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Wege nach Rom

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Nach dem 1. Band sind noch zwei weitere er- Ichienen, und im großen und gärizen’ wäre von die| sen ungefähr wieder dasselbe zu sagen wie in Nummer 35 der „Furche” von 1957. Es sind wieder (30) Lebensbilder von Konvertiten unserer Zeit, die in dieser Sammlung erscheinen; einige Frauen, viele Männer und überwiegend Literaten. Das hängt vielleicht damit zusammen, daß Literaten sich leichter auszusprechen vermögen über die persönlichen Dinge des Lebens und ihre seelischen Intimitäten, auch rascher öffentlich werden. Ob sie auch immer bemerkenswerter sind, das bleibe dahingestellt. Im Falle Joris Huysmans wären einige Bedenken immerhin sehr angebracht, auch wenn man nicht gerade der krassen Meinung Leon Bloys ist.

Die Qualität der biographischen Profile ist wiederum sehr unterschiedlich. Vieles ist etwas zu anekdotisch behandelt und an den Rändern ver- schliffen, und eine gewisse Zimperlichkeit macht sich hin und wieder bemerkbar. Es sind offenbar auch einige Abschreiber am Werk gewesen, die sich an zu schwierigen Dingen versuchten, und die 17 Seiten über Hugo Ball sind ein verlegenes Geschreibe um das Wesentliche herum. Hier bekommt man etwas nur aus vierter Hand. Peinlich berühren auch die 18 Seiten über die Schauspielerin Eva Lavalliėre; nicht wegen der, wie man zu sagen pflegt „leichtfertigen Vergangenheit” der Dame, sondern wegen des Mangels an Niveau. Es geht kaum über Banalitäten hinaus und hinterläßt einen Beigeschmack von Bigotterie. Diese Lavalliėre paßt nicht ins Milieu/ der Papini, Sigrid Undšet, Henri ‘ Bergson usw„ Ins Milieu von Männern und Frauen, die auch von geistigem Rang gewesen sind.

Die bisher erschienenen Bände bringen eine Fülle von biographischem Material, das wohl nicht immer leicht zu beschaffen gewesen sein wird. Benützer dieses Materials seien allerdings davor gewarnt, allzu vertrauensselig zu sein; denn soweit ich kontrollieren konnte, ist nicht alles hieb- und stichfest. Bemerkenswert, weil weniger Bekanntes vorlegend, sind die Lebensbilder von Evelyn Waugh, Gabriel Marcel, Ernest Psichari, Pierre van der Meer de Walcheren, Keynon Reynolds und Adolf Rette. Mehr nur Bekanntes wiederholend sind die über Claudel, Gertrud von le Fort, Charles du Bos und Johannes Jörgensen. Vermißt haben wir Madeleine Sėmer, Reinhold Schneider, Theodor Haecker und andere, aber vielleicht werden noch weitere Bände erscheinen, in denen sie Platz finden können.

Die Uebertragung ist leider nicht das,-was man erwarten dürfte. Sie ist stellenweise trocken und hart wie Kopfsteinpflaster und ohne Biegsamkeit. Im 2. Band hat sich die Uebersetzerin /den unfreiwilligen Scherz geleistet, aus dem Präraffaeliten Dante Gabriel Rossetti (geboren 1828) einen „vor-, raffaelitischen Maler” zu machen, und häufige und peinliche Druckfehler (sind es nur Druckfehler?) lassen die nötige Sorgsamkeit vermissen.

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