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Viele Hoffhungen, aber auch

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Zehn Katholik(inn)en antworten auf die Frage, was sich in den nächsten 100 Jahren in ihrer Kirche ändern könnte und sollte.Besinnung auf das Katholischsein

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Zehn Katholik(inn)en antworten auf die Frage, was sich in den nächsten 100 Jahren in ihrer Kirche ändern könnte und sollte.Besinnung auf das Katholischsein

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Die römisch-katholische Kirche wird sich im dritten Jahrtausend stärker auf ihr Katholisch sein besinnen. Der Bischof von Bom wird eine vielfältige Gestalt der Orts- und Teilkirchen respektieren. Seinen unverzichtbaren Dienst an der Einheit wird er auf kollegiale Weise erfüllen, indem er den ständigen Austausch mit dieser „Welt-Kirche” pflegt.

Die Hierarchie wird an Glaubwürdigkeit gewinnen, weil sie auf die geistliche Erfahrung des Gottesvolkes hören und seine biblisch begründete Lebenspraxis fördern wird. Frauen und Männer werden dankbar sein für den prophetisch-kritischen Dienst des Amtes, weil sie wissen, daß sie nur zusammen mit den Bischöfen „Volk Gottes” sind.

Der Autor ist

Redakteur bei den „Salzburger Nachrichten ”.

Kein Museumsverein

VON ANDREAS R. BATLOGG

An wen, bitte, richten sich die Erwartungen? Nicht doch an einen anonymen Adressaten, an den wieder einmal delegiert wird, was selbst zu leisten ist? Ich bin 33 und hoffe noch 40, 50 Jahre zu leben. In dieser Zeit möchte ich als Jesuit und Priester mitgestalten: daß wir Kirche leidenschaftlicher, sinnlicher leben anstatt über ihr „Wesen” zu spekulieren; daß Kirche nicht zu einem harmlosen Museumsverein Foto privat mutiert; daß wir nicht zu einer „Gettokirche mit kleinhäuslerischer Sektenmentalität” (K. Bahner) werden, uns abschotten und in der Liturgie eine unverständliche Sprache sprechen und nicht nachvollziehbare Bi-ten zelebrieren, die nur noch Insider dechiffrieren können. Ich hoffe, daß wir Christen uns stärker einmischen in die Gesellschaft und dafür auch Konflikte riskieren mit Mächtigen, die gerne die Etikette „Frieden” drauf-kleben, wo der Status quo zementiert werden soll. Daß wir besonders Frauen, Kinder und Diskriminierte, aller Art umwerben, nicht nur „dulden”, sie wirklich suchen und* ihnen nicht ständig Programme zumuten oder Modelle aufdrängen, die der Phantasie einer Männer- und Klerikerkirche entspringen. Ich wünsche mir, daß der Heilige Geist uns immer wieder überrascht und zu Wegen zwingt, auf die noch kein Pastoralstratege, kein klerikaier Karrierist gekommen ist. Gebe Gott, daß wir als Kirche ein Gespür vermitteln können für das Mysterium Gottes - dann ist auch das Geheimnis und die Würde jedes einzelnen bewahrt.

Der Autor ist

Jesuit in Innsbruck

Von Diakoninnen zur ersten Päpstin

VON FERY BERGER

Die Fragestellung erscheint mir etwas vorkonziliar. Ich setze mich hin, verschränke die Arme und warte auf die Kirche. Auf welche Kirche?

Passender erscheint mir der Begriff Hoffnung. Was erhoffe ich, daß mit der Kirche geschieht, damit sie wieder mehr zum erfahrbaren Zeichen für das Beich Gottes wird?

Ich hoffe auf einen starken Aufbruch.

Ich hoffe durch neue mystagogische Zugänge auf gotterfahrene Christinnen.

Ich hoffe, daß Christinnen eine Option mit und für Schwache leben.

Ich hoffe, daß der durch den visionären Papst Johannes XXIII. im Zweiten Vatikanischen Konzil begonnene Aufbruch jetzt voll in die Praxis umgesetzt wird.

In einer geschwisterlichen Kirche werden sich Strukturen ändern.

Von Diakoninnen bis zur ersten Päpstin; von der Laienpredigt bis zu einem Konzil der Beligionen, kann ich mir in den nächsten 100 Jahren viel vorstellen.

Ein entscheidender Punkt wird sein, daß dieser epochale Ubergang in der Kirche trotz Konflikten letztlich in Einheit geschieht.

Da meine Hoffnung auf diesen Aufbruch sich auf tägliche Erfahrung stützt, sehe ich diesen Aufbruch als schon angebrochen. Der Autor ist

Initiator der „ Weizer Pßngstvision ”.

Gottvertrauen und Gelassenheit

VON MARTHA HEIZER

Wenn ich bei Paulus lese: „Wir wollen ja nicht Herren eures Glaubens sein, sondern Helfer zu eurer Freude. Denn im Glauben seid ihr ja fest verwurzelt” (2 Kor 1, 24), dann packt mich große Sehnsucht. Wie sehr wünsche ich mir diese Haltung bei unserer Kirchenleitung! Statt dessen spüre ich oft Zurechtweisung für die, die sich für die Erneuerung der Kirche einsetzen, gleich auch den Vorwurf, nichts oder nichts Bechtes zu glauben. Man versucht uns in ein Eck zu drängen, wo wir gar nicht hingehören, und die Freude will sich auf beiden Seiten nicht einstellen.

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