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Filmkunde in Zeitschriften

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Während noch vor drei Jahren die in Wien erscheinende „Filmkunst die einzige den Problemen des Films gewidmete Zeitschrift für den anspruchsvollen Leser in deutscher Sprache war, sind seither mehrere andere Zeitschriften erschienen und bestehen geblieben, die sidi von der üblichen Filmpublizistik durch ihr Niveau und den filmkundlichen Charakter unterscheiden. An der Spitze steht die deutsche Ausgabe der „Internationalen Film-Revue“, die nun durch den Dom-Verlag auch in Österreich ausgeliefert wird (S 24.— pro Heft) und von der die Hefte 3 und 4 1951/52 vorliegen, beides Sonderhefte, 3 mit den Referaten der Studientagung in Luzern „Der christliche Filmkritiker und sein Publikum“, 4 mit einem Sonderheft über den deutschsprachigen Film der drei Länder Westdeutschland, Österreich und Schweiz. Die Zeitschrift, die vom Internationalen Katholischen Filmbüro in Brüssel her- ausgegaben wird, bietet eine ernste sachkundige Auseinandersetzung mit den Problemen des Films aus christlicher Sicht. Aus den Österreichbeiträgen seien erwähnt: Stil des österreichischen Films (Ucicky), Vom Barock zum Film (Herle), Katholische Filmarbeit in Österreich, Der Unterrichtsfilm (Hurdes), Die große Zeit der Sascha (Ingrid Hübl). — Wesentlich bescheidener ist die Monatszeitschrift der „Studentischen Filmfreunde“ in Göttingen „Cine aste“ ausgestattet, die in knappen Artikeln und in der Wiedergabe von Filmanalysen saubere filmkundliche Arbeit leistet. — Als Blatt der deutschen Filmklubs erscheint seit Oktober v, J., ebenfalls monatlich, das „F i I m f o r u m“ (Verlag H. und J. Lechte, Emsdetten in Westfalen). Mit seinen Aufsätzen über bedeutende Regisseure, mit seinem Aufweisen der Probleme von Jugend und Film, von Routine und Avantgarde, von Filmwissenschaft stellt es eine der wenigen Veröffentlichungen für den Filmfreund dar, die ihrem Untertitel „unabhängige Zeitschrift für den guten Film“ gerecht wird.

Die Haut. Roman. Von Curzio Malaparte. Stahlberg - Verlag. Karlsruhe. 466 Seiten.

Die meisten dieser zwölf Szenen, die zu einem „Roman zusammengefügt sind, schildern Neapel im Jahre Null, unmittelbar, nadi der Landung der Amerikaner, als die Not und das Elend der Bevölkerung den Höhepunkt erreicht hatten. Vor der Befreiung kämpften die Menschen erhobenen Hauptes für die höchsten Lebensgüter: „Würde, Stolz und Freiheit des Gewissens“. Jetzt geht es nur noch um das nackte Leben, um die Haut — das makabre Titel-Bild dieses Buches. Unter dem verelendeten, hungrigen Volk, dem alles feil ist für ein Stück Brot oder eine Zigarette, bewegen sich die rosigen und schwarzen, sauber und adrett angezogenen Amerikaner, die „braven Jungen der besten Armee“, mit vollendeter Anmut und Unwissenheit. Ihnen gilt mancher wohlgezielte Seitenhieb, obwohl Malaparte als Verbindungsoffizier zwei Jahre lang unter ihnen lebte und viel Freundschaft erfahren hat. In dem Buch wird niemand geschont, auch der Leser nicht. Neben traumhaft-zarten“ Naturschilderungen stehen Beschreibungen der ärgsten Kriegs- und Besatzungsgreuel Aber was fehlt, das ist die dichterische — und wohl auch menschliche — Wahrheit: Greuel und Idylle sind „gestellt“ und gehorchen jener theatralischen Regie, die uns vieles, etwa auch bei Victor Hugo, ungenießbar macht. Am besten gelingen einige groteske Szenen zwischen Befreiten und Befreiern, die nur durch Mißverständnisse miteinander Kontakt haben, oder einzelne Pointen, etwa jener denkwürdige Ausspruch des Generals Cork, der beim Anblick des gespenstischen Skeletts des Colosseums mit Stolz in der Stimme ausruft: „Unsere Luftwaffe hat gut gearbeitet! That’s war, Malaparte!“

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