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Romane aus England

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DAS ZWEITE OKTOBERWUNDER. Roman von R. F. Del der Meld. Obersetzt von Elisabeth P o h r. Paul-Zsolnay-Verlag, Hamburg-Wien. 510 Seiten. Preis 22 DM. — DER TURM. Roman von Marguerite S t e e n. Übersetzt von N. O. Scarpi. Fretz 4 Wasmuth-Verlag, Zürich. 304 Seiten. Preis 16.80 sFr.

Wo gäbe es im Schrifttum von heute eine Liebesgeschichte, die bezaubernder, entzückender, hinreißender wäre als die zwischen dem armseligen Jan und der reichen Diana! Er ist fünfzehn Jahre alt, sie vierzehn, wie sie in einer wundervollen englischen Landschaft einander zum erstenmal begegnen. Auf feinste und reizvollste Art erzählt Delderfield in (einem Roman „Das zweite Oktoberwunder“ von den Gefühlen der beiden Kinder; meisterlich weiß er das Wesen der jungen Menschen im Gemeinsamen und im Gegensätzlichen abzustimmen

Sie wachsen heran, der gemeinsamen Zukunft entgegen. Obwohl Jan von dem Reichtum ihrer Familie nichts wissen will, ergibt der Zusammenbruch des Vaters, Bankrott und Selbstmord, die böse Peripetie. Für das nun reife Mädchen war die scheinbar ewig währende Jugendliebe nur ein „herrliches Abenteuer“; sie heiratet einen vornehmen Mann in Frankreich. Jan, der nun Dreiundzwanzigjährige, trauert um seine „vertane Jugend“. Hat der Verfasser damit recht?

*

Ihren schon weit klingenden Namen setzt Marguerite Steen ein, um sich in dem Roman „Der Turm“ mit dem Schicksal eines englischen Malers auseinander-

zusetzen. Er ist bereits anerkannt, aber seine Erfolge geben ihm keine materielle Freiheit. Die „moderne“ Malerei kommt bei ihm übel weg; er hält sie für „eine Kleckserei, die aus Dünger und Lampenruß anscheinend mit einer Bodenbürste auf einen Hintergrund von Straßenkot aufgetragen“ wird. Und nun tritt ein französischer Maler in sein Leben, der das Geschäftliche im kleinen Finger beherrscht und sich als göttlicher Meister bewundem läßt. In Südfrankreich findet der Mann an einer Ruine einen alten Turm, der innen mit Fresken ausgeschmückt werden soll, um ein Zugstück für den Fremdenverkehr abzugeben. Tom erhält den Auftrag, das Gemäuer zu bemalen. Er nimmt ihn um des Verdienstes willen an. Aber sobald er die Malerei im Turm fertiggebracht hat, wird das Werk als Schöpfung des geschäftstüchtigen göttlichen Meisters gefeiert. Tom kehrt nach England zurück, von seiner Gattin begleitet. „Der Künstler“, sagt sie, „ist der Letzte, den man mechanisieren kann. Denn er hat seine ewige Unantastbarkeit. Seinen Tower — seinen Turm.“ Das Buch ist, alles in allem, ein lesenswerter Künstlerroman mit vielen guten Anspielungen auf Fragen unserer Zeit.

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