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IM STREIFLICHT

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TM neuesten Programmheft des Akademietheaters ist ein Artikel zu lesen, in welchem in eindeutiger Weise für die Mittelmäßigkeit des Spielplanes an diesem Institut plädiert wird. Wie uns scheinen will, mit unfairen Mitteln, denn das Zahlenmaterial, das abgedruckt wurde, ist irreführend. Wir wollen gewiß nicht bezweifeln, daß leichte Ware wie „Arm wie eine Kirchenmaus“ 233 Aufführungen erlebte oder eine Nichtigkeit wie „Spiel im Schloß“ immerhin deren 118. Wir glauben auch gerne, daß es Molieres „Amphi-tryon“ auf nur sechs und Ibsens „Wenn wir Toten erwachen“ gar auf nur vier Vorstellungen brachte. Aber die zuerst erwähnten Stücke waren eben blendend inszeniert und die letzteren schlecht. Hätte man Molieres „Eingebildeten Kranken“ oder Ibsens „Kronbraut“ angeführt, die blendend verkauft waren, man hätte gar nichts beweisen können. Oder wollte man etwa vorbeugen und das Publikum auf weitere unangenehme Ueber-raschungen ä la „Hexenschuß“ vorbereiten? •

TJ NDI.ICH scheint der „innerösterreichische Kulturaustausch“ — wenigstens soweit es sich um die Belange der bildenden Kunst handelt — einigermaßen in Fluß zu geraten: im Laufe eines Jahres hat man in Wien Ausstellungen Tiroler, Kärntner und steirischer Künstler gesehen — die Salzburger sind noch in frischer Erinnerung —, und eines Tages werden sich vielleicht doch auch die Oberösterreicher wieder einfinden. Schade nur, daß ihre Wiener Kollegen mit ihren Ausstellungen bis jetzt kaum über das festspielsommerliche Salzburg hinausgekommen sind...

CEIT einigen Wochen affichiert die Wiener LIrania neuartige Plakate. Ein paar bunt Striche halten die einzelnen Vorträge und Veranstaltungen zusammen oder stellen sie gegeneinander. Das ist Werbekunst: zum ersten Male sieht man Menschen vor den Ankündigungen stehenbleiben und sie intensiv studieren. Der Bericht über Arabien scheint den einen zu Iocken; Fragen der Wohnkultur den anderen. Ringsherum aber breitet sich an den Plakatwänden immer noch, grau und rot, die arabische Wüste. •

“C INIGE Vorschläge, den schönen Erfolg der heurigen Kunstseminare durch die Errichtung kleiner Künstlerateliers auf der Hohensalz-burg — in denen sich ein künftiger Seminarbetrieb freier und fruchtbarer bewegen könnte — auszubauen und festzuhalten, sind zurückgewiesen worden. Warum eigentlich? Es ist nicht recht einzusehen, warum in einem so umfangreichen Baukomplex, an dem neun Jahrhunderte gebaut haben, nicht auch das 20. Jahrhundert ein wenig weiterbauen sollte, noch dazu, wenn eine Projeklskizze, wie sie in einer Salzburger Zeitung abgebildet war, wirklich nicht befürchten läßt, daß aus der ehrwürdigen Feste etwas wie ein moderner Bahnhof werden könnte. Darüber, daß Kokoschkas Königsgedanke — eben das Salzburger Kunstseminar — so sehr gefördert werden soll, wie es eben nur möglich ist, darüber herrscht doch so ziemlich Ueberein-* Stimmung. Warum also nicht einige kleine Ateliers auf der Hohensalzburg ? Warum nicht museales Bauwerk in die lebendige Welt heutiger Kunst eingliedern?

TTOR dem früheren Gartenpalais Kaunitz in ' der Amerlingstraße, das seine Würde als geistige Bildungsstätte allzu geschickt hinter einer vernachlässigten Fassade verbirgt, befinden sich einige Rasenflächen. Auf ihnen hat es eine Vereinigung von Gärtnern in dankenswerter Weise unternommen, die geschmackvolle Anlage von Kleingärten vorzudemonstrieren. Die ersten Ergebnisse waren erfreulich. Dann begann sich der Vorführungsraum zu beleben. Erst tauchten aus Birkenstämmchen gezimmerte Sitzgelegenheiten auf, die man sich auch ohne ihre Vorführung genau so vorgestellt hätte, wie sie nun einmal eben sind. Und jetzt beginnt sich das Gelände mit Statuen zu bevölkern. Doppelt gibt, wer schnell gibt! Man besäe also den Rest des Geländes mit tönernen Gartenzwergen und Rehen, mit farbigen Glaskugeln, die ein neckisches Bild des Beschauers widerspiegeln. Und hat dann das Gegenteil des Erstrebten in Reinkultur — das Freiluftkitschmuseum.

BEKANNTLICH werden im Komplex des Klosterneuburger Stiftes seit geraumer Zeit Ausgrabungen vorgenommen, ziemlich umfangreiche Ausgrabungen, die die alte Babenbergerpfalz und die noch ältere Geschichte dieses Ortes zutage bringen sollen. Weniger bekannt ist aber, daß diese gewiß recht kostspieligen Arbeiten der Kunsthistoriker nicht allein von der öffentlichen Hand subventioniert werden, sondern zum großen Teil von — Geschäftsleuten. Eine Firma, die Kinderpuder erzeugt, eine andere, die sonst Brücken baut: sie helfen die Reste vieler jahrhundertealter Bauten aus dem Boden holen. Auch eine Art der Kulturförderung — eine, die wir sehr zu schätzen wissen.

AM Sterbehaus Franz Kafkas soll nun, was nur recht und billig ist, eine Gedächtnistafel angebracht werden. Aber Franz Kafkas Sterbehaus ist nicht zu finden; das Sanatorium in Kierling, nächst Wien, das in des Dichters letzten Tagen für ihn sorgte, existiert nicht mehr, und keiner weiß mehr, wo der Dichter gestorben sein könnte. Das Ganze: eine Kafka-Parabel über das Thema „Der Dichter und die Welt“ ...

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