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Das Leben Oscar Wildes

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WILDE. Eine Bildbiographie von Vyvyan Rolland. Klndler-Verlag, München, 1D65. 144 Seiten, Preis DM 15.811.

Oscar Wilde, dessen Werk heute der Weltliteratur angehört, war wohl die faszinierendste Dichtergestalt des Viktorianischen England. Ein Ästhet par excellence, genial, geistvoll, witzig, Dandy und unvergleichlicher Künstler des Gesprächs, voll Freude am Paradoxon, ein glänzender Re-präsentat des literarischen „Fin de siecle“. Seine provokante Mißachtung der gesellschaftlichen Konventionen führte sein Unglück herbei. Zuletzt gelang ihm noch die dichterisch gültige Gestaltung der Leidenszeit im Gefängnis. Er verschied vor 65 Jahren in einem kleinen Pariser Hotel. Seine ungewöhnliche Persönlichkeit und sein tragischer Fall haben das Interesse für ihn stets wachgehalten. Die vorliegende Bildbiographie ist nicht zuletzt wegen ihres Verfassers bemerkenswert. Er ist Wildes jüngerer Sohn (geboren 1886), der uns sein Schicksal in dem Buch „Erbe eines Urteils“ erzählt hat. Der zweite Sohn Cyril fiel im ersten Weltkrieg.

Vyvyan Hollarid schildert den Lebensweg seines Vaters mit ruhiger Sachlichkeit, freilich nur in großen Zügen. Sein Bericht kann die Lektüre einer ausführlichen Biographie wohl nicht ersetzen, besonders was die Katastrophe in Wildes Leben anbelangt, aber er stellt mit Recht die künstlerische Persönlichkeit und ihr Schaffen in den Vordergrund, wobei er verständnisvoll ausgewählte Zitate bringt. Das reiche Bildmaterial bietet viel, was bisher nicht oder nur wenig bekannt war. Wir sehen den Dichter in verschiedenen Altersstufen, seine Eltern, die Menschen, die ihm nahestanden, Freunde und Feinde, die Schauplätze seines Lebens (Dublin, Oxford, London, Paris, Städte in Amerika, Reading, Berne-val), berühmte Zeitgenossen, Buchillustrationen, Karikaturen, Szenenbilder von Aufführungen, Schauspieler, Theaterprogramme und Manuskriptseiten — zum erstenmal veröffentlicht — des berühmten Briefes an Lord Alfred Douglas. Aufstieg und Niedergang Wildes werden so in vielen Abbildungen festgehalten, und darüber hinaus wird auch die besondere Geistigkeit seiner Zeit lebendig. Nur wenige Bilder wären besser durch andere zu ersetzen gewesen. Die Wilde-Literatur erhält durch dieses lesens- und betrachtenswerte Buch eine wertvolle Ergänzung.

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