Wir brauchen immer weniger unausgebildete Arbeitskräfte. Bei bestimmten Facharbeiterberufen - wie Fachkräfte mit EDV-Kenntnissen - gibt es aber weiterhin Bedarf. Auch bei wirtschaftsorientierten Dienstleistungen wie Rechts- und Wirtschaftsberatung, Datenverarbeitung, Marketing, Werbung, Forschung und sozial orientierten Dienstleistungen besteht Nachfrage.
Bei hochqualifizierten Arbeitskräften gibt es ebenso einen Bedarf. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Telekommunikation. Nach dem Fall des Postmonopols boomt diese Branche und erzeugt ein Vakuum an Telekom-Fachleuten.
Die Arbeitswelt braucht dem oben aufgezeigten Trend entsprechend weniger Arbeiter in Fabriken und Produktionsstätten, aber mehr Montage und Wartungsberufe.
Wirtschaftliche Dienstleistungen und auch teilweise Berufe im öffentlichen Dienst - in Kultur, Unterhaltung, Gesundheit und Recht - haben anhaltenden Bedarf.
In der Kommunikationstechnik haben wir in Österreich derzeit einen boomenden Markt. Es gibt keine Tageszeitung, die nicht zum Wochenende seitenweise Fachkräfte sucht. In meiner Abteilung für "Telekommunikation, Information und Medien" an der Donauuniversität in Krems könnte ich derzeit um ein vielfaches mehr an Studenten ausbilden. Die Nachfrage ist enorm. Am Gang unseres Instituts hängt ein Brett mit Jobangeboten, das seit zwei Jahren nie leer ist. Wie in den sechziger und siebziger Jahren können die Studenten auswählen.
Diese Situation brachte die Liberalisierung im Bereich der Post und des Rundfunks. Neben der PTA (Post und Telekom Austria) entstehen mehrere konkurrierende Unternehmen. Im Mobiltelefonsektor gibt es neben dem früheren Monopolisten Mobilkom die Firma Maxmobil. Ein dritter Anbieter bereitet sich derzeit vor, und ein vierter hat im Verkehrsministerium um eine Lizenz angefragt. Dies bringt einerseits niedrigere Tarife für die Konsumenten, andererseits aber mehr Arbeitsplätze. Ein Telekomoperator braucht, um österreichweit agieren zu können, etwa 800 Mitarbeiter. 800 neue Jobs und dies mehrfach.
Daneben nimmt die Beschäftigtenzahl bei den Lieferanten zu. In der Zeit des Monopols gab es, so wie zu Kaiserszeiten "Hoflieferanten". Hatte man eine Ausschreibung gewonnen, war man für einen längeren Zeitraum konkurrenzloser Lieferant. Mit dem Wegfall des Monopols und dem Auftreten neuer Firmen entstand mehr Konkurrenz. Die Lieferpreise fielen auf internationales Niveau und neue Firmen wurden in Österreich aktiv. Eine finnische Firma war vor einigen Jahren bei uns gar nicht vertreten und wird in wenigen Monaten eine eigene Forschung unterhalten.
Ein ähnlicher Trend steht beim Radio und Fernsehen bevor. 350 Firmen haben sich um eine Radiolizenz beworben (siehe Dossier Nr. 9/98, Anm. d. Red.). Aufgrund des Engpasses bei den Frequenzen konnten nur 50 vergeben werden. Aber auch diese 50 sind neue Unternehmen für Österreich. Ein Betrieb wie das steirische Privatradio "Antenne Steiermark" hat zirka 80 Mitarbeiter. Rein rechnerisch entstehen derzeit 50 mal 80 neue Mitarbeiter. Also einige tausend neue Arbeitsplätze. Wo kommen Sie her? Vom staatlichen Rundfunk ORF? Wohl zu wenig. Auch von der Ausbildung wird von Privatradios ein anderes Profil erwartet. Man kann sie nicht abwerben. Man muß sie ausbilden und selbst schaffen. Der Markt ist auf diesem Gebiet "leergesaugt".
Beobachtet man als "Arbeitskraft" deratige Trends in der Wirtschaft und macht diese "Wirtschaftszyklen" mit seiner eigenen Ausbildung mit, paßt sich also den Markterfordernissen an, so hat man immer einen gute und sichere Arbeitschancen. J.G.
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