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Zwei Dichter

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Als Festwochenbeirag bringt das H i s t o r i«rh>';'M;tes-les--rfd,ie5i!!S t a d fr Wien die, schoii lang«, erwartete 1 o--hann - Nestroy - Ausstellung. Sie wurde vom Chef des Hauses, Hofrat Glück, gestaltet und man darf ihm gratulieren. Zug um Zug fügt sich die Schau zum scharf konturierten Persönlichkeitsbild des Schauspielers und Dichters, ein weiterer illustrativer Ausgriff ins Milieu und in die zeitlichen Hintergründe wurde in weiser Beschränkung vermieden. Nestroy allein tritt ins Licht, in wechselnden Masken, verschmitzt, philosophierend, komischgravitätisch, immer bereit, seine Blitze zu schleudern, respektlos gegen die Obrigkeit, scharfsinnig und hellhörig gegen' feine und g'wöhnliche Leut' und deren Treiben und Narreteien, dazumal wie heute. Ein schlanker Hecht schießt durch den phäakischen Karpfenteich des „Hamurs“. Die Lithographenkreide hat das Abbild seiner Physiognomie beschönigt, da zeigt er sich in gefälliger Aufmachung, biedermeierlich-fiebenswürdig oder papahaft-adrett. Anders erscheint er in den Rollenphotos aus dem Nestroy-Album von 1860: lange, magere Gestalt, dunkle Augen, festes Kinn, Komödiantenfalten um Mund und Nase, die Ähnlichkeit mit Alexander Girardi ist manchmal überraschend. DeT große Bestand an textlicher und bildlicher Dokumentation von Nestroys Wirken, teils Besitz des Museums, teils Leihgaben, wird in guter, übersichtlicher Anordnung gezeigt. Wenige „Reliquien“ aus dem Besitz des Privatmannes Nestroy (von einem allegorischen Erinnerungsblatt, das ihm bei seinem Abschied vom Carltheater überreicht wurde, meinte er: „So ehrt man einen verstorbenen Erzbischof, aber keinen lebendigen Mimererl“), aber viele beredte Zeugnisse seiner Popularität, von der Statuette in Bronze und Porzellan bis zum schlimmen Buben Willibald, der als bunte ■Btecbschfiitt .einen j^tefcetetMJfei s ziejit, 3Rie eingepchwqren^rV NeSueyaöefa waren schon längst in der Ausstellung, allen übrigen gelernten Wienern sei der Besuch wärmstens empfohlen.

In kleinerem Rahmen, doch mit der gleichen Akribie wurde die A r t h u r-Schnitzler - Gedenkausstellung gestaltet, die im Kupferstichkabinett der Akademie der Bildenden Künste zu sehen ist. Kenntnisreicher Fleiß hat hier Vorbildliches geleistet. (Doktor Ferdinand Wernigg von der Stadtbibliothek zeichnet verantwortlich.) Außer vielen Autographen, Photos und Dokumenten aus des Dichters Leben und Schaffen bringt die Schau in prägnanter Weise das Abbild der Zeit, in der Schnitzler wirkte, und umreißt seine Stellung als Schilderer und Diagnostiker einer Epoche im späten Licht: das ist die Welt Anatols, das sind die Träume des süßen Mädels, das Ist Wandern auf einsamen Wegen: eine Welt leiser Mollklänge und gedämpfter Pastelltöne, Anmut zerbricht an den unbegreiflichen Härten des Lebens, im weiten, herbstlichen Land wohnt Empfindungstiefe neben Leichtfertigkeit, Herzensgüte neben Unverstand. Dies alles läßt sich in seiner Vielfalt in ein Wort fassen: Schnitzler-Zeit.

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