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Tut etwas!
Jeder Mensch hat seinen Tod, seine Art zu sterben, in der, gleichsam wie in einem Brennspiegel, noch einmal das Leben des Dahingegangenen aufleuchtet. Auch Pater Georg Josef Strangfeld, der am 25. März plötzlich verschied, hatte seinen Tod: er starb noch jung an Jahren, kaum 42 Jahre alt. Im Rückerinnern an ihn wird plötzlich jeder der Tatsache gewahr werden, daß Pater Strangfeld als alten Menschen sich vorzustellen unmöglich war. So sehr war der Begriff Jugend mit seinem Wesen verbunden.
Und Pater Strangfeld starb sehr rasch, ein Unfall setzte seinem Leben ein Ende.Auch dies entsprach seinem Wesen: alles, was er tat, tat er rasch. Er aß sehr rasch, er begriff sehr rasch, er arbeitete unglaublich rasch. Nur so ist es überhaupt verständlich, daß dieses junge Leben eine solche Arbeitslast bewältigen konnte. Eine solche Arbeitslast: da war der „Große Entschluß“, die religiöse Zeitschrift, die er zuerst mit Pater Bichlmair redigiert hatte und dann nach dessen Tod allein weiterführte und auf eine erstaunliche Höhe brachte. Da war die Kunstbeilage dieser Zeitschrift, die er allein ins Leben gerufen hatte, um der religiösen modernen Kunst ein Heim zu schaffen. Da war die ständige Mitarbeit am „Offenen Wort“. Da war die Mitarbeit beim Verlag „Herold“. Da war die Seelsorge für Fernstehende, die Mitarbeit bei der Filmkommission. Da war die Seelsorge bei den Malteserrittern, bei den Grabesrittern. Da waren Exerzitien, Predigten in Predigtzyklen an der Ordenskirche, im Radio. Da waren zahlreiche Fälle von Einzelseelsorge.
Pater Strangfeld starb völlig allein. Niemand war bei ihm. Aber im Grunde war er immer allein, bewahrte er immer eine gewisse Distanz zu allen Menschen, zu allen Dingen. Die Tür zu dem Bad, in dem man ihn fand, war verschlossen. Nur mit Gewalt konnte man zu ihm Aber er selbst war immer sehr verschlossen. Kaum wußte jemand etwas über ihn, woher er stammte, wer seine Eltern, seine Geschwister seien.
Und er starb in seinem Ordenshaus, im Kloster der Wiener Niederlassung der Jesuiten. Denn er war Jesuit. Er war in Wirklichkeit ein echter Jesuit. In ihm brannte der Befehl seines Ordensgründers, „immer mehr“ zu tun. Immer mehr Pläne quollen aus ihm heraus, immer mehr Ideen äußerte er, die er verwirklichen wollte. Er schuf viel Unruhe mit seinem „immer mehr“, wie es ja das Schicksal des Ordens im Laufe der Geschichte war, eine positive Unruhe, die die Menschen, die die Christen zwang, sich mit den Problemen, dem Elend der Welt auseinanderzusetzen. Er war ein Jesuit. Er versuchte, wieder getreu dem Grundsatz seines Ordensgründers, alles so gut wie möglich zu machen. Nur dadurch ist es zu verstehen, daß seine Ideen, seine Arbeit oft eine derartige Durchschlagskraft besaßen. Er war Jesuit — das heißt, er war bereit, die Welt für Christus und die Kirche zu erobern. Weit in alle Gebiete des Lebens stieß er hinein, um sie für Christus reif zu machen: da war die Gründung der SOS-Hilfe, der Aktion „Rettet mich“, die Beteiligung an anderen Aktionen.
Als man ihn fand, ging ihm in der Badewanne das Wasser bis zum Mund. Pater Strangfeld war einer der wenigen gewesen, die immer gespürt hatten, daß uns das „Wasser bis zum Mund“ geht. Der nicht müde wurde, unserer Generation einzuhämmern, der nicht müde wurde — er, der so unter der Lethargie der Christen litt —, ihr immer wieder zuzurufen: „Tut doch etwas!“
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