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Nadia

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Die Stiege war steil. Nadja lehnt sich an das Geländer. Sonst stieg sie diese Stufen mit Leichtigkeit hinauf, doch ließ die Hitze des Pariser Sommers ihr ganzes Wesen erschlaffen. Unter ihr kehrte der Hausbesorger den roten Teppich; die Messingstäbe klirrten. Nadja begann wieder hinaufzusteigen. Vielleicht, dachte sie, war diese Mattigkeit auch die Folge davon, daß sie zu früh aufgestanden war.

Sie sah auf die Uhr. Es war noch nicht halb elf. Unvermittelt erfaßte sie der Zorn. Sie war. pünktlfch: es war sogar noch zu früh. Sie war also vor neun Uhr aufgestanden und hatte sich viel rascher als sonst fertiggemacht. Aber Hilarion hatte gesagt: „Du mußt pünktlich kommen, um halb elf.“ Sie hatte keine Antwort gegeben. Sie war pünktlich. Wenn er nicht da war, hatte sie oft dieses Gefühl instinktiver Auflehnung. Sie hatte die Disziplin, die er verkörperte, gewollt und im voraus anerkannt. An dem Tag, da sie sich entschlossen hatte, den entscheidenden Schritt zu tun, hatte sie gewußt, welch zwingenden Forderungen sie sich von nun an würde beugen müssen.

Niemals jedoch hatte sie ein Wort des Protests zu äußern gewagt. Es war gut, daß die Aufgabe schwer war, daß nichts Gefühlsmäßiges, nicht einmal etwas Angenehmes ihren Sinn verfälschte. Nicht um ihrer eigenen Annehmlichkeit nachzugehen, hatte sie dienen wollen.

Die Klingel ertönte. Niemand öffnete. Dann erscholl in regelmäßigen Abständen ein anderes Läutewerk; es antwortete auch niemand am Telephon, das ermüdet verstummte. Einmal hatte Nadja zwanzig Minuten im Stiegenhaus gewartet: an jenem Tag hatte Hilarion, als er endlich kam, den Schlüssel unter dem Fuß-abstreifer hervorgezogen. Sie schob die Hand darunter, der Schlüssel war da. Sie zögerte, entschloß sich dann und öffnete die Tür.

Die Wohnung machte einen eigentümlich leeren Eindruck. Den Schlüssel zu solch einer Wohnung konnte man unter den Fußabstreifer legen. Es war keine Gefahr, daß da ein Geheimnis entdeckt, würde.

Nadja legte ihre alte kleine Aktentasche aus rotem Saffianleder auf den Kamin des Arbeitszimmers und besichtigte die Wohnung. In dem letzten Zimmer, das leer war, hing ein Porträt, das sie auf den ersten Blick erkannte. Es war eine Photographie von Lenin, ein en face-Bild: die starken Backenknochen gaben dem Gesicht einen tatarischen Ausdruck; die kleinen scharfen Augen gruben ihren Blick in die Augen dessen, der es betrachtete. Lange schaute sie dieses Bild an. Dieser harte Blick hatte die Geschichte durshschaut und seine Zeit zerrissen. Er hatte die Welt nicht erklärt, er hatte sie umgeformt. Vor drei Jahren, in dem Augenblick, da sie diese Anziehung, die sie letzten Endes zum Entschluß getrieben hatte, in sich erwachen fühlte, hatte sie alles, was sie auf Französisch und Russisch über die Revolution und die Lehre erreichen konnte, gelesen. Sie hatte gefühlt, daß sie begann, jene grausamen Szenen, von denen die Ihren ihr seit der Kindheit so oft mit Abscheu erzählt hatten, nicht mehr in derselben Weise zu beurteilen. Wie viele dieser Emigrantenkinder der neuen Generation hatte sie eine neidvolle und quälende Anhänglichkeit gegenüber dem neuen Rußland empfunden. Diese Welt im Werden, in diesen Ebenen, von denen sie nichts als die rührselige und unbewegliche Erinnerung ihrer Mutter kannte, kam mitten aus dem russischen Herzen.

Sie war zu einem Entschluß gekommen.

Wenige Tage nach Doussias — ihrer Freundins — Verschwinden (sie hatte sich gleich gedacht, daß sie nach Rußland gegangen sei) hatte sie sich in die Rue de Grenelle begeben, wo man sie in die Rue de Buci zu der „Repatriierungskommission“ geschickt hatte. Ein junger Mann hatte sie sehr höflich empfangen. Mit schmerzlicher Überraschung hatte sie bemerkt, daß das Russisch, das der Kommunist sprach, nicht mehr das ihre war, sondern eine andere Sprache, eine lebendige Sprache mit einem breiteren Rhythmus und neuen Worten. Diese Beobachtung hatte den letzten Anstoß zu ihrem Entschluß gegeben. Sie würde sich nicht mehr damit zufrieden geben, in der versteinerten Welt der Emigration zu bleiben! Sie sagte es. Der junge Mann lächelte. „Wir werden einander wiedersehen, Fräulein.“ In jenem Augenblick war ein großer, ziemlich magerer Mann von stark vorgebeugter Haltung eingetreten. Er war an der Schwelle stehengeblieben und hatte das Ende der Unterredung mitangehört. Nadja sollte niemals vergessen, wie schwer seine bloße Gegenwart auf ihr lastete. Nein — Hilarion hatte es ihr ohne ein Wort begreiflich gemacht —, wenn man sich der Revolution weiht, geschieht das nicht aus einem Gefühl heraus.

Sie träumte noch immer vor Lenins Porträt. Sie fuhr auf. Das Telephon läutete wieder. Sie ging an den Apparat und antwortete auf Französisch:

„Hailoh!“

„Bist du es, Nadja Pavlovna?“ Es war Hilarion. „Ich dachte mir“, fuhr er fort, „daß du auf den Gedanken kommen würdest, einzutreten. Ich habe mich ein wenig verspätet, Iber in längstens fünf Minuten bin ich da.“

Nadja blieb unbeweglich neben dem Schreibtisch stehen. Warum hatte er telephoniert? Um festzustellen, ob sie pünktlich war? In den drei Jahren, seit dem sie unter seinem Befehl arbeitete, war es ihr nicht gelungen, seinen Charakter zu verstehen. Sie fürchtete ihn und beugte sich vor seiner Autorität. Wenn er sie mehrere Wochen lang nicht gerufen hatte, fühlte sie eine Leere in ihrem Leben. In seiner Gegenwart, oder wenn sie an ihn dachte, fühlte sie ein Unbehagen. Und seit jener Geschichte um Walcheren im letzten Frühjahr, um die ihre Gedanken immer noch kreisten, machte das Unbehagen eirler unbegründeten Angst Platz, gleich der, die man vor einer Schlange empfindet.

Hilarion kam. Er setzte sich, ohne die junge Frau mit einer Bewegung einzuladen, auf dem einzigen Sitz, dem Drehsessel, nieder und sah Nadja an. Sie wandte den Blick nicht ab. Ohne zu wissen warum, hatte sie die Gewißheit, daß sie eine Schlacht würde liefern müssen.

Sie stellte ihre Tasche, die zum Platzen voll war, auf die grüne Decke. Hilarion ergriff sie, machte sie auf, nahm ein Blatt nach dem andern heraus auf den Tisch Es waren industrielle Pausen, sogenannte Blauzeichnungen; komplizierte zarte weiße Linien bildeten auf mattblauem Grund geometrische Figuren, die am

Rande von Legenden erläutert wurden. Kopien in Maschinschrift auf grellgelbem Durchschlagpapier waren mit Klammern an einzelnen Tafeln befestigt. r Er verharrte lange vor einer Zeichnung in V-Form.

„Ah! du hast es erreicht.“

Sie stand vor dem Schreibtisch, verwirrt wie ein Schulmädchen. Hilarion prüfte weiter jedes Blatt und legte es dann gefaltet auf ein Eck des Tisches, ohne je den Kopf zu ihr zu heben. „Ein Werkzeug ...“, sagte sie bei sich selbst. Das störte sie nicht. An dem Ton, in dem er einige wenige Silben ausgesprochen hatte, fühlte sie, daß er zufriedengestellt war; und diese Anerkennung, die nicht deutlicher ausgesprochen werden würde, gab ihr eine stumme, beseligende Freude — trotz ihrer Zweifel, trotz allem —. Es war nicht das erstemal, daß sie Aufgaben dieser Art ausführte. Durch Methoden, die ihr unbekannt waren, führte Smirnm sie mit einem genau umrissenen Auftrag in eine Baukanzlei, eine Fabrik, einmal sogar in eine Kanzlei der Polizeidirektion ein. Wenn alles beendet war, verließ sie diesen Platz, um bald darauf einen anderen von ihm zugewiesen zu bekommen.

Mit äußerster Sorgfalt legte er alle Papiere zusammen, sah genau darauf, daß jede Klammer die Blätter zusammenhalte, schloß die Mappe und schrieb einige Worte in russischer Sprache darauf. Dann ging er wortlos aus dem Zimmer. Nadja hörte im Nebenraum Holz krachen. Sie fragte sich, in welchem Versteck er wohl diese Dokumente unterbringen mochte.

Nach kurzer Zeit kehrte er zurück.

„Du hast sie davon in Kenntnis gesetzt, daß du fortfahren mußt?“ sagte er.

„Ja. Ich habe das gesagt, was ausgemacht war.“

„Du gehst nach dem Süden, um deine Mutter zu pflegen. Was hat man dir geantwortet?“

„Dellefait hat gesagt, daß man mich ungern ziehen läßt.“

„Also ahnt er nichts.“

Sie zögerte einen Augenblick. „Ich hatte den Eindruck, daß der junge Luzzini nicht so ahnungslos war. Mein Weggehen scheint ihn überrascht zu haben. Er hat mich angeschaut...“

„Wahrscheinlich ein bißchen in dich verliebt.“

Sie antwortete nicht, sondern zog nur die Schultern hoch.

.Und was hast du gedacht?“

„Ich betrüge nicht gern Leute, denen ich die Hand gebe.“

„In drei Jahren wird man nicht sein ganzes Bourgeoisblut los.“

„Die Revolution besteht nicht im Verrat, sondern in der Größe.“

„In der Größe. Aber es kann auch der Verrat sein. Die Größe im Verrat. Und in der Demütigung. Und selbst in der Gemeinheit.“

Sie schwieg. Er fuhr fort: „Für den Kommunisten gibt es nur die Ehre in der Revolution, durch sie allein. Alles andere, selbst wenn es ehrenhaft ist, ist eine Schmach. Weißt du, was Lenin gesagt hat, wie ihm die Deutschen in Brest das Messer an die Gurgel setzten ... durch einen Frieden, der ebenso gemein ist wie ihr Versailles? Er sagte, wenn du nicht bereit bist, auf dem Bauch im Kot zu kriechen für die Revolution, bist du keine Revolutionärin, sondern eine vom Wind geblähte Blase.“

Nadja senkte den Kopf. Diese Sprache traf sie. Sie wußte, welchem Ideal des Opfers, welcher beherrschenden Forderung sie entsprach. Als Hilarion ihr zum erstenmal erklärt hatte, was er von ihr auf dem Posten, an den er sie stellte, erwarte, war sie davon begeistert gewesen. Ja, die Größe in der Niedrigkeit, die Größe durch den Verrat. Warum war sie nicht mehr so sicher, daß das wahr sei? Seit der Geschichte von Walcheren fühlte sie eine dunkle Unruhe, obwohl sie sich gegen diesen Eindruck wehrte.

„Erinnere dich, Hilarion Ivanovitsch. Voriges Jahr habe ich nichts gesagt... An dem Tag, da du mir befohlen hast, dem Obersten Koublin zu telephonieren, er solle sich um zehn Uhr Ecke Avenue Mozart einfinden. Habe ich mich widersetzt? Und doch habe ich nachher ganz richtig verstanden, was dieses Rendezvous bedeutet hatte...“

Die Stimme versagte ihr. Sie richtete sich steif auf. „Habe ich dir daraus einen Vorwurf gemacht, daß du mir diesen Verrat befohlen hattest? Nächtelang habe ich an ihn, an seine Kinder gedacht. Ich konnte nicht mehr schlafen. Es war so gekommen, weil er meine Stimme erkannt hatte, weil ich ihn getäuscht hattel“

Smirnin beugte sich vor. „Du könntest ebensogut Sozialistin werden oder zur Heilsarmee gehen.“

Sie fühlte, wie der Zorn sie jäh erfaßte. „Du hast kein Recht, so zu spötteln. Kann ich dir denn nicht begreiflich machen, was ich empfinde?“

Er schüttelte den Kopf, als wollte er ihr zu verstehen geben, daß dies nicht viel nützen werde.

„Habe ich denn je eine Arbeit ab-gelehnt?,Du kannst mich morgen anderswohin schicken. Du weißt ganz genau, daß ich mich nicht wehre.“

Da er sie nicht ansah, sondern sich schweigend an seinen Tisch setzen wollte, fing sie wieder an: „Habe ich dich je über Vogel ausgefragt?“

Langsam wendete er sich und sah ihr ins Gesicht. .Vogel? Warum sprichst du von Vogel?“

Sofort gab sie nach und fragte fast ängstlich: „Hast du schon etwas für mich?“

Er schnalzte mit den Lippen: „Tss, tss, tss...

Mit einem Wort, du hast Bücher gelesen und Filme gesehen. Eines Tages bist du in die Rue de Grenelle gegangen •wie in eine Kirche, um deiner Seele Genüge zu tun. Du hattest Langeweile. Das Leben von euch Weißen ist ein Traum, eine Hypnose. Du konntest dein Leben nicht damit zubringen, zuzuhören, wie die alten Professoren den Sinn ihres Lebens auseinandersetzen wie die Gestalten von Dostojewski. Nur ist die Revolution kein Film. Du mußt zu deiner Balalaika zurückkehren.“

„Was meinst du damit?“ murmelte Nadja und wurde bleich.

„Ich las in einer französischen Zeitung den Artikel eines der Herren, die drei Wochen bei uns verbringen und dann mit einer Meinung zurückkehren... Er war empört, weil er Frauen gesehen hatte, die Männerarbeiten verrichteten. Warum denn? Die Frauen wissen es: sie wollen diese Arbeit. Du hast noch viel zu lernen, Nadjejda Pavlovna.“

Sie hatte das Gefühl, daß eines sich ans andere schloß. „Du hast auf meine Frage nicht geantwortet“, sagte sie leise.

„Auf welche Frage?“

Sie zögerte. „Ich habe dich gefragt, ob ich eine andere Stellung bekommen würde.“

„Ich glaube nicht.“

„Du willst nicht mehr, daß ich mit dir arbeite?“ Sie war so erschüttert, daß die Worte nur stockend von ihren Lippen kamen.

„Ich habe dir niemals gesagt, daß deine Rolle immer hier, in technischen Büros, sein würde. Du wirst etwas anderes an einem andern Ort zu tun haben. Hast du das zuerst nicht verlangt?“ Während er fragte, hob er den Kopf und sah sie an. Und unter diesem farblosen Blick fühlte Nadja sich vollkommen durchschaut.

„Hast du für mich eine Entscheidung getroffen?“ fragte sie schließlich.

„Noch keine. Aber ich frage mich, ist es klug, dich weiterhin hier zu lassen? Es ist die fünfte Angelegenheit, die dir gelingt, aber es genügt ein Zufall — dieser Geruch deiner Aktentasche vielleicht —, daß alles entdeckt wird. Verstehst du nicht, was ich meine?“

Sie fühlte, wie sie bleich wurde. Nicht wegen dieser Werkspionage wollte man sie entfernen. Es war etwas anderes; sie hatte es vermutet, als sie in dem Zug, der sie von Brügge heimführte, die Nachricht gelesen hatte, daß in Walcheren ein junger Mann ermordet worden sei — zu der Zeit, als sie in Vlissingen die eigenartige Überwachung durchführte, die Smirnin ihr aufgetragen hatte.

„Doch“, sagte sie endlich mit erstickter Stimme.

„Genügt es dir, wenn ich dir sage, daß für uns eine Gefahr darin liegt, dich hier zu lassen?“

Das Telephon läutete. Smirnin hob ab. Eine höfliche, nichtssagende Unterhaltung auf Französisch.

Sie mußte dem Gefängnis entfliehen, der fürchterlichen braungelben Kolo-quinte, dachte sie. Aber war es an den glatten Wänden möglich?

Hilarion hängte auf, notierte einige Worte auf einem Zettel, den er sorgsam einordnete. Dann sagte er, ohne den Kopf zu wenden, die Hände auf den Tisch ausgebreitet: „Ich verlange nicht, daß du sofort ,ja' zur Reise nach Rußland sagst. Meine Unmenschlichkeit geht nicht so weit. Bleib einige Zeit daheim. Man weiß nicht, daß du hier bist?“

„Nein. Im Büro habe ich meine alte Adresse angegeben. -“Meine Mutter ist unterrichtet: wenn ein Brief kommt, hebt sie ihn mir auf. Sie selbst weiß nicht, wo ich wohne.“

„Gut. Also verhalte dich ruhig; ich werde dich verständigen.“ Hilarion stand auf. Sie schritt durch den Raum. Sie fühlte sich von einer unbegreiflichen Hast getrieben, aus dieser Wohnung herauszukommen. Er rief sie zurück:

„Nadjejda Pavlovna!“

Sie wandte sich um. Er zeigte ihr einen Briefumschlag, den er eben auf den Tisch gelegt hatte. Sie wollte schon zurückweichen. Im Anfang hatte sie versucht, diese Summen, die Hilarion ihr angeboten hatte, zurückzuweisen. Er war in sie gedrungen. Sie hatte nachgegeben. Sie gab immer nach. Er beobachtete sie mit seinem eisigen Blick; sie kam zum Tisch zurück, nahm den Umschlag und öffnete den Verschluß der Aktentasche ...

„In spätestens acht Tagen wirst du von mir hören“, sagte Hilarion.

Sie antwortete nicht, schob den Umschlag in die Ledermappe und öffnete die Tür. Rasch stieg sie die alte Treppe mit dem abgenutzten Teppich hinunter.

Auf der Straße blieb sie zögernd stehen. Ging dann langsam weiter.

Als sie die erste Brücke überschritt, die das linke Ufer mit der Insel verbindet, fuhr ein Schleppkahn unter dem Brückenbogen durch. Sie blieb wieder stehen und betrachtete ihn eine gute Weile. Die Männer handhabten die Stangen, die nackten Füße gegen eine Leiter gestemmt, die auf dem Dach der Bootshütte befestigt war: einer von ihnen, dessen Gesicht sich vor Anstrengung verzerrte, hielt eine Rose zwischen den Zähnen. Der Kahn war vorüber. Der Kiel zog eine tiefe Furche im brodelnden Wasser. Nadja stand in Gedanken versunken da. Sie wandte sich ab und sah einen Augenblick auf die Tasche aus rotem Saffianleder, die Smirnins Geld enthielt. Mit einer heftigen Bewegung ließ sie den Verschluß aufspringen und schob die Hand hinein; da war der Umschlag. Sie nahm ihn und warf ihn in die Seine. Und wußte plötzlich, daß sie dem Gefängnis entronnen war.

(Aus dem Roman „Das flammende Schwert“. Mit Bewilligung der Amandus-Edition, Wien.)

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