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Bücher für die reifere, reife und überreife Jugend

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Der Salzfürst. Von Matthias Kirschschläger. Buchgemeinde Donauland, Wien.

Von Felix Dahn rühmten die Historiker, er sei ein ausgezeichneter Romanschriftt.eller, und die Literaturkritiker, er müsse wohl ein vortrefflicher Geschichtsforscher sein. Dem Verfasser dieser als Sprachkunstwerk gerade um der gewollten Schlichtheit des Stils willen sehr schätzbaren, fesselnden und vom wissenschaftlichen Standort aus betrachtet unanfechtbaren urgeschichtlichen Erzählung muß die doppelte Anerkennung gezollt werden, die dem hinter einem Decknamen sich — kaum und warum? — verbergenden Prähistoriker von Rang und dem, nur zu wenig gewürdigten, ausgezeichneten Prosa-Epiker gebührt. Dem Buch, einer wohlgelungenen Heraufbeschwörung längst verklungener Zeiten, des Werdens der Kultur im Salzburgerland, ist weite Verbreitung zu wünschen. Klappt man es zu, nachdem die 300 Seiten des Berichts an uns vorübergerauscht sind wie ein Alpenfluß, der aus wilder Höhe allmählich in die sanfte, ausgeglichene Ackerlandschaft gleitet, dann (wandeln wir einen schwachsinnigen Spruch passend ab) bewundert der Laie die Meisterschaft, mit der hier immenses Wissen dargeboten wird, und der Fachmann staunt über die Leichtigkeit der Form, die den berückten Unzünftigen den gar inhaltschweren Stoff auflistet. Das ist, im besten Sinne, Jugendlektüre. Doch auch ältere und sogar recht alte Knaben, wie der unterzeichnete Rezensent, können an ihr helle. Freude haben.

Indianer, Cowboys und Pferde. Von Anton Ernst von B 1 a r e r. Verlag H. R. Sauerländer, Aarau.

Ein Schweizer Junker, nun im Alter des Psalmi-sten stehend, sattelt noch einmal den Hippogryphen zum Ritt ins neue romantische Land, nämlich in den schon damals nicht mehr sehr wilden Westen Amerikas, das er im ersten Jahrzehnt unseres statt mit der Tinte klecksenden nur maschinenschreibenden Säkulums durchstreift hat. In jener Zeit der Teddy Roosevelt, Taft und der letzten Konquistadoren im Bereich der Finanzen und der Industrie, ist der Schweizer Kavallerist nach den Reservationen gereist, in denen noch Ueberbleibsel der vorigen heroischen Epochen zu finden waren: nun eben Indianer echter Art, Cowboys und viele, viele Pferde, zwischen denen freilich die erten Autos auftauchten. Die Maschine hat damals den Tintenklecks endgültig überwunden. Dem Romantischen ist das Technoromantische gefolgt. Aus dieset Tragik des Uebergangs ohne und des indianischen Untergangs voller Würde schöpft Blarer seine Skizzen, in denen Wahrheit und Dichtung oder eher: Verdichtung der vorhandenen Erinnerungen zum eindrucksamen, typischen Bild, sich in gar anmutiger Darstellung vereinen. Ungeachtet mancher Helvetismen hat das Buch literarisches Niveau. Ein Hauch von Poesie weht uns entgegen,auch da, wo die Reminiszenzen — bewußte oder ungewollte — an Karl May mit den Händen greifbar sind. Und wir empfangen wieder einmal Bestätigung dafür, wie sehr der ersonnene Winnetou samt Vater und Schwester, Apachen, Comanchen, Westmännern und sonstigen Abenteurern, einem von seherischen Augen des nie dort Gewesenen erschauten Einst-da-Gewesenen gemäß sind. Der Autor darf es daher als verdientes Lob auffassen, daß wir von ihm sagen, er schreite auf den Spuren Karl Mays; dem phantasievollen sächsischen Proletariersprossen überlegen an literarischer Kultur, an authentischer Ortskenntnis der geschilderten fernen Umwelt, ihm ebenbürtig an Talent, spannend, mitreißend, hinreißend zu erzählen.

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