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Ein Jahr kirchenmusikalische Verlagsarbeit der „Styria“
Wie bekannt, arbeitet das Verlagswesen in Österreich unter schwierigsten Verhältnissen, vor allem die Kirchenmusik, weil hier Angebot und Nachfrage unter besonders ungünstigen Voraussetzungen leiden. Erfreulich ist es daher, daß die „Styria'-Steirische Verlagsanstalt 1950 auf eine Tätigkeit zurückblicken darf, die nicht nur für Österreich, sondern auch darüber hinaus als mustergültig bezeichnet werden muß. Inneres (Kompositionen) wie Äußeres (Druck, Ausstattung) sprechen deutlich von ernstem Wollen nach höchsten künstlerischen Grundsätzen, aber auch von sinnvoller Rücksichtnahme auf Erfordernisse der kirchenmusikalischen Praxis. Die Messen lassen diese Absichten klar erkennen. Lemachers Messe benützt für ihre Zweistimmigkeit das deutsche Kirchenlied „Lobet den Herren“, wandelt es ab, erzielt so Mannigfaltigkeit in der Einheit. Wird hier auf einfachste Verhältnisse Rücksicht genommen, so verlangen Tit-tel und Kronsteiner dagegen schon mehr an technischem und stilistischem Können. Die Kleine Festmesse“ nimmt bewußt auf weniger geübte Kräfte Bedacht, vergibt sich aber dabei doch nichts an Würde und Feierlichkeit. Kronsteiner gelingt eine neuartige „Pastoralmesse“, in der deutlich gesunde Linearität der Singstimmen vorherrscht, während die Harmonien absichtlich schlicht bleiben. Einfachsten Verhältnissen und für sie ständig begehrt, gilt Kriegs Singmesse. Ernster und anspruchsvoller ist des gleichen Komponisten Missa „Veni Sancte Spiritus“. Sie verleugnet nicht die Schule des gregorianischen Chorals, zeigt einheitlichen motivischen Willen und klare, modernen Freiheiten aufgeschlossene Stimmführung. Sie verlangt schon einen tüchtigen, im a-cappella-Singen geschulten Chor. Dem gleichen Klangkörper sind auch die Messen von Casali und Gallus bestimmt. Der Verlag legt sie in musterhaft gearbeiteten Ausgaben vor.
Jedem Können, jedem Stilgeschmack wird künstlerisch Wertvolles geboten. Dabei kommt die Liturgie nicht zu kurz. Lemachers Proprium und Tittels Gesänge sind Beispiele entsagungsvoller, sauberer Kompositionsarbeit. Sie tritt wenig in den Vordergrund, weil sie nur an bestimmten Zeiten des Kirchenjahres verwendbar ist. Ihre Veröffentlichung setzt besonders starken Verlagsidealismus voraus. Dagegen dürfen die beiden Heftchen mit Toten- und Weihnachtsliedern auf weiteste Verbreitung hoffen. In glücklicher Weise sind hier alte und neue Sätze vereinigt; sie bieten sich, vor allem die Weihnachtsgesänge, den
Musikfreunden In ausnehmend gefälliger
Form dar. Von geradezu vorbildlicher Schönheit sind die Hefte, die der Verlag dem Bach-Jubiläum widmete. Hier muß die Rücksicht auf die Praxis besonders vermerkt werden: die Choräle zu den Choralvorspielen sind auf eigenen Blättern zu haben, für kirchenmusikalische Weihestunden ein sehr zweckdienlicher Behelf. Kirchenchöre und Organisten sollten nach ihnen greifen.
Die „Styria“ hält sich frei von Einseitigkeit. Nicht nur die Musik zur Liturgie, auch die geistliche Musik wird mit guten Stücken bedacht. Zu ihnen gehören die beiden Marienlieder (Solo, Chor, Orgel) von Gerhold und als bahnbrechender Versuch die Prozessionsmärsche von Fastl. Ein auf Besseres gestellter Gegenwartswille wählt unbegangene Pfade; möge er Nachahmer finden. Das 1918 komponierte Wiegenlied Lechthalers rundet die Verlagsarbeit nach der weltlichen Sphäre hin ab.
Diese ersprießliche Tätigkeit für die Musica sacra wird sinngemäß durch zwei Zeitschriften ergänzt. Den „Chorblättern“ bleibt wie bisher die Aufgabe, lebendiges Sprachorgan für die praktische Chorarbeit vor allem auf dem Lande zu sein; „Musica orans“ dagegen hat wissenschaftliche Interessen, verfügt auch über einen ausgebreiteten internationalen Nachrichtendienst.
Schwierigkeiten sind da, um gemeistert zu werden“: die „Styria“ hat mit ihren kirchenmusikalischen Veröffentlichungen die Wahrheit dieses Satzes bewiesen. An den kirchlichen Behörden und den Chören liegt es nun, dieser vorbildlichen österreichischen Verlagsinitiative den entsprechenden Wirkungskreis zu geben.
Univ.-Prof. Dr. Leopold Nowak
Es war einmal in Bethlehem. Eine Kinderbibel, dem Neuen Testament nacherzählt von Susanna B a i b u s. Neue Verlagsgesellschaft Mirabell, Salzburg. Mit 122 meist mehrfarbigen Bildern, 352 Seiten, Halbleinen S 37.—.
Auf dem Buchtitel steht, die hl. Geschichten seien für große und kleine Kinder nacherzählt. Das ist zuviel, man kann nur die kleinen gelten lassen und da auch nur jene bis zur dritten Klasse. Es ist ein Versuch mit Vor- und Nachteilen. Der Titel rückt es dem Märchen zu nahe. Wir legen Wert darauf, daß das N. T. kein Mythus, sondern historische Realität aussagt. Die Mütter und Kinder werden das Buch dankbar und ohne Kritik hinnehmen, auch die Bilder, an denen man die Gestalt Jesu gerne anders sähe.
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