Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Verfolger und Verfolgte
DIE BLUTSÄULE. Zeichen und Wunder am Sereth. Von Sorna Morgenstern. Hans-Deutsch-Verlag, Wien-Zürich-Stuttgart, 1964. 171 Seiten. Preis 4 S.
DIE BLUTSÄULE. Zeichen und Wunder am Sereth. Von Sorna Morgenstern. Hans-Deutsch-Verlag, Wien-Zürich-Stuttgart, 1964. 171 Seiten. Preis 4 S.
Sieben an der Zahl sind die Juden, die von den 20.000 ihres Glaubens in einem Städtchen am Sereth (Bukowina) das grauenvolle Morden überlebten. Nicht einmal genug, um die vorgeschriebene Anzahl der zehn zu einem Dankgebet zusammenzubringen, aber genug, um über die Mörder und ihre Anstifter Gericht zu halten. Doch getreu ihrem Gesetz und Glauben bitten sie den Herrn „Laß uns nicht zu Mördern werden und lasse kein Blut an unseren Fingern kleben“ und überantworten die Mörder den Siegern. Generationen nach uns werden dieses Buch wie einen Roman lesen und werden die dichterische Gestaltung des Themas würdigen, ohne zu wissen, daß die Beschreibung aller Geschehnisse und die handelnden Charaktere bitterer Wahrheit entsprechen.
DER VERSTOSSENE. Von Samuel Joseph A g-n o n. Aus dem Hebräischen übersetzt von Nahum Norbert Gltlter und Moritz Spitzer. Insel-Bücherei, Nr. 823. 113 Seiten. Preis 4.50 DM.
Der Autor, ein namhafter israelischer Schriftsteller galizischer Herkunft, schildert in melodisch fließender Sprache die Auswirkungen eines Fluches des chassidischen Zaddiks Rabbi Uriel, „daß ein Verstoßener verstoßen werde“. Dieser Fluch, ausgesprochen gegen seinen Verfolger, Rabbi Awigdor, traf dessen einzigen Sohn, Gerschom. Dieser, der ein frommer Jüngling und die ganze Hoffnung seines Vaters war, wird durch Zweifel an sich selbst und der wahren Lehre langsam vom rechten Weg abgebracht. Er findet Trost und Erlösung von seinen seelischen Leiden in dem Augenblick, als er, der Verstoßene, dem ketzerischen chassidischen Gebetsrhythmus verfallend, sich diesem, von allen Hemmungen befreit, hingibt und stirbt.
ICH, DER UNTERZEICHNETE. Roman. Von Paolo V o 1 p i n I. Aus dem Italienischen übersetzt von Plero R i s m o n d o. S.-Fischer-Verlag, Frankfurt am Main, 1964. 312 Seiten. Leinen. Preis 21 DM.
Mit „Ich, der Unterzeichnete“, kämpft ein italienischer Arbeiter, zurückgekehrt aus harter deutscher Kriegsgefangenschaft, die seine Seele erschütterte und aus dem Gleichgewicht brachte, in seine norditalienische Heimat, gegen die Mühlen des modernen Sozialstaates.Als Sklave automatisierter Arbeit um das tägliche Brot, als Nummer und nicht als Mensch von den staatlichen Fürsorgestellen, Ärzten und Krankenschwestern betreut, steigern sich seine seelischen Qualen allmählich zur Schizophrenie. Eindringlich und plastisch ist der Stil des in Italien bereits berühmten Autors, der 1962 den Premiio Marzotto für diesen, im Original „Memoriale“ betitelten Roman erhielt.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!