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LYRIK DES ABENDLANDES. Ausgewählt von Geor; Brilling, gemeinsam mit Hans Hennecke, Curt Hohoff und Karl Vogler. 5. Auflage. Hanser-Verlag, München, 1963. 163 Seiten. Preis, Leinen, tt DM, Leder, 40 DM.

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LYRIK DES ABENDLANDES. Ausgewählt von Geor; Brilling, gemeinsam mit Hans Hennecke, Curt Hohoff und Karl Vogler. 5. Auflage. Hanser-Verlag, München, 1963. 163 Seiten. Preis, Leinen, tt DM, Leder, 40 DM.

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Fünf Auflagen in fünfzehn Jahren einer sachwütigen, lyrikfeindlichen Nachkriegszeit! Und noch dazu eine Anthologie „ohne Lebende“! Keine Unterteilung nach Ländern und Sprachzonen, sondern nach Epochen, die die Einheit der abendländischen Kultur im Reiche der Dichtung besonders deutlich machen. Das „Nachwort“ Curt Hohoffs ist ein selbständiger Essay; er sieht die Größe einiasr Lebender und der schon historischen Hopkins, Block, Thompson, Rimbaud, K. Weiß, Heym, Trakl und anderer dort, „wo Europa als Land von bloßer Uberlieferung in die Geschichte zurücksinkt und ein neuer geistiger Kontinent heraufdämmert“.

VERGILS ÄNEIS. Deutsch von Rudolf Alexander Schröder. Wlnkler-Verlag, München, 1963. 880 Seiten. Preis 146.50 S.

Von allen umlaufenden Schröder-Ubersetzungen der Vergilschen Äneis, von einem Dichter einem Dichter nachempfunden, ist diese Ausgabe in der „Dünndruck-Bibliothek der Weltliteratur“ die kostbarste. Denn sie enthält 20 farbige, originalgetreue, leicht verkleinerte

Wiedergaben der Miniaturen aus dem Vergilius Vaticanus, einer Handschrift, vermutlich aus dem 4. Jahrhundert. Die Leuchtkraft der Bilder ist einfach hinreißend.

ITALIENISCHE MÄRCHEN. Von Maxim G o r k 1. Bibliothek Suhrkamp 1964. 35 Seiten. Preis 4.90 DM. Von den 68 Jahren seines Lebens (1868 bis 1936) hat Maxim Gorki fast ein Viertel in Italien, zumeist in Capri, verlebt. Die Frucht dieser Jahre sind die nicht sehr bekannten „Italienischen Märchen“, mitfühlende, scharfe Beobachtungen aus dem italienischen Alltag der kleinen Leute, zumeist Arbeiter und Fischer, aber auch (sehr kritisch) der sogenannten besseren Leute. Einige dieser pastellfarbenen Skizzen sind in zauberhafte poetische Stimmung getaucht. Aber merkwürdig: Wo Gorki, Antizarist, Sozialist aus Anlage und Berufung, der sich nur spät, zögernd und mit Vorbehalten zum Bolschewismus bekannte, von Partei und Bewegung spricht, wird auch seine Sprache stumpf und glanzlos und teilt das Schicksal aller politischen Propagandarhetorik, gleich, ob links oder rechts: Sie verzaubert zwar die Masse, ernüchtert aber grenzenlos den einzelnen.

DER ENGEL MIT DER POSAUNE. Roman von Ernst Lothar. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien—Hamburg, 1963. 544 Seiten. Preis 120 S.

Als Band IV der ausgewählten Werke Ernst Lothars erschien „Der Engel mit der Posaune“, der tapfer gescheiterte Versuch, den großen Generationsromanen des bürgerlichen Liberalismus eine österreichische Forsyte-Saga oder Wiener Buddenbrooks an die Seite zu stellen. Dazu bedürfte es einer restlos bewältigten geistigen Vergangenheit, einer gelassenen Weisheit und einer großen, großen Liebe. Alle drei hat der „Engel mit der Posaune“ nicht oder in zu geringem Maße. Bis das einem Österreicher gelingt, wollen wir uns nach wie vor an die beinahe gelungenen Kavalkaden des unglücklichen Joseph Roth, „Radetzky-Marsch“ und „Die Kapuzinergruft“, halten.

DER HERR KARL / UND WEITERES HEITERES. Von Helmut Qualtinger und Carl Merl. rororo-Taschenbuch Nr. 607. 136 Selten. Preis 16.30 S.

So erfreulich es ist, daß der „Herr Karl“, des Österreichers schlechtere Hälfte, jetzt auch in einer billigen Ausgabe zu lesen ist, so ist doch das Problem ungelöst geblieben, wie auch ein schlanker rororo-Band (der Herr Karl beansprucht, unbeschadet seiner Leibesfülle im Leben, hier im Buch nicht viel mehr als 20 Seiten) aufzufüllen war. Die hier angefügten Kabarettszenen und -szenchen und Couplets sind dazu schon deswegen nicht sehr geeignet, weil sie, was sonst ihre Tugend ist, von scharfer Tagesaktualität gewesen und mit den gekitzelten Personen und Vorfällen rasch vom Wind verweht worden sind.

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