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Diese unsere Welt
OIE RUTSCHBAHN’. Geschichte mit jähem Ende. Von Geor Brun. Diogenes-Verl , Zurich. UIS Selten. Freie .SO Er.
Ein sonderbares Tagebuch bekommt der ‘ Leser - -vöfgeSetzt: “soll man diesem eitlen Schreiber nun diese Geschichte „abnehmen” oder? soll man den Kopf schütteln? Mordplan gegen die reiche Ehefrau von einem begabten, aber arbeitsfaulen und unsicheren Ehemann. Aus dem Mord wird nichts, weil die Ehefrau fast den gleichen Mordplan am Ehemann plante. Da erst erkennen sich die beiden und rutschen nun immer mehr voneinander weg und in neue Mordpläne. Das ist die sehr gut geschriebene, etwas dümmliche Geschichte, wie Menschen über starrsinniges Grübeln hin sich verrennen, ver-rutschen, ver-rückt werden…
VITA VIOLENTA. Roman. Von Pier Paolo Pasolini. Aus dem Italienischen übersetzt von Gur Bland. Piper-Verla , München, 1963. 442 Selten. Preis 19.80 DM.
Etwas wie ein Gegenstück zum „dolce vita” wird hier erzählt: die Geschichte des Tommaso aus den römischen Randbezirken und den menschlichen Verzweiflungen. Viel zuviel Schmutz, viel zuviel Armut, viel zuviel Verbrechen, viel zuviel Sentimentalität — viel zuviel Seiten. Nicht daß „angenehmes Leben” leichter und befriedigender zu lesen wäre — aber „gewalttätiges Leben” der römischen Halbstarken müßte diskreter beschrieben sein, um Durchsicht zu gewähren: wie die Gewichte von Laster und Erbe, Verführung und Schwäche, Verzweiflung und vitalem Ausbruch, Angst und Abrutsch ins Ausweglose verteilt sind.
JACOB ODER DER BESTOHLENE DIEB. Roman. Von Jean C a b r i e s. Aus dem Französischen übersetzt von Ernst Sanders. Verlag: Jakob Hegner, Köln, 1963. 418 Selten. Preis 22.80 DM.
Nach den ersten Seiten denkt der Leser an Thomas Manns Werk „Joseph und seine Brüder”: in beiden „Romanen” werden Kapitel aus der „Genesis”, dem ersten Buch der alttestamentlichen Schriften, nacherzählt. Aber jeder der beiden Dichter macht es „anders”. Cabriės wiederholt die Geschichte des Patriarchen Jakob (Genesis 27—33), angefangen vom erschlichenen Segen seines Vaters über den mehr als vierzehnjährigen Aufenthalt bei seinem Onkel Laban bis zur Rückkehr in die Heimat und Aussöhnung mit seinem Bruder Esau. Diese „fromme Geschichte” wird weitschweifig und bis ins kleinste Detail erzählt, mit begabter Phantasie vorgetragen und wirkt nie ermüdend. Während des Lesens erst kommt man darauf, daß in solchem Erzählen die frommen Vorfahren verständlicher werden, menschlich näherrücken, mit Aktionen und Reaktionen ausgerüstet sind, daß wir plötzlich den eigentlichen Gehalt der Heiligen Schrift bemerken: wie sehr alles Geschehen der Patriarchengeschichte. voir diesem Einen, Unsichtbaren, Unerforschbaren durchzogen ist, dem niemand und nichts mehr entkommt, wenn Er einmal Seine Wahl getroffen hat und der Betroffene an den „unmöglichen” Verheißungen festhält. Menschliches und Göttliches, Geschichte und Geheimnis, Vordergründiges und Seelisches (Bewußtes und Unbewußtes) und Geistiges durchdringen einander — machen eine, machen diese unsere Welt aus.
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