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Das große Halali

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Ein Jäger mit Leib und Seele, ein Grandseigneur und Homo Austriacus, hatte vor Jahren eine Idee. Sie nahm, nicht ganz so, wie er gewollt, aber doch sehr schmuck und sauber in Form zweier Spielfilme („Das heilige Erbe“, „Der Förster vom Silberwald“) Gestalt an. Es geht nun die Sage, daß sich die Kameraleute dabei so sehr in ihre Arbeit und ihre Objekte, das Waldgetier und seinen Kosmos, verliebten, daß danach noch hübsch ein paar tausend Meter ungenutzt übrigblieben. Auf wunderlichen Umwegen (niemand wollte sie haben) gelangten sie — in die richtigen Hände. Denn was die Männer der Nitsche-Produktion der Helios-Film jetzt daraus gemacht haben, übertrifft alle Erwartungen. „Bilderbuch Gottes“ ist kein Abfallkorb, denn der Film ist noch viel, viel besser als seine beiden Vorgänger. Eugen Ledebur und J. A. Holman (Idee und Manuskript) hatten den Mut, den Ballast naiver Spielhandlungen abzuwerfen und den Kulturfilmstil von A bis Z durchzustehen. Verständnisvoll folgten ihnen Schnitt (Alfred Srp) und Musik (Wiefried Zillig), vor allem aber die beiden Sprecher (Axel Corti und Wolfgang Riemerschmied) — und das Ergebnis ist ein berückender österreichischer Disney, ein würdiges großes Halali nach dem Tode des große Hegers, Pflegers, Jägers Mayer-Melnhöf.

Zu Tennessee Williams zieht er den'firm wie tfe Mücke zur sengenden-Flamine;' h'äufig verbrennt er sielP*tietei*ftieWifilnVfertel' Mfi WMm-MOa. sind verfilmt, es sind ausnahmslos („Glasmenagerie“, „Endstation Sehnsucht“, „Die tätowierte Rose“, „Camino Real“ und „Die Katze auf dem heißen Blechdach“) Hochfeste schauspielerischer Kunst gewesen. Auch „Plötzlich im letzten Sommer“ strotzt vor anspruchsvollsten, innerlich vibrierenden Rollen, in denen auch diesmal wieder Kathe-rine Hepburn und Elizabeth Taylor das Alleräußerste wagen. Es will nur immer wieder im Film eines nicht gelingen. Williams' Menschen, hier vor allem die in Affenliebe zu dem unnatürlich veranlagten Sohn entbrannte Mutter, sind sexualpathologisch verschlüsselte tragisch Scheiternde, individuell getarnte Sozialformeln, durchweg Versuchungen des Dichters aus seinen bitteren Zeiten in den Slums von St. Louis, wenn man will, auch: lauter ungelöste Sozialprobleme Amerikas. Indem sich der Film nun an die prallen Rollen hält, sie durchweg mit Weltstars besetzt und das Dichterwort vordergründig ausspielt, verlieren die Figuren ihre zweite Schichte, werden überlichtet und stehen schließlich vor dem ratlosen Publikum samt und sonders als Verrückte, Perverse, mindestens Erotomanen da. Für dieses Mißverständnis ist der Dichter nur teilweise verantwortlich - die Bühnenaufführungen atmen grundsätzlich eine andere Luft. So verrückt das klingt: um die eigentliche Substanz bloßzulegen, dürfen die Williams-Stücke nicht so „groß“, so bombenbesetzt und damit von der Absicht des Dichters entfernt verfilmt werden.

Dem zweiten Teil der „Herrin der Welt“ passiert etwas, was seinem Regisseur William Dieterle selten passiert: das Publikum lacht sich die Seele aus dem Leib vor so viel verkitschtem Unsinn und Abenteuer. Atomangst hin und her — der Blödsinn ist noch ärger. Dabei ist gar nicht alles lachhaft. Die Verbrecherjagd über den buddhistischen Tempel beispielsweise ist eine grobe Geschmacklosigkeit. Man wird den unheimlichen Eindruck nicht los, daß die gelben Mönche, die da schweigend Staffage stehen, sinnend auf den Unfug schauen, den da Jud und Christ vor ihnen aufführen . .

Es wird langsam Sommer, das ist: Reprisenzeit. Ausgewählt wie sie nun einmal sind, machen sie häufig bessere Figur als die „Premiers“. Auch in diesen Wochen enttäuscht keine: „Ein Amerikaner in Paris“, „Die T a n zm eis t er“, „Kennwort 7 7 7“, „O Cangaceiro“ und besonders „Lockende Versuchung“.

Ein ad hoc geschneidertes Kurzfilmchen aus dem Leben Prinzessin Margarets ist so mager wie die ganze Sensation, in deren Sog ev segelt.

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