6573489-1950_31_12.jpg
Digital In Arbeit

Der junge Claudel

Werbung
Werbung
Werbung

Nur 150 Exemplare ließ Claudel von dieser in jungen Jahren entstandenen Dichtung zunächst in Druck gehen, allein für seinen engsten Freundeskreis waren sie gedacht. Gute Gründe bestimmten den Dichter erst Jahrzehnte später seine Zustimmung zu einer unbegrenzten Neuauflage der „Mittagswende“ zu geben, zu einer Zeit, als die Diskussionen um seine Person, um sein literarisches Werk bereits abgeschlossen waren und der Name Paul Claudel unter den ersten katholischen Dichtern seines Landes und seiner Zeit keine Anfechtung mehr befürchten mußte. Hatte Claudel doch in dem vorliegenden Drama den ersten Ansturm zur Bewältigung eines Vorwurfs gemacht, der ihn bis in das hohe Alter immer wieder zu neuer Gestaltung anregen sollte. Temperamentvoll, bewegt—wild ist hier jenes Thema angeschlagen, das einmal in der großen, weltweiten Komposition des „Seidenschuhs“ letzte Klärung finden wird: die Begegnung des auf Weltfahrt und Weltbezwin-gung ausgezogenen Mannes mit der Frau, mit der Frau eines anderen, die Konfrontierung beider Liebe vor den Augen des Schöpfers und seinem Gesetz. Klarheit, Lösung und Erlösung zeichnet den in der Weisheit des Alters, im klaren Licht der Abendsonne geschriebenen „Soulier de satin“ aus, anders verhält es sich in der Stunde der „Mittagswende“ im Lebenstaumel junger Jahre. Aufschäumende Jugend und wilde Leidenschaften regieren hier und drängen den Mann Mesa und die Frau Yse miteinander und gegeneinander von Schuld zu Schuld, bevor angesichts des Todes auch ihre dunkle Liebe in einer größeren Liebe ihre Aufnahme findet. Der von glühendem Sonnenlicht überstrahlte Golf von Aden und das vom Fieber des Bürgerkriegs geschüttelte China sind der Schauplatz der Begegnung. Grell, reich an Kontrasten und aufwühlend sind auch die Farben, mit denen Claudel seine Personen malt. Mesa-Yse, Rodrigo-Proeza, viele Züge haben sie gemeinsam wie die Bilder gleicher Menschen verschiedener Lebensalter und innerer Reife. Immer stärker drängt sich dem aufmerksamen Leser Claudels der Gedanke auf, daß nur ein eigenes tiefes Erlebnis des Dichterdiplomaten, des Weltenfahrers es war, das ihn in der Jugend und im Alter, in der „Mittagswende“ und im „Seidenen Schuh“, immer wieder mit besonderem Nadidrudc und nicht ohne innere Bangigkeit um die Antwort auf ein und dieselbe Frage ringen ließ.

Dr. Kurt Skalnik

Übungen zur Rechtschreibung, Satzlehre und Zeichensetzung; der zweite Band die Aufsatzübungen und Stoffe. Auf kurze Textstellen folgen Anführungen der Wortfamilien und sinnfällige Gegenüberstellungen. Die österreichische Ausdrucksweise ist berücksichtigt. Sprachschnitzer, Stilblüten und Papiersprache sind hervorgehoben. Psychologisch und methodisch gut angefaßt ist audr der zweite Band, sichtlich Ergebnis langjähriger praktischer Erfahrung. Hervorgehoben sei hier die Auswahl der Texte bei der Charakterisierung literarischer Stile. Uberall ist auf Redlichkeit und Wahrheit des Ausdrucks Bedacht genommen. Denn Redlichkeit ist die Lebensluft des guten Stils oder, wie Cato einmal sagte: „Rem tene, verba sequentur.“ Habe die Sache, so folgen die Worte. Hier ist der Weg dazu gewiesen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung