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Der große Angst ist neunzig
Nicht neunzig Jahre, sondern neunzig Filme alt ist in diesen Tagen Richard Angst, an dessen klassische Impressionen der deutschen Kamera (Angst selber ist gebürtiger Schweizer) sich große Erinnerungen („Rembrandt”!) knüpfen. Der neunzigste, der österreichische Film „Das heilige Erbe”, bot Anlaß zu einem intimen (dritten) „Sascha-Rendezvous” im Sacher, auf dem der große Angst eine sehr gehaltvolle Liebeserklärung auf die keusche Schönheit des kleinen Oesterreich machte. Der burgenländische Fachberater des Filmes, Prof. Dr. Lothar Machura, assistierte mit einer geistvollen Theorie der einzigartigen „vertikalen” und „horizontalen” Schönheit der österreichischen Landschaft, die in erstaunlich knappen Räumen (vom Schneeberggipfel zum Neusiedler See sind es ganze 70 Kilometer!) eine Vielfalt und fruchtbare Spannung entwickle, die sich sonst nur über Kontinente hinweg ausdrückt. — Alle Diener an dem Film standen im Banne der glühenden, selbstlosen Besessenheit seines Initiators, Franz Mayr-Melnhof, unter dessen echtem Mäzenatentum allmählich ein eigener österreichischer Heimatstil heranwächst. Wir werden „Das heilige Erbe” in den nächsten Tagen’in Wien sehen.
Was haben wir eigentlich unseren Kindern im Film zu bieten? Im Dokumentarfilm: den Reichtum, die Schönheit, die Größe, das Geheimnis der Welt. Aber im Spielfilm? England, immer schon den anderen Filmnationen in der Lösung dieses Kreuzworträtsels um eine Nasenlänge voraus, schickt in dieser Woche: „Verliebt in eine Königin.” Abenteuer zweier Kinder auf der Reise zur Königinkrönung. Märchenhaft. Zauberhaft. Dei Witz von „trockener Wärme”. Die Farben leuchten Die Augen der Kinder auch. — Deutschland gelingt überraschend Ebenbürtiges in dieser Woche- „Robinson soll nicht sterben.” Eigentlich kein Kinderfilm allein. Hinter Daniel Defoes Buch, Kampf und Leben stand durchaus Erwachsenes, Hintergründiges. Das wird auch in dem Film da und dort spürbar, über dessen große Todesszene, große Besetzung (Romy Schneider, Horst Buchholz, Erich Ponto) u. a. schon in der Vorwoche an dieser Stelle berichtet wurde. — Wo alles liebt… Oesterreich präsentiert in dieser Woche die Schuloper Hans Ulrich Staeps’ „E i n Elefant, geteilt durch sechs” in verkürzter Form als Beifilm und spielt die Fragezeichen, die diese indische Märchenweisheit in solchem Telegrammstil hinterläßt, durch entzückenden Eifer und Können (Lieselotte Rupp und die Schüler des Bundeskonvikts Wien II, Kammerorchester und Chor des Konservatoriums der Stadt Wien, Gesamtleitung Ervin Alberti) in Grund und Boden.
Humphrey Bogart und Katherine Hepburn in „African Queen” (engl.): herrliches Spiel in einem schönen, großen Film. Spröde und brüchig: „Auch Helden können weinen” (amerik.). „Der Kurier des Zaren”, zählebig wie Jules Verne, hat große Züge und Kinkerlitzchen. Das Völkergemisch dieser einzigartigen Co-Produktion hat im Schmelztiegel nicht ganz zusammengefunden. Deutschland wärmt tierisch-errst bitteren Reis auf: „Heiße Ernte” und gibt sich forciert jugendlich in „Kleines Zelt und große Lieb e”. Beides liegt ihm nicht.
Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich), Nr. 9, vom 2. März:
II (Für alle zulässig): „Robinson soll nicht sterben”
III (Für Erwachsene und reifere lugend): „Der Heiratsschwindler” — IV (Für Erwachsene): „Gangster, Rauschgift und Blondinen” — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Ich sing mich in dein Herz”, „Heiße Ernte”.
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