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Pop und Mohr

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Es ist sicher ein Verdienst der „Galerie im Griechenbeisl“ 14 „junge Engländer“ in Wien auszustellen und damit zu versuchen, einen Überblick über die neueren Bestrebungen der Malerei in Großbritannien zu geben. Bedauerlicherweise ist aber die Auswahl der Bildet nicht repräsentativ genug, um ein wirkliches Bild der Situation der Kunst der jüngeren Generation auf der Insel zu geben

— das mag vor allem an dem Fehlen genügender finanzieller Mittel liegen. Denn so, wie sie sich hier darstellt, so einseitig und dürftig, ist sie nicht ganz, das weiß man. So ist einer der noch interessanteren Maler

— David Hockney — nur mit einer mageren, Ben Shahn verpflichteten Graphik vertreten und der teils verspielte, teils Echos von Beckmann verarbeitende Stanley Peskett, der hier noch am stärksten wirkt, mit keineswegs überzeugenden Arbeiten. Neben diesen beiden pop-iigen Malern wirken die in der Überzahl befindlichen „Hard-edge“-Vertreter noch steriler und direktionsloser. Ihr Aufguß der zwanziger Jahre, dem die fanatische und ideologische Überzeugung — etwa der Supremi-sten — fehlt, bietet im besten Fall schwache, modische Dekoration oder sinnlose „Form“-Gags gegen die die „Droodels“ von Roger Price geradezu geistvoll anmuten. Wie anspruchslos muß ein Publikum sein, um diese „Bilder“ als „Ausdruck“ unserer Zeit zu akzeptieren!

Das gleiche kann man auch von der Ausstellung Kiki Kogelnik in der Galerie nächst St. Stephan sagen, die wie der nicht gerade einladende Überrest eines schlecht dekorierten „Gschnas“-Festes anmutet. Auch hier dominieren billige Gags, alr ob es im der Kunst je auf einen „Ein-

fall“ angekommen wäre! Bestürzender Ist hier nur die noch größere Inhumanität, die aus diesem simplen „blow up“ eines schlechten anatomischen Atlas, den geschmacklosen Graphiken und der geschmacklosen Dekoration spricht und eine — das allerdings ja — Zeit verkörpert, die sichN aus mißverstandenem Liberalismus, Wert- und Leitbildlosigkeit alles bieten läßt und der eigenen Impotenz noch applaudiert. Dagegen wirken die wahrlich harmlosen Graphiken von Arno Mohr aus der DDR, die in der „Zentralbuchhandlung“ zu sehen sind, in ihrem simplen Können und in ihrer anspruchslosen Form — die ihre Wurzeln bei Vuillard, Bonnard und Käthe Kollwitz hat — in ihrer schlichten menschlichen Aussage geradezu befreiend. Hier ist im illustrativen Bereich humane Wärme und Empfindung spürbar. Sauberes Handwerk geht hier mit wirklichem Erlebnis der Welt Hand in Hand.

Ehrlichkeit und Begabung muß man auch dem jungen Armin Pram-staller attestieren, der in der Galerie Peithner-Lichtenfels ausstellt und dessen Graphiken schon früher auffielen. In seinen Landschaften ist eine gewisse Wahl- und Wesensververwandtschaft zu van Gogh und Hercules Seghers festzustellen, die Faszination durch Strukturen, die technisch, formal und räumlich noch nicht ganz bewältigt werden. Stärker noch als bei Mohr lebt hier eine eigenwillige Vision, die auf dem Weg befindlich ist und nach Reife sucht. Eine sympathische Ausstellung.

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