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Eine Christin in unserer Zeit

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Wer sich in den letzten sechs Jahrzehnten im kirchlichen Umfeld des Stephansplatzes bewegt, wer sich hierzulande je mit kirchlicher (und theologischer) Erwachsenenbildung auseinandergesetzt hat, wer bewußt in der katholischen Kirche Österreichs lebt, der hat sie gekannt: Margarete Schmid -eine Vor-Denkerin und Vor-Gehe-rin, eine initiative Pionierin, eine Maß-geblicheChristinunserer Zeit.

Sie war eine starke Frau. Das mußte sie sein, wollte sie sich in dieser Kirche zu ihrer Zeit behaupten. Manch ein Bischof, manch ein akademischer Lehrer, überhaupt so manche haben das zu spüren bekommen. Sie führte ein offenes Wort, nie ein verletzendes. Argumenten war sie zugänglich, Schmeicheleien nicht.

Sie war eine tatkräftige Frau. Aus dem Nichts der Kriegsjahre schuf sie mit kluger Hartnäckigkeit die Wiener Theologischen Kurse, innovativ entwickelte sie daraus das Fernstudium - beides als Antwort auf die geistige Dürre und den (Nachholbedarf unserer Zeit. Sie war eine bescheidene Frau. Für sich beanspruchte sie ein Minimum, für ihre zahlreichen Anliegen blieb sie ihr lieben lang engagiert, geistig und materiell. Der Maßstab war die Botschaft Christi, und diese sehr genau genommen. Nur das zählte.

Denn sie war eine fromme Frau, eine der ersten promovierten Theologinnen, belesen und bereit für immer neue theologische, spirituelle, literarische Vertiefung. Zeitlebens blieb sie auf dem Weg, nicht rastlos, sondern dynamisch, um die neu erkannten Herausforderungen zu formulieren und ihre Umsetzung aufzugreifen oder zumindest zu begleiten. Ihr Leben war kein Spaziergang, sondern die ernste Auseinandersetzung mit der Frage, was Gott von ihr erwartet, und zwar im Heute. Viele haben sie geliebt, andere verehrt und geachtet. Aber was für sie zählte, war letztlich nur die Frage nach Gott. Auf ihn hin strebte sie in bewegter Unruhe ihr Leben lang zu.

Zu ihrem Gott ist Margarete Schmid zurückgekehrt. Nicht abzuschätzen ist die Frucht, die ihr Leben getragen hat. Dafür geht ihr der Dank von vielen (auch mein Dank) nach. Für sie zählt aber wohl auch jetzt nur eines: „Geh ein in die Freude deines Herrn.“

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