere Berufung hat und daß diese Berufung im Werk des Bischofs ihre sinnfällige Verkörperung findet, durchzieht wie ein roter Faden den Rundgang. Leitworte aus den Werken des Oberhirten, seine Bücher und sozialen Broschüren unterstreichen immer wieder die Sendung nicht nur Tirols und Vorarlbergs, sondern des europäischen Herzlandes Österreich.

Wie die Ausstellung sagt auch die zu diesem Anlaß herausgegebene meisterhaft gehaltene Broschüre aus, daß die gottgewollte Gemeinschaft gerade dieses Bischofs mit gerade diesem Volk die „Kirche im Gebirge und anderswo” zu einem „Wachstum im Geiste” führt.

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