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Zwei Salzburger Maler

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Das Wiener Konzerthaus, das erfreulicherweise auch um die moderne österreichische Malerei besorgt ist, zeigt in diesem Monat in seinen Wandelräumen die Gemälde zweier Salzbürger Maler: Agnes Muth- spiel und Herbert Breiter. Vor diesen Bildern denkt man mit Vergnügen daran, daß sich in fast allen österreichischen Bundesländern Malerschulen und -gruppen herausbilden, die vielfach ein dem Charakter des Landes entsprechendes, aber keineswegs provinzielles Profil zeigen. So bemühen sich — wenn man dem vertrauen darf, was in den Ausstellungen der letzten zwei Jahre gezeigt wurde — die Kärntner vor allem um die Farbe, während die Tiroler mehr zum Linearen und zur Graphik neigen. Die Oberösterreicher und wohl auch die Steirer scheinen der Problematik des Surrealismus oder der neuen Strömung des „magischen Realismus” zu folgen — kurz, es herrscht in den Bundesländern zweifellos ein sehr reges und sicherlich fruchtbares malerisches Leben.

Wie außerordentlich eng das Verhältnis zwischen Künstler und Umgebung, wie sehr seine Kunst von dem Wesen seiner Stadt oder Landschaft beeinflußt sein kann, zeigen die Bilder Herbert Breiters und Agnes Muthspiels in fast exemplarischer Art. Kaum vorstellbar, daß sie an einem anderen Ort entstanden wären, als in Salzburg: sie sind aus dem gerne zitierten und gerühmten Geist dieser Stadt geboren. In ihnen steht die Anmut, die Heiterkeit und die gewisse unbekümmerte, wenn auch nicht immer ganz ungefährliche Sicherheit, die das salzburgische Kunstschaffen seit je auszeichnet. Dem Problematisch-Dämonischen, von dem die moderne Kunst sosehr heimgesucht wird, stehen diese Bilder ferne, und wenn sich hie und da doch ein Dämon zeigt, ist es ein solcher der Freundlichkeit und des Wohlwollens, dem auch ein Betrachter nicht widerstehen wird, der Schwierigeres sucht. Der Heiterkeit wird in der zeitgenössischen Kunst allzu wenig Platz gegönnt; um so lieber begrüßt man sie in den hellen Landschaften und Stilleben der beiden Salzburger.

Diese Charakteristika gelten für die Werke beider. Sie sind einander auch stilistisch verwandt, ein Eindruck, der durch die Hängung der Bilder — sie sind nicht nach Namen geordnet — noch verstärkt wird. Erst bei genauerem Zusehen erkennt man, daß die Unterschiede doch erheblich sind. In einem Fall ist das Gefühl — und zwar ein absolut sicheres und starkes Gefühl — entscheidend, das Schwierigkeiten meistert, vor denen ein Überlegenderer vielleicht ängstlich zurückwiche. Bei Breiter, als dem Manne, ist in weit höherem Maß die Spekulation und die Erwägung beteiligt. Die rasche und fast ein wenig fieberhafte Entwicklung der zwei Maler — ein halbwegs Geschulter wird feststellen, daß sie etwa von Cezanne und Rousseau ausging — läuft parallel und kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Man darf neugierig sein, ob dies so bleibt, denn daß beider Wachsen noch nicht abgeschlossen ist, scheint offensichtlich. Wünschen möchte man nur, daß dem Handwerklichen und der Güte des Materials mehr Aufmerksamkeit geschenkt werde.

Um es noch einmal zu wiederholen: man freut sich, einen Beweis gefunden zu haben, daß es auch in der heutigen Kunst noch Raum für eine Malerei der Heiterkeit und des Gefühls gibt, ohne daß sie deswegen an Gehalt verliert. EIne linge Galerie mit kostbaren Marmorbüsten, die die Standbilder römischer Kaiser darstellen, 20 der Büsten sind vollständig erhalten. Die des Galenits und Septinius Severus stellen besonders hochwertige Kunstwerke dar.

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