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Mensch und Gott

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Die silberne Ampel. Roman. Von Reinhold Schneider. Verlag Jakob Hegner, Köln. 244 Seiten. Preis 13.80 DM.

Die südwestlichste Ecke Europas, Portugal, schaut und strahlt gegen Amerika und Afrika so sehr, daß wir Europäer von diesem Land ebensowenig wissen wie die Portugiesen von uns. Es ist, als ob die Sehnsucht dieses Landes auf den Meeresgrund gehe, ins versunkene Atlantis, und eine sehnsüchtige Verzweiflung dieses Volk der Portugiesen zuerst ins Uferlose und dann in gespannte Stille gebannt worden sei. Die Geschichte dieses Landes ist uns fremd. Reinhold Schneiders Liebe gilt der Pyrenäenhalbinsel — Spanien und Portugal. Der Roman „Die silberne Ampel" ist der Mönchsbericht über den „Santo Condestabre", den Kronfeldherrn Nun’ Alvares, 1360 geboren und als Karmelit Fra Nuno de Santa Maria gestorben. Alvares war für sein Volk und dessen Herrscher das treue Schwert, durch das Portugal zu einem einheitlichen Königreich erfochten wurde, besonders im Kampfe gegen Kastilien. Bis ins Sagenhafte reichen Beliebtheit und Ruhm des Feldherrn, bis zur Heiligsprechung durch das Volk reicht sein postumer Einfluß. — Mögen auch die uns fremden Namen und Daten zunächst verwirren, man liest sich ein und dankt dem Dichter, daß er die historische wie die persönliche Geschichte dieser Zeit in einen Roman einfangen und deutend wieder geben konnte. Es ist eine Dichtung (bei aller geschichtlichen Genauigkeit), weil hinter dieser einmaligen „Zeit“ und den einmaligen Persönlichkeiten die irdischen Wechselwirkungen zwischen Gemeinschaft und Individuum, zwischen allgemeinem und personalem Geschick unter Gottes Vorsehung hindurchleuchten.

Das heilige Schwert. Ein Paulusroman. Von Jan Dobraczynski. Kerle-Verlag, Heidelberg. 359 Seiten.

Nach dem Jeremiasroman und dem meisterlichen, unvergleichlichen Christusbuche „Gib mir Deine Sorgen“ ist Dobraczyfiskis Paulusroman erschienen. Die ersten waren — obwohl „Romane" — in einem hieratischen Stil geschrieben, der Mitarbeit und Besinnung hervorrief. „Das heilige Schwert“ ist im besten Sinne des Wortes ein volkstümlicher Roman, erzählt, um den schwierigen heiligen Paulus dem einfachen Leser darzustellen. Die Romantechnik fängt die Zeitgeschichte des heiligen Paulus ein, die umweltliche wie die psychologische, die gottlose wie die gottsuchende. — Menschen, die vor der Lektüre der Paulusbriefe noch zurückschrecken, sollte man dieses Buch vorlegen.

Es nimmt kein gutes Ende. Roman. Von Luc ter Eist. Deutsch von Georg Hermanowski. Verlag Jakob Hergner, Köln. 168 Seiten.

Zuerst meint man, sich in gotteslästerlichen Buch- seiten zu befinden, aber dann stellt sich heraus, daß diese Nacherzählung der alten Adam-und-Eva-Ge- schichte den primitiven Anfang der beiden Stammeltern mit einer reichlich und rasch zivilisierten Welt und einem sehr geschichtlich geprägten Lebenssinn „synchronisiert“. Und dann stellt sich heraus, daß in diesem köstlich-humorvollen Büchlein eines jeden Adam und einer jeden Eva Geschichte erzählt wird: wie wir Menschen zur Welt und zueinander auf- wachen und zusammenwachsen, heute, morgen,

gestern und — ganz am Anfang im Paradies. Ja, Paradies ist immer an meinem und an deinem Beginn und hinterher kommt der Sündenfall aus ge- langweiltem Hochmut und dann geht’s über die Kinder mit uns zu Ende, und diese selbst — beginnen den gleichen Reigen wieder. Ein Buch für solche, die sich für die ersten Menschen halten und sich deshalb so entsetzlich wichtig Vorkommen: also Arznei!

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