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Natur und Technik vereint

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Während sich der Autobus durch die tückischen Engen der Straße Nr. 151, welche durch Schneewälle links und rechts noch heikler geworden ist, von der Nordspitze des Attersees bei SeeWalchen nach Süden schlängelte deutet der Ingenieur auf die Karte Oesterreichs. Während der Längenunterschied sieben Grad achtunddreißig Minuten, gleich 580 Kilometer ausmacht, beträgt der Breitenunterschied nur zwei Grad neununddreißig, das sind 294 Kilometer. Dieser Karte werden wir immer wieder begegnen, ob wir nun später bei Mondsee von der Straße Nr. 154 auf das fertiggestellte Stück der Autobahn Wien—Salzburg zwischen Mondsee und der Salzachstadt wechseln, jenes 23,5 km lange Stück, das am 26. April eröffnet wird — wir begegnen der Karte in etwas anderer Beschriftung oben auf dem Gaisberg bei den Männern des Fernsehens, des Ultrakurzwellenfunks und bei den Technikern der Post. Die geographische Lage, die man Oesterreich bei jeder Gelegenheit als günstig nachrühmt, dieser Brückenkopf, dieses Verkehrskreuz zwischen Ost und West, Nord und Süd, hat aber auch seine Probleme. Gerade die große Ost-West-Erstreckung gibt dem Verkehr auf der Schiene und der Straße, deren Bedeutung als Mittler immer mehr wächst, allerhand aufzulösen. Heuer werden wir drei Teil-stücke der Autobahn fertigbekommen. Neben der erwähnten Strecke Salzburg—Mondsee die Stücke Sattledt—Ennsdorf, 46,7 Kilometer lang, sowie Pöchlarn—St. Christophen, 54,5 Kilometer messend.

Die Bewohner der westlichen Bundesländer, vor allem Tirols und Vorarlbergs, rundfunktechnisch und hinsichtlich des Fernsehens aus eigener Tasche zu versorgen, heißt auch tief in die Tasche greifen. Lange genug waren Gebiete der Republik vorwiegend auf ausländische Darbietungen angewiesen. Wir furchten sie nicht, denn wir wissen, daß beispielsweise in Bayern die Güte unseres Fernsehens die Besitzer von Empfängern bewogen hat, das österreichische Programm zu übernehmen und nicht das eigene. Aber auch im Vermitteln erwächst dem Fernsehen und dem Rundfunk bei uns eine verantwortungsschwere Aufgabe. Der Ausbau der UKW- und Fernsehschiene an den Bodensee wird uns einen zweiten Anschluß (über den Säntis) an die Eurovision geben.

Die Investitionsanleihe des Bundes, mit der eiriv abfälligen Abschwächung deF Konjunktur wie sie sich im Auslände bereits abzeichnet“, entgegengewirkt werden soll, bringt aus. dem präli-minierten Erlös von 600 Millionen Schilling auch der Bahn das, was sie nötig braucht: Wirtschaft-' liehen Betrieb. Nur eine Ziffer: Die Strecke Gloggnitz—Mürzzuschlag, welche zur Elektrifizierung kommt, erfordert an Kohlenkosten jährlich allein 16 bis 17 Millionen Schilling. Auch die Bahn hat sich mit den geographischen Gegebenheiten immer wieder auseinanderzusetzen. IV.

Bei allen technischen Vorhaben — ob an der Autobahn, ob an den Anlagen der Post, des Rundfunks und des Fernsehens, ob ah den Bauten der Bahn ist das Verständnis und die wissenschaftliche Gründlichkeit, das biologische Wissen immer gegenwärtig. Man komponiert Sendestationen und Umspannwerke, und vor allem die Autobahn in die Landschaft hinein. Die ingenieurbiologische Verbauung hilft entscheidend mit, Technik und Natur zu einen, statt zu trennen. Die Sorgfalt erstreckt sich bis auf die Wahl der anzupflanzenden Bäume und Sträucher und bis zum Charakter des Baumaterials selbst. Die Freude der Arbeiter und Ingenieure muß man gesehen haben, wenn es einmal gelang, einem Bauwerk in Form und Farbe ein gefälliges Aussehen zu verleihen. Nicht immer konnten wir in der Vergangenheit diese erfreuliche Feststellung treffen und waren gezwungen, kritisch die Fehler anzuleuchten. Wo sich individueller Formensinn, Freude am bildnerischen Gestalten auswirken können, kommt es zu guten Lösungen. Diese künstlerische Begabung des Oesterreichers ist nicht die geringste Kapitalanlage dort, wo Kapital gebraucht wird.

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