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„Freischütz“ und „Giuditta“
Als dritte musikalische Premiere wurde im Linzer Landestheater Webers „Freischütz“ gegeben. Mit dieser überaus populären Volksoper bemächtigte sich das Theater der Romantik so ganz und gar. Man erwartet deshalb einen Abend vielfältigster Stimmungen und von Visuellen her zerfließendes Tageslicht, Mondscheinglanz und düsteres Waldesgruseln. Phantastisch, seltsam fröhlich und wunderbar innerlich sollte dieser Abend sein. In Linz war von dieser Art Romantik wenig zu spüren. Bruno Gallees Bühnenbildern fehlte jede Farbintensität und poesievolle Stimmung, sie erinnerten vielmehr an Szenerien auf dem Provinztheater von ehedem. Der musikalische Leiter Professor Kurt Wöss, ein Kenner und Anhänger der deutschen Romantik, hat es sich diesmal zu leicht gemacht oder die Arbeit größtenteils seinen Helfern überlassen, sonst hätten wir eine viel intensivere und ins Kleinste ausgefeilte musikalische Deutung erleben müssen. Die Ouvertüre zeigte, was möglich gewesen wäre. Der Gastregisseur Albert Lip- pert war unter diesen beiden Voraussetzungen am ärmsten dran, bewies aber dennoch, daß er sein Metier versteht. Die Wolfsschluchtszene, auch vom Bild her gelungen, besaß wirklich phantastisches Gruseln, in Vielem war er am Ausspielen durch das Bühnenbild beengt. Die Darsteller bemühten sich redlich, ihr Bestes zu geben. Wenn nicht alles nach Wunsch gelang, lag es wohl nur an zu kurzer Probenzeit. Jedenfalls sei festgestellt, daß Susanne Corda mit viel Poesie sang und Richard Itzinger einen tiefschwarzen Kaspar von Format gab. Ba- belt Bewie, Erich Syri, Oskar Schimoneck und Hans Lättgen stellten ihren Mann, wie es nur ging. Selbst die Chöre, klangfrisch und überzeugend, litten zuweilen unter dem nicht präzisen Zusammenwirken von Orchester und Bühne. Schade um das zu früh versciiossene Pulver. Diese Oper hätte in Linz sich bestimmt besonderen Zuspruchs erfreut.
Es scheint ein Glücksstern über dem Linzer Landestheater zu stehen, denn auch die erste Operettenpremiere war ein durchschlagender Erfolg. Dieser war in erster Linie den neuengagierten Operettentenor Ralf Petri zu danken. Im Sturm hat er sich als Oktavio die Herzen der Linzer erobert. Kunststück, wenn man blendend aussieht, mit männlichem Charme spielt und vor allein prächtig si’hgL’ Seine Partnerin Liane " Lehrer ‘;fGlüdittäj setzte itlldS’ drän ihm Würdig zur Seite zu stehen, was ihr auch größtenteils gelang. Sie sang wie gestochen und spielte mit leidenschaftlichstem Einsatz. Was vielleicht bei ihrer Darstellung der Giuditta bemängelt werden könnte, war das Fehlen des Vitalen, das diese Rolle braucht. Das Buffopaar Hilde Brauner-Gerd Rödiger verstand meisterhaft aus dem Wenigen ihres Partes Viel zu machen, alle übrigen waren bestens am Platze. Die Balletteinlage „Night and Day“ ließ noch nicht des Meisters Metier erkennen, dafür ließ der Sänger Adolf Steneck, als Negersänger, aufhorchen. Die Regie Walter Siegels war Routinearbeit, die Bühnenbilder Wolf gang Cäsars sehr geschmackvoll. Am Pult stand mit viel Gefühl, Verve und Temperament Robert FilzWieser. Das Publikum war sehr beeindruckt und spendete lebhaften Beifall.
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