Michelangelo: Meister des Muskelspiels
Die Albertina zeigt in „Michelangelo und die Folgen“, wie das Wirken des Renaissancemalers zum Maßstab für Künstler der folgenden Jahrhunderte wurde.
Die Albertina zeigt in „Michelangelo und die Folgen“, wie das Wirken des Renaissancemalers zum Maßstab für Künstler der folgenden Jahrhunderte wurde.
Die Muskeln sind angespannt, der ganze Körper wirkt wie ein Bogen kurz vor dem Abschuss des Pfeils oder ein Tiger vor dem Sprung, die Anstrengung zeichnet sich ab, die Anatomie ist auf das Genaueste wiedergeben: Die Zeichnungen Michelangelo Buonarrotis sind nicht nur besonders eindrucksvoll für heutige Betrachter, sie waren es auch für nachfolgende Künstler über Jahrhunderte. Welchen Einfluss er auf viele Generationen hatte, zeigt derzeit eine Ausstellung in der Albertina.
„Michelangelo und die Folgen“ baut auf Blättern auf, die das Haus von diesem Renaissancemeister besitzt – und präsentiert, wie seine Arbeit, vor allem was männliche Akte betraf, zum vorbildhaften Kanon wurde, ja, zum „unübertroffenen Maßstab“, wie Albertina-Direktor Klaus A. Schröder dies formuliert.
Studien von muskulösen Männern stehen gleich am Beginn der Schau, wenn man einen Einblick bekommen soll, wie Michelangelo „Die Schlacht von Cascina“ geplant hatte. Zwar wurde das Gemälde nie fertiggestellt und sind die Kartons verloren, doch Kopien zeigen, wie er die Wiedergabe der Körper der Florentiner, die im Arno baden und rasch zu ihren Waffen greifen, minutiös vorbereitete. Generell war das Studium der Muskulatur in seinen gut gebauten Heroenkörpern für ihn nie Selbstzweck, sondern Mittel zum Ausdruck von Dynamik. Seine Figuren wirken in jeder Faser ihres Körpers angespannt – und gerade dadurch auch innerlich zerrissen. In der Albertina wird auch auf die Vorbildwirkung der zu seiner Zeit wiederentdeckten Laokoongruppe für Michelangelo verwiesen, in der der Priester im Todeskampf in Verrenkungen der Verzweiflung und der äußersten Anspannung zu sehen ist.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!