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Der Reiter auf zwei Pferden oder Wem Gott ein Amt gibt... Roman von Carl Julius Haidvogel. Oesterreichische Verlagsanstalt, Innsbruck. 387 Seiten.

Wir sehen hier einen Spiegel des österreichischen Beamtentums. Die Nuancen der Berufsauffassung sind es, die bei aller Leichtigkeit der Sprache dem reizvollen Werke Gewicht und Bedeutung geben. Seien wir froh, daß in unserer Zeit Bücher wie dieses entstehen, vergleichbar den stillen, schönen und besinnlich erfreuenden Gärten zwischen den Autokolonnen überfüllter Straßen.

Schiffsjunge Bob auf Tankerfshrt. Von F. E. Kn i gh t. Schwabenverlag, Stuttgart. 256 Seiten. Preis 5 DM,

Ganz recht, daß man den „Schiffsjungen Bob“ aus dem Englischen übersetzt hat. Das ist Literatur, wie wir sie für unsere Burschen brauchen: gesunde Realistik, Spannung und Ausblick in die erregende Ferne.

Eveline und die anderen. Geschichte eines Mädchens von Eva R e c h I i n. Schwabenverlag, Stuttgart. 305 Seiten. Preis 5.50 DM. „Eveline“ steht an der Grenze zwischen Jugend-• Schrift und Literatur für Erwachsene. Daß die einen daran ebenso ihre Freude haben werden wie die anderen ist ein besonderes Verdienst der sehr begabten Erzählerin.

Katja und die Schlafenden. Roman von Eva C a s-k a 1. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien. 200 Seiten.

Im Umkreis von Danzig während der Zwischenkriegszeit: Ein energisches Mädel schafft sich und den Kameraden eine neue Existenz. Der Widerstreit zwischen sachlicher Tatkraft und menschlichen Schicksalen ergibt die Grundlage für einen, fesselnden Roman, der uns auf den Namen der Dichterin aufmerksam macht.

Urlaub nach dem Süden. Ein gelegentlich heiterer Roman von August Karl Stöger. Eduard-Wancura-Verlag, Wien. 260 Seiten.

Für die vielen Südlandfahrer unter uns wird es ein wahrer Genuß sein, mit Stöger im Geiste nochmals Norditalien zu besuchen. Zu dem wirklich reizenden Buche dennoch am Rande einige Vorbehalte: Eine Ge meinschaftsgeschichte wie diese — soundso viel Personen reisen in einem Autobus — müßte doch wohl das Rückgrat einer Handlung besitzen. Auch sind die an sich ausgezeichneten Exkurse über Geschichte und Wesen der besuchten Städte allzu uneinheitlich; siehe die überaus flüchtige Behandlung Venedigs.

Blick gnädig herab. Roman von Walter Baxter. Berechtigte Uebersetzung aus dem Englischen von S. N e u m a n n. Paul - Zsolnay - Verlag, Wien. 407 Seiten. . ...

Eine scharfe Reaktion auf das Heldentum der Kriegsjahre bildet der brutale Neoverismüs, wie ihn Mailer in „Die Nackten und die Toten“, Jones in „Verdammt in alle Ewigkeit“ und nun Baxter in „Blick gnädig herab“ vertreten. Aber wir können nicht glauben, daß diese Art Literatur notwendig geworden ist. Baxter, zweifellos ein sehr Begabter unter den Neuen, stellt die Handlung seines Romans in den schmutzigen Dschungelkrieg zwischen Engländern und Japanern. Die Japaner, sind grausamste Bestien. Und die Engländer? Man schlage das Strafgesetzbuch auf — alle gemeinen Verbrechen, die dort verzeichnet sind, werden von den Engländern begangen. Und selbst bei der (widerlichen) Darstellung des Allzumenschlichen fehlt dem Autor der Sinn für die Humanitas. Ohne die Handlung konsequent durchzuführen, entscheidet sich Baxter etwas spät für eine Hauptperson. Er erlegt ihr zum Schluß eine nur wehig überzeugende Sühne auf: Der geplante Selbstmord wird zu einem Unfall ... Der blasphemi-sche Titel berührt kaum einen Gedanken des Romans. Als Symptom einer Zeit hat das Buch Bedeutung.

Mary Anne. Roman von Daphne du Maurier. Fretz Sc Wasmuth-Verlag AG., Zürich. 418 Seiten.

Es ist nicht das erstemal, daß die erfolgreiche englische Romanschriftstellerin du Maurier Geschichtliches zur Basis ihrer großen Erzählungskunst nimmt. Diesmal aber, da sie ein Thema aus ihrer eigenen Familiengeschichte gewählt hat, spürt man, wie die Chronik, der sie folgt, das Fliegen der Ideen erschwert. Dennoch schuf die Dichterin mit der Gestalt ihrer Ururgroßmutter Mary Anne neuerlich eine ihrer reizvollen Figuren, wieder eine der fesselnden Erscheinungen in der großen Galerie der von Daphne du Maurier stammenden Frauenbildnisse.

Jeanne d'Arc. Ihr Leben, der Jugend erzählt von Barbara von BI a r e r. Benziger-Verlag, Einsiedeln. 128 Seiten.

Die hl. Johanna, deren Erscheinung alle Künste angeregt hat, jugendlichen Lesern nahezubringen, ist an sich eine ausgezeichnete Idee. Die Dialoge des Buches sind frisch und lebendig, die Ereignisse wirken überzeugend, allerdings nur bis zum Umschwung in Johannas Leben. Die jugendlichen Leser werden sich in der Darstellung des Prozesses kaum zurechtfinden; das hätte man wohl anders erzählen müssen. Durchaus abzulehnen sind die abscheulichen Textillustrationen, die die Holzschneidekunst der Spätgotik nachahmen sollen, aber als Karikaturen anmuten und vor allem unreife Menschen völlig verwirren und zum Spott herausfordern müssen.

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