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Palette und Pinsel
Im Studio des Theaters in der Josefstadt, in dem Hrastniks Van Gogh-Drama „Der Maler Vincent“ das Interesse literarisch interessierter Kreise in einfühlsamer Aufführung findet, ist gegenwärtig eine kleine Anzahl von Bildern zu sehen, die uns mit einer anderen Seite dieser starken und eigenartigen künstlerischen Persönlichkeit bekannt machen. \
Der Wiener H r a s t n i k, der hier Germanistik und Anglistik studiert hatte, später als Bankbeamter in Amerika und verschiedenen europäischen Ländern tätig war, bis ihn der Krieg durch sechs Jährt in den Soldatenrock zwang, ist in mancher Hinsicht ein künstlerischer Nachfahre des von ihm so hochgeschätzten Van Gogh, aber von stärkerer Lebensbejahung als dieser. Er ist wirklichkeitsnaher, von starker Vitalität erfüllt, in seinen Landschaften und Städtebildern lebt echte Naturverbundenheit, die dem Objekt jede Stimmung abzulauschen vermag. Eine „Lothringische Dorflandschaft“, das reizvolle „Kahlenbergerdörfel“ und ein koloristisch feiner Berliner „Großstadtplatz“ verdienen besondere Erwähnung. Hrastniks Absicht, den Formen und dem farbigen Zusammenklang seiner Motive nachzugehen und sie künstlerisch zu gestalten, kommt vielleicht am stärksten in seinen Blumenstücken zur Geltung. Aber auch in verschiedenen figuralen Arbeiten und Porträtstudien, die über das rein Persönliche ins Typische vorstoßen, offenbart sich eine eigenartige Begabung, die eine schöne Reifezeit verspricht.
Bilderschau Werner Scholz
In der „Neuen Galerie“ (I., Grünangergasse 1) wurde kürzlich eine Bilderschau des Malers WernerScholz
eröffnet, der, in Berlin geboren, seit 1933 in Alpbach in Tirol eine zweite Heimat gefunden hat. Der Eindruck der Bilder dieses Künstlers, der im ersten Weltkrieg den linken Unterarm verloren hat, ist von merkwürdiger Zwiespältigkeit. In so manchen in Tirol entstandenen Landschaften bezwingt die starke Naturverbundenheit, wie sie etwa aus der „Regenlandschaft“, dem „Haus im Herbst“ oder der „Hausecke“ eindringlich zu dem Betrachter spricht. Die gleiche Stärke malerischer Darstellungskraft zeigt sich in verschiedenen Blumenstücken, vor allem in der wie ein lichtes Wunder aus dem Dunkel des Hintergrundes hervorblühenden „Malve“.
Neben diesen Arbeiten aber beherrscht das Bild der Ausstellung eine Fülle künstlerischer Visionen von seltsamer Phantastik, die wie ein makabrer Totentanz auf den Beschauer einstürmen- Skelette, aus deren Totengebein Lilien hervorwachsen, Wälder, durch deren verschnörkeltes Geäste der Mond seinen fahlen Schimmer ergießt, unheimliche Gestalten, die sich schemenhaft in einer Kirchenbank zusammendrängen, Schneeberge, deren Kälte alles Leben zu vernichten scheint, der „Oberförster“, der wie ein grinsendes Gespenst aus dem Dämmerlicht des Forstes tritt, der Bauer mit rotem Bart, riesenhaft, bedrückend: es scheint, ab ob alles Grauen seltsamer Märchenphanta-stik in diesen BHdem aufgespeichert wäre.
Auch in den Pastellen verspürt man die Dämonik dieser visionären Gestaltung. Sie halten zuweilen nur flüchtige Eindrücke fest, mit starker Kraft malerischer Intuition zuweilen aber wieder mit scharfer Ironie, die sich an den Schwächen, der Menschen auslebt.
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