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Christenzeugnis im Hl. Land

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Die Christen im Heiligen Land, in viele Riten und Konfessionen gespal- ten, sind dem machtigen Islam seit Jahrhunderten mehr oder weniger aus- weichend begegnet — und sie haben sich im allgemeinen auch in dem seit zwolf Jahren bestehenden Judenstaat Israel, in dem sie formal den Juden ab- solut gleichberechtigt sind, sehr zu- ruckhaltend gezeigt. In letzter Zeit na- mentlich im Jahre 1960, ist aber unter den Christen in Israel ein aktiveres Profitieren von der demokratischen Freiheit zu bemerken: es gibt organisa- torische Auffrischung und Erneuerung, eine Bestatigung des Selbsterhaltungs- triebs gegeniiber Kleinmut und Land- flucht, eine deutliche Tendenz, sich im Staat Israel wohnlich einZurifhten. ,

Die (mit Rom unierte) griechisch- katholische Kirche, der die groBte Zahl der christlichen Araber auf israe- lischem Territorium angehort, hat unter der Leitung ihres sehr tatkraftigen und unternehmungslustigen Erzbischofs Georg Hakim schon leit lattgerem von sich reden gemacbt. Erzbischof Hakim hat mit Hilfsgeldern aus dem Vatikan und aus Belgien in Nazareth ein klei- nes Seminar fur zukiinftige Priester aufgebaut, das sich guten Zuspruchs erfreut: neben dem Seminar entsteht noch die Kirche, die auf den Namen ,,St. Josefs des Arbeiters" lauten wird — ihre Eroffnung ist fur den kommen- den 1. Mai, den Festtag St. Josefs des Arbeiters, vorgesehen — und soil u. a. auch einen Abwehrschlag gegen den Kommunismus darstellen. der unter den Arabern von Nazareth zu grassie- ren noch nicht aufgehort hat. Auch fur das Waisenhaus fiir arabische Madchen sieht Erzbischof Hakim einen Neubau im griechisch-katholischen Zentrum um St. Josef vor: in diesem Waisenhaus sind Salvatorianerinnen aus der Schweiz tatig. Erzbischof Hakim war dieses Jahr auf dem Eucharistischen KongreB in Miinchen sowie in Lourdes: es schwebt ihm eine Zusammen- arW ls» .hrdes uftffKWi vW -Antaf'-W Bist-Hof von'Loirrdes isfi vMn,lfflfl RidNtizaretht) dfelud®!’ worden.

Die romisch-katholische Kirche in Israel (die man hier wie iiberall im Na- hen Osten die „Lateinische“ nennt) hat seit vorigem Jahr einen Bischof zum Verwaiter, den Franziskanerpater Mgr. Piergiorgio Chiappero, den Stell- vertreter des (auf Jordanischem Ge- biete in der Jerusalemer Altstadt resi- dierenden) Patriarchen Alberto Gori OFM. Bischof Chiappero, der in Haifa residiert, hat den kranken —- und an- fangs des Jahres verstorbenen — Mgr. Antonio Vergani in dieser Funk- tion abgelost, der sich mit Tatkraft und Verstandnis wahrend der ersten Jahre des Staates Israel um die Behe- bung aller Schwierigkeiten bemiiht batte, die sich im Verhaltnis der Katholiken zum Staat ergeben mufiten. Nun wird noch ein romisch-katholi- scher Erzbischof in Israel erwartet: Mgr. Domenico Capozzi OFM. der fru- her an der Spitze einer Kirchenprovinz in China stand, dort lange eingeker- kert gewesen ist — und nun. nach seiner Freilassung, gebeten hat, im Heiligen Land leben zu durfen. Er wird der Vorsteher des Franziskanerklosters ,,Ad Coenaculum" werden, das auf israelischer Seite direkt an der Mauer der Jerusalemer Altstadt liegt und erst im Friihling dieses Jahres von den israelischen Truppen, die es als milita- rischen Stiitzpunkt gegen Jordanien be- nutzten, den Franziskanern wieder zu- riickgegeben worden ist. Das bekann- teste Problem innerhalb der romisch- katholischen Kirche in Israel stellen seit dem Jahre 1956, da Polen die Aus- wanderung von Juden nach Israel frei- gegeben hat, die von dort gekommenen Mischehenfamilien dar: es handelt sich meistens um jiidische Manner mit christlichen Frauen — und von streng- glaubig-jiidischer Seite wurde immer wieder der Ubertritt dieser Frauen zum Judentum und die Erziehung der Kinder im judischen Glauben gefordert. Manche Familien haben dieser „assi- milierenden" Tendenz nachgegeben, andere nicht: manche haben die Wei- terwanderung aus Israel nach Ubersee vorgezogen, andere haben versucht, unter Beibehaltung ihres religidsen Mischehenstatus oder auch mit der Annahme der Taufe des judischen Gat- ten sich trotzdem in den israelischen Alltag einzuleben. Als ein Zeichen, daB der katholische Teil nicht kapitu- liert hat, kann eine Firmung von drei- Big polnischen Kindern aus solchen Mischehen in der Haifaer romisch- katholischen St. Peterskirche erwahnt werden, die Mgr. Guiseppe Sensi, der Apostolische Delegierte von Jerusalem, anfangs dieses Jahres erteilt hat. Seine italienische Ansprache wurde von dem polnischen Salesianer P. Kot iibersetzt, der in Bet Gamal polnische Kinder aus Mischehen in der Landwirtschafts- schule seiner Kongregation unterrich- tet. Man stellte bei dieser Firmungs- feier in der Kirche einen sehr guten Besuch seitens der polnisch sprechen- den Katholiken fest, die ihr Zentrum in Haifa haben. Ihre religiose Betreu- ung hat jetzt der polnische Franziskaner Espedito Lisieki mit einer Hilfs- kraft inne: zwei von Rom gesandte Salesianerinnen aus Polen sind als Pfarrhelferinnen tatig. In Haifa, Israels prachtiger Hafenstadt am Berge Kar- mel, ist gerade eine Art romisch-katho- lischer ,,Insel“ im Stadtzentrum (Jaffa- straBe, nahe der Autobusstation) im Werden. In der MeirstraBe 11 befindet sich das Spiral der Boromaerinnen, das lange vom israelischen Militar besetzt war und vor einem Jahr den Schwe- stern zuriickgegeben wurde. Von die- sem Spital dient ein Teil jetzt als Pil- gerhaus: der andere Teil wurde den St. Anna-Schwestein verkauft — und dort wohnt Bischof Chiappero. Die Karmeliter bauen hier die neue St. Jo- sefskirche in zwei Stockwerken mit Pfarrgemeindesaal, die rund 1000 Per- sonen, also alle romischen Katholiken Haifas. wird aufnehmen konnen: Pater

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