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Unentbehrliche Fundgrube
FESTSPIELE IN SALZBURG. Von Josef Kaut. Residenz-Verlag, Salzburg. 515 Selten, 300 Abbildungen. Leinen, S 275.—, DM 43.—.
FESTSPIELE IN SALZBURG. Von Josef Kaut. Residenz-Verlag, Salzburg. 515 Selten, 300 Abbildungen. Leinen, S 275.—, DM 43.—.
Wie zahlreich die festlichen Großereignisse des Theaters und der Musik in der ganzen Welt heute auch sein mögen, gibt es doch kaum eines, das die Salzburger Festspiele an internationaler Popularität übertrifft. Ganz gewiß ist über keines so viel geschrieben worden. Namhafte Autoren haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt, haben diese künstlerische Kundgebung des kleinen Österreichs gelobt oder getadelt, sie aber jedenfalls als ein bedeutsames Phänomen des internationalen Kulturlebens gelten lassen. Gleichwohl fehlte in der Fülle der Publikationen bisher ein zentrales Werk mit einer Darstellung des Festspielgedankens, der Geschichte seiner Realisierung und mit einer lückenlosen Aufzeichnung aller Ereignisse und Aufführungen von den Anfängen bis heute.
Nun hat Josef Kaut, langjähriges Mitglied des Festspielkuratoriums und eingeweilhter Kenner der Materie, diesem Mangel abgeholfen. In seinem Buch „Festspiele in Salzburg“ bietet er eine einzigartige Materialsammlung, die dem Kritiker wie dem Historiker dieses Weltfestes der Kunst künftig unentbehrlich sein wird. Die 25 Kapiteln gehen Zeugnis für die Bemühung des Ghro- nisten um eine Objektivität, deren keine wissenschaftliche Arbeit. en.t- raten kann. Daß er den sachlichen Bericht subjektiven, Auslegungen vorzieht, wird jeder begrüßen, der die Festspielwirklichkeit von viereinhalb Jahrzehnten in verläßlicher Dokumentation kennen lernen will.
- Wohl werden die Gegenwartsver- r hältnisse selektiver behandelt, als die e abgeschlossenen Zeitspannen; das ist n jedoch insofern berechtigt, als das e aktuelle Geschehen genugsam öffent-
- lieh diskutiert wird. Kaut wäre ein
0 schlechter Kuiturpolitiker, wenn er e in der Darstellung der jetzigen a Situation gebotene Rücksichten und e Fragen des Taktes außer Acht ließe.
- Besucher und Kritiker, die erst in den letzten Jahren die Festspiele kennenlernten und mit deren Vergangenheit nur oberflächlich vertraut
.. sind, werden in dem Kapitel „Vom c Mozartfest zu den Festspielen“ verläßlich unterrichtet. Einblicke in die Seele der Stadt, wie sie von der theatralischen Phantasie Reinhardts und Hofmannsthals erlebt wurde, gewährt der Abschnitt „Die Stadt als Szene“ mit der Beschreibung der Orte des Spiels, der Kirchen, der s Schlösser, der Paläste und Gärten s und ihrer Geschichte. Dem, der das
- Werden der Festspiele von den An-
1 fängen an miterleht hat, wird man-
- dies Neue begegnen und Vergessenes
2 wieder gegenwärtig werden. Wir wer- r den erinnert, daß Bert Brecht einen " Salzburger Totentanz plante, daß ursprünglich das Schauspiel größere 1 Bedeutung hatte als die Oper. Hof- mannsthal dachte vor allem an das 1 Schauspiel, Obwohl er Mozart als den ‘ Mittelpunkt des Festes nannte.
Neben dem kompletten Statistischen . Material und dem besonders wertvollen Teil mit sämtlichen Opern-, r Theater- und Konzertprogrammen bietet Kauts Werk eine Fülle gründlicher Untersuchungen aller nur denkbaren Teilgebiete, von der Interpretationskunst und Technik der bedeutendsten Dirigenten bis zu einer Analyse des Publikums, von den „Krisen und Verirrungen“ bis zur „Organisation und Subvention“. Viele Szenenphotos, Künstlerporträts und andere Bilddokumente ergänzen die Darstellung auf das glücklichste und bieten der Theaterwissenschaft wichtiges Anschauungsmaterial.
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